In den 1950er Jahren wächst Udo Lindenberg als Sohn von Gustav (Charly Hübner) und Hermine (Julia Jentsch) in Gronau Westfalen auf. Seine Begeisterung für die Musik, insbesondere fürs Trommeln, wird vor allem durch den Vater gebremst, der ihm versucht Vernunft einzureden und so wie er Klempner zu werden, da die Lindenbergs es nie zu etwas bringen werden im Leben. Darüber hinaus führt die Alkoholsucht des Vaters immer wieder zu Streitigkeiten in der Familie, sodass Udo so schnell es geht, die Heimat verlassen will und die Welt sehen möchte. Später kommt Udo (Jan Bülow), nach diversen Jobs als Kellner und als Aushilfe in verschiedenen Jazzkombos, nach Hamburg, wo er hofft, seinen Traum von der Karriere als Künstler endlich wahr werden zu lassen. Als Schlagzeuger in einer Rockband in der bekannten Musikkneipe „Onkel Pö“ knüpft er nicht nur erste Kontakte in der Szene, sondern auch zu Mattheisen (Detlev Buck), einem Talentsucher. Zusammen mit seinem besten Freund aus Jugendzeiten Steffi Stephan (Max von der Groeben) gelingt es tatsächlich, eine erste Platte aufzunehmen, jedoch floppt diese fürchterlich und Udo fällt in ein tiefes Loch. Schließlich wird Udo, nach einer Liebesgeschichte in Ost-Berlin, dazu ermutigt, seine deutschen Texte einmal vorzusingen, was ihm seinen ersten wirklichen Erfolg beschert.
Poesie und Kommerz
Udo Lindenberg ist innerhalb der deutschen Musikindustrie eine wahre Ikone, hat er doch, wie viele seiner Kollegen, die deutsche Sprache für die Musik wiederentdeckt in einer Zeit, in der man außerhalb vom Schlager, eher dazu tendierte auf Englisch zu singen. Im Zuge von so erfolgreichen Musikerfilmen wie Walk The Line, Bohemian Rhapsody oder Rocketman war es nur eine Frage der Zeit, bis sich ein deutscher Film mit der bewegten Karriere Lindenbergs auseinandersetzen würde. Unter der Regie von Hermine Huntgeburth entstand so ein Film über die Anfänge Lindenbergs bis zu seinen ersten Erfolgen, seine Einflüsse und prägende Erlebnisse in seinem Leben wie auch seiner Karriere.
Im Grunde erzählt Huntgeburths Film die Geschichte eines entschlossenen Träumers und Poeten. Speziell die bewegte Hamburger Musikszene der 70er Jahre bildet den erzählerischen Kern der Geschichte, war sie doch für viele aufstrebende Musiker neben Düsseldorf und Berlin eine Zufluchtsstätte wie auch eine Chance, den Traum von der Karriere wahr werden zu lassen. Der von Jan Bülow sehr sensible gespielte Lindenberg passt augenscheinlich sehr gut in diese Welt, lässt sich von einem Job in den nächsten treiben, von einer Liebschaft zur nächsten und gibt sich ganz dieser Welt hin, die ihm neben einem Dach über dem Kopf und einer Arbeit zudem noch jede Menge Inspiration gibt für seine Texte.
Interessant wird die Geschichte besonders, wenn es um den Übergang des Poeten hin zu der kommerziell ausgerichteten Welt des Musikgeschäfts geht. In einer Szene, die, wie oft im Film betont wird, gerne für sich bleiben will und den Kommerz, repräsentiert durch den von Detlev Buck gespielten Mattheisen, ablehnt, muss jemand, der auf eine große Karriere setzt, zwangsläufig anecken.
Mach dein Ding!
Neben der Musikszene blickt die Geschichte, unterlegt von den entsprechenden Liedern Lindenbergs, zurück auf bestimmte Stationen in seinem Leben. Hierbei spielt insbesondere das Elternhaus eine gewichtige Rolle, der von Charly Hübner gespielte Vater, der eine der interessantesten Figuren im Film ist. Darauf pochend, dass einem Lindenberg keine große Karriere gegönnt ist, versucht er seinen Sohn und seine Träume zu bremsen, auch wenn ein nicht geringer Teil von ihm, diesem gerade diese Chance ermöglichen will. Berührend sind Szenen wie diese, in denen er seinen Sohn auf die Theke einer Kneipe stellt und von ihm verlangt ein Gedicht aufzusagen, eine Schlüsselszene, auf die Huntgeburths Film immer wieder Bezug nimmt.
Letztlich ist es dieser Wille, dies wieder gutzumachen, es sich und seinem Vater zu beweisen, der Antrieb für Lindenberg. Doch es ist auch ein schweres Erbe, was sich in der beginnenden Alkoholsucht niederschlägt, die der Film anreißt, aber nicht weiter thematisiert. Der Prozess der Emanzipation von dieser Vaterfigur hat erst begonnen, aber ist noch lange nicht abgeschlossen.
OT: „Lindenberg! Mach dein Ding“
Land: Deutschland
Jahr: 2020
Regie: Hermine Huntgeburth
Drehbuch: Alexander M. Rpmeln, Christian Lyra, Sebastian Wehlings
Musik: Oli Biehler
Kamera: Sebastian Edschmid
Besetzung: Jan Bülow, Detlev Buck, Max von der Groeben, Charly Hübner, Julia Jentsch, Ella Rumpf, Ruby O. Fee, Saskia Rosendahl
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Deutscher Filmpreis | 2020 | Bester Spielfilm | Nominierung | |
Bester Hauptdarsteller | Jan Bülow | Nominierung | ||
Bestes Kostümbild | Sabine Böbbis | Sieg | ||
Bestes Maskenbild | Astrid Weber, Hannah Fischleder | Sieg |
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