Ich und der Herr Direktor

Norman (Norman Wisdom) hat einen Traum: Er möchte Schaufenster dekorieren! Im Kaufhaus arbeitet er schon, jedoch nur im Lager, eine Stelle, die ihm nicht so wirklich viel Spaß macht. Und dummerweise sieht es auch nicht danach aus, als würde ihm der Aufstieg gelingen, da er sich schon bei der ersten Begegnung so richtig mit dem Chef Augustus Freeman (Jerry Desmonde) verscherzt hat. Durch eine Verstrickung von Zufällen gelingt es ihm aber immer wieder, doch noch irgendwie in dem Laden beschäftigt zu bleiben. Zum Glück! Nicht nur, dass seine große Liebe Sally Wilson (Lana Morris) dort arbeitet, der er noch immer nicht seine Gefühle gebeichtet hat. Er ist auch der einzige, der es vor dem Untergang bewahren kann – ohne es zu wissen …

Humoristische Zeitreise
Beim Anschauen von Ich und der Herr Direktor darf man gleich doppelt nostalgisch werden. Zum einen darf man an die Zeiten zurückdenken, als Kaufhäuser noch so etwas wie eine eigene Welt waren, in die man eintauchen konnte, Labyrinthe aus Stockwerken und Warenabteilungen, die einen zum Staunen brachten – und nicht als Dinosaurier galten, denen man den Gnadenschuss geben musste. Zum anderen handelt es sich um den ersten großen Film des klein gewachsenen Komikers Norman Wisdom, der in den 50ern und 60ern ein ziemlicher Star war, inzwischen aber in Vergessenheit geraten ist. Dessen Humor auch deutlich einer anderen Zeit entstammt.

Der kann manchmal ein bisschen anstrengend sein, umso mehr, da Wisdom einige Gags wirklich zu Tode reitet. Gerade die Begegnungen mit seinem Chef führen zu Missgeschicken oder auch Lachanfällen, die irgendwie kein Ende nehmen wollen. Es ist auch ein Humor, der zu einem Großteil auf visuellen Witzen beruht. Wisdom selbst sagte mal, dass er keine Witze erzählen könne, sondern es leichter fände, einfach irgendwo hinzufallen. Das tut er dann auch in Ich und der Herr Direktor gerne mal. Die Komödie verwendet Slapstick-Momente ganz klassischer Art, die durch gelegentliche Mimik-Entgleistungen ergänzt werden. Selbst wenn es die Situation gar nicht so wirklich hergibt, Grimassen schneiden geht irgendwie immer.

Ein Spiel der Kontraste
Das steht in einem starken Kontrast zu den anderen Figuren, die weitestgehend sehr ernst auftreten und damit einen Gegenpol zu dem Wirbelwind bieten. Eine Ausnahme stellt die von Margaret Rutherford (16 Uhr 50 ab Paddington) gespielte Ladendiebin dar, die auf mal einfallsreiche, mal nur besonders dreiste Weise regelmäßig das Kaufhaus erleichtert und zu den Höhepunkten des Films zählt. Leider ist ihre Rolle nicht besonders groß, hat mit der eigentlichen Geschichte auch gar nichts zu tun. Vielmehr wurde die britische Veteranin wohl hauptsächlich deswegen angeheuert, um noch einen Star auf dem Plakat platzieren zu können. Den Rest des Ensembles dürften man eher weniger kennen, wobei Jerry Desmond als Gegenspieler von Wilson in mehreren dessen Filme mitwirkte.

Wobei auch Wilson selbst seine Talente hat. Beispielsweise kann er beeindruckend gut singen, wie er mehrfach in dem Film unter Beweis stellt. Sobald Ich und der Herr Direktor zudem mal anfängt, eine Art von Geschichte zu erzählen und von finsteren Gestalten bevölkert wird, kommen auch die komödiantischen Fähigkeiten besser zum Einsatz. Wilson, der hierfür einen BAFTA Award als bester Newcomer erhielt, gefällt als naiver Tollpatsch, der zuerst gar nicht realisiert, wie ihm geschieht. Und auch das Finale macht Spaß, als großer, absurder Blödsinn, der an das Kind in uns allen appelliert. Wer sich davon angesprochen fühlt oder eine kleine Zeitreise in eine unschuldigere Vergangenheit unternehmen möchte, der kann ruhig dem Kaufhaus mal einen Besuch abstatten, auch wenn es aus heutiger Sicht nicht mehr so ganz nachzuvollziehen ist, warum der Film seinerzeit in England ein so großer Erfolg war.