The Secret Traue dich zu träumen
© Alfonso Pompo Bresciani

The Secret – Traue dich zu träumen

Kritik

The Secret Das Geheimnis
„The Secret – Traue dich zu träumen“ // Deutschland-Start: 6. August 2020 (Kino) // 4. Dezember 2020 (DVD/Blu-ray)

Seit einer Weile schon läuft bei Miranda Wells (Katie Holmes) alles schief. Noch immer ist sie nicht wirklich über den Tod ihres Mannes hinweg, der einige Jahre zuvor bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen ist. Zudem schafft sie es kaum noch, sich allein um die drei Kinder und das Haus zu kümmern, bis zum Hals steckt sie in Schulden. Als sie dann auch in einem Moment der Unachtsamkeit einen Auffahrunfall verursacht und kurze Zeit später ein Sturm das Dach beschädigt, ist sie endgültig am Ende. Wie soll es jetzt nur weitergehen? Zu ihrem Glück macht sie dabei jedoch die Bekanntschaft von Bray Johnson (Josh Lucas), der ihr fortan bei allem hilfreich zur Seite steht – zum Missfallen von Mirandas Freund Tucker (Jerry O’Connell). Was sie dabei nicht ahnt: Der freundliche Fremde trägt ein Geheimnis mit sich herum …

Dass erfolgreiche Bücher gerne mal verfilmt werden, das ist nichts Neues. Schließlich lässt sich damit jede Menge Geld verdienen, wenn treue Fans in die Kinos strömen, um ihre Helden und Heldinnen mal „in echt“ zu sehen – siehe etwa Der Herr der Ringe oder Harry Potter. Etwas schwieriger ist eine solche Zweitverwertung, wenn es sich um ein Sachbuch handelt. Sicher, man kann daraus einen Dokumentarfilm machen, siehe Das geheime Leben der Bäume, welches die beliebte Naturhypothese noch einmal mit Bildern wiedergibt. Das ist aber weniger lukrativ. Und wer will sich schon mit weniger zufriedengeben? Also braucht es eine Idee, wie man aus einer sachlichen Vorlage ein narratives Werk macht.

Mach dir das Leben schön!
Im Fall von The Secret – Traue dich zu träumen entschied man sich dafür, die in dem zugrundeliegenden Buch von Rhonda Byrne vertretenen Philosophien zu veranschaulichen. Mehr als 30 Millionen Mal wurde das Selbsthilfebuch verkauft, das seinerzeit selbst auf einem Dokumentarfilm basierte, in mehr als 50 Sprachen wurde es übersetzt. Die Australierin vertritt darin die These, dass Erfolg und Glück im Leben das Ergebnis einer persönlichen Lebenseinstellung ist. Wer positiv durch die Welt geht, dem wird auch etwas Positives geschehen. Im Film wird dies anhand von Miranda aufgezeigt, die in einer echten Lebenskrise steckt, welche durch die negativen Gedanken ihrer Schwiegermutter Bobby (Celia Weston) noch weiter verstärkt werden.

Aber zum Glück ist da ja noch Bray, die Verkörperung von Byrnes Philosophie. Wo andere Schwierigkeiten sehen, da sieht er Möglichkeiten, für ihn lässt sich alles irgendwie lösen, solange man nur fest daran glaubt. Wem schon die Beschreibung naiv und weltfremd vorkommt, der braucht sich The Secret – Traue dich zu träumen erst gar nicht anzusehen. Mit einem Dauerlächeln läuft Josh Lucas (Le Mans 66 – Gegen jede Chance, Breakthrough – Zurück ins Leben) durch die Gegend und ist dabei so hilfsbereit, dass man gar nicht anders kann, als misstrauisch zu sein. Das Publikum noch ein bisschen mehr, da der Titel schon verrät, dass es da irgendein Geheimnis gibt. Das soll vermutlich neugierig machen, ist jedoch eher anstrengend, da umständlich forciert. Sowohl der Film wie auch Bray selbst hätten mit offenen Karten spielen können. Aber Regisseur und Co-Autor Andy Tennant (Der Kautions-Cop) war das wohl zu wenig.

Das kalkulierte Glück
Also wird da doch irgendwie ein Konflikt eingebaut, der sich um Unehrlichkeit und das gute alte Liebesdreieck dreht. Worauf das hinausläuft, das ist nicht wirklich ein großes Geheimnis. Es passiert immer so ziemlich das, was man erwartet. Dafür gibt es natürlich ein Publikum, wer etwa für das TV-Herzkino schwärmt oder früher bei den diversen Dramen nach Nicholas Sparks Tränen in den Auge hatte, dem könnte das bei The Secret – Traue dich zu träumen ebenfalls so ergehen. Wer will schließlich nicht daran glauben, dass Krisen überwunden werden können, am Ende alles gut geht, das Mädchen ihren Prinzen bekommt und sich alle Sorgen wie in Luft auflösen? Gerade in einer Zeit, in der die Welt durchzudrehen scheint und alle Perspektiven düster sind, da nimmt man jeden Trost, den man findet.

Mit dem Anspruch der Selbsthilfe hat dies jedoch wenig zu tun. Miranda fällt das Happy End eigentlich nur vor die Füße, hat dieses sogar eher sabotiert als erarbeitet. Auch bei den anderen Figuren hat das Ergebnis wenig mit der Einstellung oder eigenen Bemühungen zu tun, sondern mit filmischen Konventionen und im Zweifel Schicksal. Was etwas kontraproduktiv ist. Aber vermutlich sind die Macher von The Secret – Traue dich zu träumen davon ausgegangen, dass die Zuschauer und Zuschauerinnen gar nicht viel hinterfragen und sich deshalb nicht daran stören werden, dass hier so gar nichts realistisch oder glaubwürdig ist. Immerhin: Es gibt einige schöne Szenen mit der Familie. Wenn der Film sich darauf konzentriert und gar nicht erst so tut, als wäre er irgendwie relevant, kann es sogar nett sein, ein bisschen Zeit mit der Familie zu verbringen.

Credits

OT: „The Secret: Dare to Dream“
Land: USA
Jahr: 2020
Regie: Andy Tennant
Drehbuch: Andy Tennant, Bekah Brunstetter, Rick Parks
Vorlage: Rhonda Byrne
Musik: George Fenton
Kamera: Andrew Dunn
Besetzung: Katie Holmes, Josh Lucas, Jerry O’Connell, Celia Weston

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Basierend auf einem populären Selbsthilfebuch erzählt „The Secret – Traue dich zu träumen“ von einer Familie in der Krise und einem Fremden, der dieser wieder heraushilft. Das Plädoyer für eine positive Grundeinstellung ist sicher gut gemeint, jedoch wenig überzeugend umgesetzt, wenn das Drama im Zweifel dann doch nur Klischees wiederkäut, Konflikte und Happy End umständlich erzwingt.
4
von 10