Als Karen Dinesen (Meryl Streep) 1913 ihren verarmten Vetter Baron Bror Blixen-Finecke (Klaus Maria Brandauer) heiratet, dann nicht aus großer Liebe. Denn eigentlich wollte sie mit dessen Bruder zusammen sein. Und auch anderweitig hält sich das Leben nicht so recht an ihre Pläne. Die vermögende junge Dänin und ihr Gatte hatten sich anfangs darauf geeinigt, mit ihrem Geld eine Rinderzucht in Kenia aufzubauen. Stattdessen kaufte dieser aber eine Farm im Hochland und will dort eine Kaffeeplantage aufbauen. Glücklich ist sie damit nicht, genauso wenig mit der Ehe. Aber sie weiß sich zu beschäftigen, kümmert sich einerseits um die Plantage, andererseits um die medizinische Versorgung der Einheimischen. Ihr Herz schlägt jedoch bald für den Großwildjäger Denys Finch Hatton (Robert Redford) …
Den Namen Sydney Pollack verbindet man ganz gerne mit dem Thrillergenre, mit Filmen wie Die drei Tage des Condor oder Die Firma wurde er zu einem Synonym des Spannungskinos. Dass er auch ganz anders kann, das bewies er in einer Reihe von Dramen. Das berühmteste hiervon ist sicherlich Jenseits von Afrika, das 1985 zu einem absoluten Kassenschlager wurde. Allein in Deutschland gingen seinerzeit mehr als vier Millionen Menschen in die Kinos, um die Lebens- und Liebesgeschichte der vom Unglück verfolgten Karen Blixen zu verfolgen. Vor allem war der Film der große Gewinner bei der Oscar-Verleihung 1986: Ganze elf Mal war er nominiert, sieben Mal triumphierte er am Ende. Unter anderem wurde er zum besten Film des Jahres gekürt, dazu gab es für Pollack die Auszeichnung des besten Regisseurs.
Malerische Aufnahmen einer fremden Welt
Nun kann man sich bei den Oscars traditionell vortrefflich darüber streiten, welche Auszeichnung nun verdient ist und welche nicht. Gerade im Fall von Jenseits von Afrika geschah das auch, die Kritiken waren seinerzeit – und sind es heute – sehr gemischt. Unstrittig und das beste Argument schlechthin, sich den Film einmal anzuschauen, sind die fantastischen Bilder. Die Ausstattung ist verschwenderisch, Kameramann David Watkin (Mondsüchtig) hat schwelgerische Aufnahmen der wilden Natur mitgebracht, die natürlich vor allem auf einer großen Leinwand ihre ganze Pracht entfalten. Es ist nahezu unmöglich, nicht auf die weiten Steppen zu blicken und von diesen verzaubert zu werden.
Das gilt heute vielleicht sogar noch ein bisschen mehr als vor 35 Jahren. Während heute die Welt deutlich näher zusammengerückt ist, fremde Orte dank Vernetzung und allgegenwärtiger Bilder jedem gehören und ihre Einzigartigkeit verlieren, da erinnert Jenseits von Afrika an die Exotik von einst. Hier darf man noch davon träumen, wirklich ferne Länder zu entdecken und in eine unbekannte Welt einzutauchen, die unerreichbar scheint. Von Reisen, die gefährlich sind und Tage bis Wochen dauern konnten. Gerade die Sehnsucht alles hinter sich zu lassen, welche in einer übersättigten, hektischen Gesellschaft immer mehr Menschen ergreift, findet hier ein Ventil. Blixen war so etwas wie eine Aussteigerin, lange bevor das Konzept salonfähig geworden ist.
Überbleibsel einer anderen Zeit
Allerdings geht dies auch mit einer gewissen Romantisierung einher, die heute mindestens fragwürdig ist. Das betrifft einerseits den Umgang mit der lokalen Bevölkerung. An manchen Stellen schimmert zwar durch, welche Verbrechen mit der Kolonialisierung Afrikas einhergingen, Hatton macht in der Hinsicht einige Kommentare. Das ändert aber nichts daran, dass die wohlmeinende Blixen sich gern mal über Befindlichkeiten hinwegsetzt und sich als White Saviour inszeniert. Der andere befremdliche Punkt ist der Umgang mit den wilden Tieren, der zuweilen mehr an eine Safari erinnert. Tiere sind dazu da, den Menschen zu dienen und sie zu erfreuen, ein bloßes Mittel zum Zweck. Pollack geht an solchen Stellen nie tiefer darauf ein, obwohl er sich mit seinem langen und langsam erzählten Film viel Zeit lässt.
Wobei die eigentliche Attraktion ohnehin die Menschen sind. Vor allem Meryl Streep, die hierfür bereits ihre sechste Oscar-Nominierung erhalten hatte, überzeugt als widersprüchliche Frau, aufgerieben zwischen verschiedenen Männern, unerfüllten Sehnsüchten, gezeichnet von einer Reihe von Schicksalsschlägen. Die Kombination aus den umwerfenden Bildern und dem hochkarätigen Ensemble ist dann auch Rechtfertigung genug, Jahrzehnte später noch einmal eine Reise anzutreten. Jenseits von Afrika ist ein klassisches Melodram, das mit viel Ruhe von Liebe und Leid erzählt, von komplexen zwischenmenschlichen Beziehungen, in denen das Glück immer so nah erscheint, dann aber doch verschwindet und einem nichts anderes übrig bleibt, als erneut den Blick Richtung Horizont zu richten. Denn auch wenn dort am Ende nicht die Erfüllung wartet, so darf man doch weiter träumen von diesem großen, aufregenden Leben, dass es da irgendwo geben muss, während man weiter gegen den Alltag kämpft.
OT: „Out of Africa“
Land: USA
Jahr: 1985
Regie: Sydney Pollack
Drehbuch: Kurt Luedtke
Vorlage: Karen Blixen
Musik: John Barry
Kamera: David Watkin
Besetzung: Robert Redford, Meryl Streep, Klaus Maria Brandauer
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
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Academy Awards | 1986 | Bester Film | Sieg | |
Beste Regie | Sydney Pollack | Sieg | ||
Bestes adaptiertes Drehbuch | Kurt Luedtke | Sieg | ||
Beste Hauptdarstellerin | Meryl Streep | Nominierung | ||
Bester Nebendarsteller | Klaus Maria Brandauer | Nominierung | ||
Beste Musik | John Barry | Sieg | ||
Beste Kamera | David Watkin | Sieg | ||
Bestes Szenenbild | Stephen B. Grimes, Josie MacAvin | Sieg | ||
Bester Ton | Chris Jenkins, Gary Alexander, Larry Stensvold, Peter Handford | Sieg | ||
Beste Kostüme | Milena Canonero | Nominierung | ||
Bester Schnitt | Fredric Steinkamp, William Steinkamp, Pembroke J. Herring, Sheldon Kahn | Nominierung | ||
BAFTA Awards | 1987 | Bestes adaptiertes Drehbuch | Kurt Luedtke | Sieg |
Beste Hauptdarstellerin | Meryl Streep | Nominierung | ||
Bester Nebendarsteller | Klaus Maria Brandauer | Nominierung | ||
Beste Musik | John Barry | Nominierung | ||
Beste Kamera | David Watkin | Sieg | ||
Bester Ton | Tom McCarthy Jr., Peter Handford, Chris Jenkins | Sieg | ||
Beste Kostüme | Milena Canonero | Nominierung | ||
César | 1987 | Bester ausländischer Film | Nominierung | |
Golden Globe Awards | 1986 | Bester Film – Drama | Sieg | |
Beste Regie | Sydney Pollack | Nominierung | ||
Bestes Drehbuch | Kurt Luedtke | Nominierung | ||
Beste Hauptdarstellerin – Drama | Meryl Streep | Nominierung | ||
Bester Nebendarsteller | Klaus Maria Brandauer | Sieg | ||
Beste Musik | John Barry | Sieg |
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