Auf ihrer Suche nach den Teilen der Schatzkarte bekommen Saichi Sugimoto, auch bekannt als „Der Unsterbliche Sagimoto“ wegen seines todesmutigen Kampfeinsatzes im Russisch-Japanischen Krieg, und das Ainu-Mädchen Asirpa einen ersten Eindruck davon, mit wem sie konkurrieren um den sagenumwobenen Ainu-Schatz. Die Männer der Siebten Division, deren Leitung Oberleutnant Tsurumi sich auf brutale Weise gesichert hat, ist ebenfalls auf der Jagd nach dem Schatz und sie haben nach Sugimotos Kampf gegen einen ihrer Männer die Verfolgung aufgenommen. Nur durch eine List und die Lehren der Ainu für die Jagd gelingt beiden abermals die Flucht, sehr zum Ärger Tsurumis, der sich von dem Schatz nicht nur Macht und Einfluss verspricht, sondern auch jene Wiedergutmachung für den Einsatz, den er und seine Männer im Dienste Japans geleistet haben. Während sich in der kleinen Hafenstadt weitere Mitstreiter um das Gold versammeln, bringt Asirpa Sugimoto in ihr Dorf mitten im Wald, wo ihre Großmutter und der Rest des Stammes beide freundlich empfangen. Neben weiteren Informationen über die Sprache, die Traditionen und die Kochkunst der Ainu hört Sugimoto auch Geschichten über Asirpa, welchen Status sie innerhalb ihres Stammes hat und ihre Verbindung zur Tierwelt, insbesondere dem mächtigen weißen Wolf Retar, der ihr und Sugimoto schon einmal das Leben rettete. Als Sugimoto schließlich versteht, wie tief die Liebe ihrer Großmutter zu Asirpa ist, beschließt er, alleine weiterzuziehen, was ihn jedoch in große Gefahr bringt und in die Arme des rachsüchtigen Tsurumis.
Chitapap und Miso
Die zweite Ausgabe des Mangas rund um die Abenteuer Saichi Sugimotos und der Ainu-Jägerin Asirpa ist teils immer noch Exposition, teils aber eine Weiterführung verschiedener Erzählstränge. Autor und Illustrator Saturo Noda erzählt neben den Erlebnissen seiner beiden Protagonisten auch immer wieder von der Meji-Ära, in der Golden Kamuy spielt, von den Sitten und Bräuchen der Ainu sowie von den geografischen Besonderheiten Hokkaidos im Vergleich zum Rest Japans. Wie schon im ersten Band macht gerade diese Verknüpfung der informativen Elemente mit der Erzählung, die dieses Mal wieder nicht mit reichlich Action geizt, den Reiz von Golden Kamuy aus.
Die asiatische Erzählkunst, egal ob als Roman, Manga oder als Film, hat eine große Tradition, was das Motiv des Essens und des Zubereitens von Mahlzeiten angeht. Was bereits im ersten Band begann, wird im zweiten nun fortgesetzt, wenn Asirpa und Sugimoto die erlegte Beute zu Eintöpfen, Fleischbällchen oder anderen Köstlichkeiten zubereiten. Auch wenn so mancher Brauch gerade Sugimoto befremdlich vorkommt und auf den Magen schlägt, deutet sich über diesen Aspekt die Verbundenheit der beiden Charaktere an, aber auch eine Veränderung, gerade was sie Kultur der Ainu angeht. Mag sie auch das angebotene Miso widerlich finden und als „Kacke“ bezeichnen, so zeigt sich Asirpa als eine Wiedergängerin zwischen Tradition und Weltoffenheit in ihrer Freundschaft mit Sugimoto.
Der Krieg ist noch lange nicht vorbei
Neben diesen Elementen zeigt sich nicht nur in Charakteren wie Sugimoto, sondern auch in Figuren wie Tsurumi das Trauma des Krieges. Auch wenn dessen Charakter noch nicht so im Vordergrund dieses Bandes steht, wie es später der Fall sein wird, gelingt in nur wenigen Panels die Zeichnung eines Mannes, der seinen ganz eigenen Krieg ausfechtet und dabei gewillt ist über Leichen zu gehen. Die ihn entstellende Kriegsverletzung zeigt eine gewisse Seelenverwandtschaft zu Sugimoto, dessen Gesicht wie auch sein ganzer Körper von Narben übersät ist. Die Konfrontation dieser beiden Männer und ihre Geschichte gehört mit zu den stärksten Momenten dieses Bandes.
OT: „Golden Kamuy“
Land: Japan
Jahr: 2015
Geschichte: Saturo Noda
Zeichnung: Saturo Noda
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