Es soll der große Tag von Phuong (Thien Tu Tran) werden, denn ihre Hochzeit steht an! Doch so richtig wohl ist ihr bei dem Gedanken nicht. Gesehen hat sie ihren künftigen Mann noch nie, sie hat ihn sich auch nicht ausgesucht. Vielmehr wurde entschieden, dass die 17-jährige Vietnamesin an jemand aus China verheiratet wird und das dafür erhaltene Geld genutzt wird, um den Schuldenberg der Familie zu verringern. Aus Pflichtbewusstsein hat die Jugendliche zugestimmt. Aber jetzt, da der Tag gekommen ist und sie ihm gegenüber steht, zweifelt sie an der Entscheidung. Und sie ist nicht die Einzige: Ihre Mutter Nghi (Nhu Quynh) ist sich ebenfalls nicht mehr sicher, ob das der richtige Weg ist …
Hierzulande ist die Vorstellung inzwischen vorherrschend, dass eine Hochzeit in erster Linie aus romantischen Gründen stattfinden sollte. Dass das mal anders war, sogar sehr lange anders war, daran erinnert der Kurzfilm Trading Happiness. Denn er nimmt uns mit nach Vietnam, in eine vermutlich eher ländliche Gegend, in der andere Gründe entscheidend sind für eine solche Entscheidung. „Man heiratet nicht fürs Glücklichsein“, muss sich Nghi an einer Stelle anhören, als Zweifel an ihr nagen. Schließlich befindet sie sich – ebenso wie ihre Tochter – in einem Dilemma. Dass eine bloß finanziell motivierte Hochzeit irgendwie falsch ist, das wissen sie beide. Aber was ist die Alternative, wenn dringend Geld her muss und es keine realistische Möglichkeit gibt, es regulär zu verdienen?
Der Kurzfilm, der auf dem Filmfestival Max Ophüls Preis 2020 lief, gibt darauf keine Antwort, sondern überlässt es dem Publikum, sich damit auseinanderzusetzen. Wobei der Gedanke dahinter fremd bleibt, auch nach den 25 Minuten, die der Film dauert. Ebenso ist die Ein-Kind-Politik in China, welche zu dem Frauenmangel und den entsprechenden arrangierten Geldhochzeiten geführt hat, nichts, was man leicht verinnerlichen kann. In dokumentarischen Bildern zeigt uns Duc Ngo Ngoc (Farewell Halong) eine in mehrfacher Hinsicht ferne Welt, die aber auch ganz universelle Überlegungen zu Verantwortung und Opferbereitschaft anstellt, zu Rollen innerhalb der Familie, die zu erfüllen sind – oder eben nicht.
OT: „Trao doi hanh phúc“
Land: Vietnam, Deutschland
Jahr: 2020
Regie: Duc Ngo Ngoc
Drehbuch: Florina-Alice Biro
Musik: Franziska May, Johann Niegl
Kamera: Meret Madörin
Besetzung: Thien Tu Tran, Nhu Quynh
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
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FIRST STEPS Award | 2020 | Bester Kurzfilm | offen | |
Michael-Ballhaus-Preis für Kameraabsolvent·innen | Meret Madörin | offen | ||
NO FEAR Award für Nachwuchsproduzent·innen | Pia To | offen | ||
Max Ophüls Preis | 2020 | Publikumspreis bester Kurzfilm | Sieg |
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