Rache ist süß Get Even Netflix
© Netflix/BBC

Rache ist süß – Staffel 1

Kritik

Rache ist süß Get Even Netflix
„Rache ist süß – Staffel 1“ // Deutschland-Start: 31. Juli 2020 (Netflix)

Richtig viel gemeinsam haben Kitty Wie (Kim Adis), Bree Deringer (Mia McKenna-Bruce), Margot Rivers (Bethany Antonia) und Olivia Hayes (Jessica Alexander) auf den ersten Blick ja nicht. Doch die vier Schülerinnen eint ihre Abscheu vor Menschen, die andere mobben oder anderweitig das Leben schwer machen. Und so gründen sie DGM – kurz für „Don’t Get Mad“ – und setzen sich zum Ziel, es den Peinigern heimzuzahlen und so für Gerechtigkeit zu sorgen. Ihr erstes Ziel ist Ronny, der freizügige Bilder einer Mitschülerin gestohlen und online gestellt hat. Als jedoch Ronny kurze Zeit später ermordet wird und einen Hinweis auf DGM in der Hand hält, steht für die vier fest, dass sie den Mörder ausfindig machen müssen …

Eines kann man den Verantwortlichen von Netflix sicherlich zusprechen: Sie haben ein Herz für junge Menschen. Genauer liegt es ihnen wohl am Herzen, dass die jungen Menschen möglichst viel Zeit beim Streamingdienst verbringen, weshalb nahezu wöchentlich irgendwelche neuen Shows und Filme herauskommen, welche auf diese Zielgruppe zugeschnitten sind. Da wären zum einen natürlich die diversen Liebeskomödien und Alltagsdramen, Produktionen also, die man mit den Teens in Verbindung bringt. Des Öfteren finden sich aber auch Titel darunter, welche die klassischen Themen der Jugendunterhaltung mit leichten Genreanleihen aufpeppt – siehe etwa Vampires oder Ragnarök.

Bekanntes originell zusammengeführt
Nachdem der Fantasybereich gut abgegrast worden ist, entdeckt Netflix nun den Krimi für sich. Genauer geht Rache ist süß auf die BBC zurück, welche für den eigenen Streamingdienst BBC iPlayer die Buchreihe von Gretchen McNeil adaptierte, während das amerikanische Unternehmen die weltweiten Rechte gesichert hat. Das könnte sich durchaus bezahlt machen, denn auch wenn die Serie ziemlich viele bekannte Stationen des Teendramas abklappert, und gerade bei den Figuren reihenweise Klischees bedient – DGM setzt sich aus den üblichen Archetypen wie Sportlerin und Intelligenzbestie zusammen –, die Genremischung ist schon irgendwie originell.

Zu Beginn sieht es danach aus, als sei Rache ist süß ein weiteres Schuldrama, in denen Jugendliche sich gegenseitig das Leben zur Hölle machen, weil sie es eben können. Mit den geplanten Geheimaktionen des Viererbundes bewegt sich die Geschichte aber früh in eine andere Richtung, lässt auf die Teen-Variante der Rachethriller hoffen, welche im B-Movie-Bereich immer Hochkonjunktur haben. Nur dass bei den Mädels keine herkömmlichen Waffen zum Einsatz kommen, sondern soziale Medien und andere alterskonforme Mechanismen. Doch auch dieser Thrillerausflug ist von einer begrenzten Haltbarkeit: Ein Großteil der zehn Folgen der ersten Staffel befasst sich mit der Mördersuche sowie den Bemühungen, den Verdacht von sich selbst abzulenken.

Heldinnen hinter verschlossenen Türen
Dass die Detektive einer Geschichte, oder hier eben Detektivinnen, öffentlich nicht als solche auftreten, sondern heimlich ermitteln müssen, während sie selbst Ziel von Ermittlungen sind, das ist eine ungewöhnliche Variante des Krimis. Der Fall selbst hält sich dafür mehr oder weniger an den Standard, wenn immer wieder neue potenzielle Täter mit entsprechenden Motiven auftauchen, diverse Spuren aber ins Nichts führen. Und am Ende kommt es ohnehin ganz anders. Die Auflösung ist dabei auch nicht wirklich beglückend. Wer sich Rache ist süß in der Hoffnung anschaut, eine ausgeklügelte Mördersuche vorzufinden, bei der man selbst kräftig Rätsel knacken darf, der ist nicht wirklich an einer guten Adresse gelandet. Man zog sich da schon etwas billig aus der Affäre.

Dafür gibt es keine nennenswerten Leerläufe. Dass das hier keine echte Netflix-Produktion ist, merkt man der Serie an: Die Laufzeit der Folgen ist konstant unter 30 Minuten, das Tempo ist angenehm hoch, man hat hier nicht ständig das Gefühl, dass da mit Biegen und Brechen eine bestimmte Länge erreicht werden musste. Allerdings bedeutet dies auch, dass man bei der Tiefe Kompromisse einging. Aber in der Summe ist Rache ist süß durchaus solide, macht sogar etwas neugierig darauf, was es in künftigen Staffeln alles geben wird. Das Szenario der geheimen Schul-Rächerinnen und -Detektivinnen bietet sich zumindest dafür an, ständig neue Fälle zu beackern. Denn wenn uns eines diese vielen Jugenddramen gelehrt haben, dann das: Es gibt immer bei Teenagern immer irgendwelche furchtbaren Ereignisse, auf die es zu reagieren gilt.

Credits

OT: „Get Even“
Land: UK
Jahr: 2020
Regie: Sarah Walker, Max Myers, Andrew Gunn
Drehbuch: Holly Phillips, Sameeta Steward, Kate O’Connell-Lauder, Dan Berlinka
Idee: Holly Phillips
Vorlage:  Gretchen McNeil
Kamera: Charlie Goodger, Anna Patarakina
Besetzung: Kim Adis, Mia McKenna-Bruce, Bethany Antonia, Jessica Alexander, Joe Flynn, Emily Carey, Kit Clarke, Jake Dunn, Joe Ashman, Ayumi Spyrides, Priya Blackburn, Joelle Bromidge, Razan Nassar, Isaac Rouse

Bilder

Trailer

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„Rache ist süß“ beginnt als reguläres Schuldrama, wandelt sich kurzzeitig zu einer Art Rachethriller, bis dann der Krimiteil im Mittelpunkt steht. Die Serie um vier Jugendliche, die sich an fiesen Mitschülern rächen wollen, geht nicht sonderlich in die Tiefe und greift auf diverse Klischees zurück, ist als Genremischung aber schon originell.
6
von 10