Auf den Mund gefallen war Teddy Walker (Kevin Hart) nie, es gibt keine Situation, aus der er sich nicht irgendwie herausredet. Nur an der Schule wollte ihm das nie so recht gelingen, weshalb er sie vorzeitig ohne Abschluss verlassen hat. Bislang konnte er damit ganz gut leben. Doch nun, da er die vermögende Lisa (Megalyn Echikunwoke) datet und sie mit einem tollen Job beeindrucken will, wäre so ein Abschluss doch nicht ganz verkehrt. Warum also nicht einfach eine Abendschule besuchen? Das stellt sich dabei bald als sehr viel kniffliger heraus als gedacht. Nicht nur, dass der Kurs von der strengen Carrie (Tiffany Haddish) geleitet wird, mit der er vorher böse aneinandergeraten ist. Die Schule selbst wird auch noch von Mackenzie (Taran Killam) geleitet, seinem alten Widersacher. Und der hat die gemeinsame Zeit damals nicht vergessen …
Komödien, die an Schulen spielen, gibt es natürlich nicht zu wenig. Schließlich ist das ein Ort, an dem alle mal durch müssen und der uns prägt wie kaum ein anderer. Entsprechend dankbar ist das Setting, um mit bekannten Erfahrungen zu spielen, kombiniert mit lustvollen Übertreibungen. Normalerweise bedeutet dies jedoch, dass wir Zeit mit Kindern oder Jugendlichen verbringen, Protagonisten und Protagonistinnen, die alle noch auf der Suche sind nach sich selbst und einem Weg durch das Chaos, das sie täglich begleitet. Ob nun Lehrern Streiche gespielt werden, man kräftig gegen andere intrigiert, die erste Liebe ansteht oder irgendwelche peinlichen Erfahrungen die Blicke der anderen zur persönlichen Hölle machen – das ist alles Teil des Erwachsenwerdens.
Man lernt doch nie aus
Night School nimmt nun dieses Prinzip, wendet es aber auf Erwachsene an, die im Rahmen einer Abendschule ihren Abschluss nachholen wollen. Das ist als Idee ungewöhnlich, jedoch durchaus clever, erlaubt es doch, eine spätere Selbstfindung zum Thema zu machen. Wie ist das, wenn man etwas nicht vorweisen kann, das ein Großteil der Bevölkerung hat? Was ist ein Abschluss in der heutigen Welt wert, Bildung im allgemeinen? Kann ich durch einen Abschluss meinem Lebensweg noch mal einen anderen Impuls geben und etwas anderes aus mir machen? Das sind durchaus Fragen, die alle irgendwann mal in der Komödie mitklingen, wenn der Spaß mit gesellschaftlich bezogenen Überlegungen einhergeht, etwa zu Rassismus und Statussymbolen.
Dafür hat man ein doch beachtlich breites Figurenkabinett in den Klassensaal gesperrt, die alle auf ihre Weise zu Verlierern wurden. Während Teddy letztendlich einfach nur seine Traumfrau behalten will, geht es für die anderen teilweise um mehr. Theresa (Megalyn Echikunwoke) ist es leid, nur auf ihre Mutterrolle reduziert zu werden, beim mexikanischen Luis (Al Madrigal) kommt das Thema Immigration auf, durch den Insassen Bobby (Fat Joe), der vom Gefängnis aus zugeschaltet wird, steht die Frage nach zweiten Chancen im Klassenraum. Solche sind immer wieder ein beliebtes Element, um in Filmen noch ein bisschen Emotionalität hineinbringen zu wollen. So auch in Night School.
Eine Ansammlung grauenvoller Figuren
Das Problem dabei ist jedoch: Dafür sollte man die Figuren auch irgendwie mögen. Und diese hier geben einem nur sehr wenig Gründe, warum man das denn tun wollte. Die anfängliche Szene mit Teddy und Mackenzie ist so grauenvoll, dass man beide eigentlich nie wieder sehen will. Gleiches gilt für das Aufeinandertreffen von Teddy und Carrie, das zu einem hysterischen Schreiwettbewerb wird. Sicher können Streitigkeiten lustig sein. Diese hier sind es nicht. Sie sind anstrengend, sie sind langweilig und dermaßen in die Länge gezogen, dass man sich als Zuschauer so fühlt, als müsse man gerade nachsitzen, während alle anderen schon nach Hause durften. Ohnehin: Mit der Länge ist das hier so eine Sache, knapp zwei Stunden sind für eine Komödie schon recht lang, vor allem wenn es keine wirkliche Geschichte zu erzählen gibt und man sich nicht um Punkte wie Entwicklung kümmert.
Das soll jedoch nicht bedeuten, dass Night School eine absolute Katastrophe ist. Insgesamt sechs Männer haben an dem Drehbuch mitgearbeitet. Das bedeutet einerseits, dass der Film wie zu erwarten in eine lose Abfolge von Gags zerfällt, man nicht einmal versuchte, eine Identität für die Komödie zu schaffen. Hier darf jeder mal ran und irgendwelchen Blödsinn anstellen, inhaltliche Klammern braucht es nicht – ein bisschen wie in einer Sitcom. Allerdings führt der Mischmasch an unterschiedlichsten Einflüssen und Einfällen dazu, dass inmitten der humoristischen Misere doch hin und wieder mal ein paar Witze zu finden sind, die tatsächlich Spaß machen, anstatt es nur zu behaupten. Ob das ausreicht, um sich den ganzen Film anschauen zu wollen, ist natürlich Ansichtssache. Es hilft dabei, Fan von Kevin Hart (Jumanji: Willkommen im Dschungel, Mein Bester & ich) zu sein, der nicht nur die Hauptrolle spielte, sondern auch am Drehbuch mitarbeitete, und hier mit oft versteinerter Miene seine Sprüche abfeuert.
OT: „Night School“
Land: USA
Jahr: 2018
Regie: Malcolm D. Lee
Drehbuch: Kevin Hart, Harry Ratchford, Joey Wells, Matt Kellard, Nicholas Stoller, John Hamburg
Musik: David Newman
Kamera: Greg Gardiner
Besetzung: Kevin Hart, Tiffany Haddish, Rob Riggle, Taran Killam, Romany Malco, Mary Lynn Rajskub, Al Madrigal, Anne Winters, Megalyn Echikunwoke, Fat Joe
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