Eigentlich sollte jemand wie Saichi Sugimoto als ein Kriegsheld gefeiert werden, wegen seines Einsatzes im Russisch-Japanischen Krieges. Jedoch hat es sich der wegen seines Todesmutes „der unsterbliche Sugimoto“ bekannte Soldat mit seinen Vorgesetzten verscherzt, sodass er nun in den Wäldern Hokkaidos nach Gold schürft, in der Hoffnung, ein Versprechen, welches er einem gefallenen Kameraden gab, einlösen zu können und sich um dessen Witwe zu kümmern. Eines Tages hört er von seinem Gefährten die Legende von dem sagenumwobenen Schatz der Ainu, der Ureinwohner Hokkaidos, einer Kriegskasse, die einst gestohlen wurde. Im Gefangenschaft schwieg der Dieb über den Schatz, egal, wie sehr man ihn folterte und tätowierte die Schatzkarte auf die Rücken seiner Mitgefangenen ein. Natürlich glaubt Sugimoto kein Wort, zumindest so lange, bis er selbst einen jener Gefangenen findet, der auf seinem Rücken eine merkwürdige Tätowierung aufweist. Doch die grausam verstümmelte Leiche ist das Werk eines Bären, den Sugimoto nur mithilfe der jungen Ainu-Jägerin Asirpa besiegen kann. Angewiesen auf ihre Fähigkeiten bei der Jagd, ihrer Kenntnis der Ainu und der Landschaft bietet ihr Sugimoto eine Partnerschaft an: Sie beide machen sich auf die Suche nach dem Schatz und er behält am Ende nur soviel von dem Geld, damit die Witwe seines Kameraden genug zum Leben hat. Allerdings sind Airpa und Sugimoto nicht die Einzigen, die nach der verschollenen Kriegskasse der Ainu suchen, denn neben einer Division der japanischen Armee unter der Leitung eines machthungrigen Generals sind es auch die einstigen Mitgefangenen des Diebes, die sich auf die Suche nach dem Schatz begeben haben.
Die Schwachen werden gefressen
Der Manga Golden Kamuy stammt aus der Feder Saturo Nodas, der die Geschichte um den tapferen Soldaten Saichi Sugimoto und seine Begleiterin Asirpa zudem illustrierte. Für die mittlerweile mehr als 20 Ausgaben umfassende Reihe wurde Noda unter anderem mit dem renommierten Osamu-Tazuka-Kulturpreis geehrt. Mit Golden Kamuy hat Noda eine spannende Abenteuergeschichte verfasst, die mit interessanten Charakteren wie auch vor einem komplexen kulturellen Hintergrund spielt und so den Leser nicht nur unterhält, sondern auch einen Teil Japans nahebringt, der bisweilen in anderen kulturellen Erzeugnissen des Landes nur eine untergeordnete Rolle spielt.
Auch wenn sich Teile der Handlung des ersten Bandes der Reihe in den Städten auf Hokkaido abspielen, liegt das Zentrum der Geschichte doch in der Natur dieser Insel. Mag die verschneite Landschaft den Anschein einer Idylle wecken, ist sie aus der Nähe eine, die keine Schwachheit und kein Zögern duldet. Neben ihren Verfolgern müssen sich Sugimoto und Asirpa wiederholt den Gefahren des Waldes stellen wie beispielsweise dem furchterregenden Bären. Diese Welt kennt keine Gnade und belohnt nur die Starken, wie Asirpa an einer Stelle sagt, sodass man schnell lernen muss, sich ihr anzupassen, da man ansonsten einem schmerzhaften Tod entgegensieht.
Von Ainu und dem Ausbrecherkönig
Jedoch ist es nicht nur die Welt, die Noda erschafft, sondern auch die interessanten Charaktere. Neben den bereits erwähnten Sugimoto und Asirpa ist es vor allem der kulturelle Hintergrund der Ainu, der Ureinwohner dieses Teils Japans, deren Traditionen, Sprache und Essgewohnheiten wichtige Aspekte der Geschichte ausmachen. Details wie die Jagdgewohnheiten sowie die immer wieder für lockere Momente sorgenden Unterschiede zwischen Asirpa und Sugimoto zeigen, warum gerade Hokkaido bis heute noch als „anderes Japan“ im Volksmund gesehen wird.
Darüber hinaus sind es Nebencharaktere wie der Ausbrecherkönig Yoshitake Shiraishi, welche die Geschichte nicht nur spannend machen, sondern auf die politisch-gesellschaftlichen Verstrickungen verweisen, die sich im Japan zu Anfang des 20. Jahrhundert eine Rolle spielen.
OT: „Golden Kamuy“
Land: Japan
Jahr: 2014
Autor: Saturo Noda
Zeichner: Saturo Noda
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