Seit langem schont sind Recht und Ordnung nicht mehr an der Tagesordnung in Batavia, denn der maskierte Terrorist Shadow versetzt die Stadt und deren Bürger in Angst und Schrecken. Als Herr über eine gut ausgebildete Schar von Kämpfern hat er leichtes Spiel mit der alleine schon zahlenmäßig völlig unterlegenen Polizei, sodass niemand mehr an das Gute und erst recht nicht an Helden glaubt. Dies muss auch der junge Regisseur Bono (Matthew Settle) feststellen, als er mit dem Treatment für seinen neuen Film, ein Superheldenepos über eine maskierte Rächerin namens Valentine, von allen Produzenten Absagen erhält. Frustriert beschließt er, den Film selbst und mit eigenen Mitteln zu drehen, doch bis das Kostüm des befreundeten Modedesigners Wawan (Arie Dagienkz) hat er noch nicht viel, vor allem keine Schauspielerin, die bereit wäre, Valentine zu spielen. Bei einem Restaurantbesuch beobachten er und Wawan, wie sich die Kellnerin Srimaya (Estelle Linden) gegenüber einer Gruppe Halbstarker behauptet und sehen in ihr die geeignete Besetzung für ihre Heldin. Nachdem Srimaya mittels der Aussicht auf eine Gage überzeugt werden konnte, macht sich das Trio in den Straßen Batavis, bewaffnet mit einer Handkamera, auf Verbrecherjagd und es dauert nicht lange, bis Srimaya als Valentine erste Erfolge als Gesetzeshüterin vorzuweisen hat. Zudem erhalten die von Bono im Netz geposteten Videos von ihren Einsätzen sehr viel Zuspruch und schließlich werden gar die Medien aufmerksam auf die Rächerin, die den Kampf gegen das Verbrechen in die eigene Hand genommen hat. Als sich Valentine, ermutigt durch diesen Zuspruch und die ersten Erfolge, mit Shadows Organisation anlegt, hat die einen Gegner gefunden, der sich nicht so einfach geschlagen gibt und der ihre Schwachstellen kennt.
Die Suche nach neuen Helden
Schon seit längerer Zeit versucht sich das indonesische Kino durch Filme wie die The Raid-Reihe im Genrefilm, mit teils respektablen Ergebnissen. Mit Joko Anwars Gundala ließ der erste Superheldenfilm dann nicht lange auf sich warten und mit Valentine – The Dark Avenger, basierend auf der Comic-Reihe von Skylar Comics, versucht das Regieduo Ubay Fox und Agus Pestol einem internationalen Publikum die Abenteuer der maskierten Heldin nahezubringen. Das Ergebnis mag aus technischer Sicht nicht mit den Blockbustern aus dem Hause Marvel und DC mithalten können, kann aber in anderen Hinsicht punkten, auch wenn die Geschichte das Genre nicht unbedingt neu erfindet.
Erzählt wird die Genese eines Superhelden wie man sie als Kinozuschauer mittlerweile schon des Öfteren gesehen hat. Jedoch hat die von Estelle Linden gespielte Srimaya/Valentine weniger gemein mit Batman oder Iron Man, sondern eher mit jenen Helden Marke Eigenbau wie Kick-Ass, nur mit dem Unterschied, dass Srimaya von Anfang an sich ihrer Angreifer erwehren kann und diesen nicht als eine Art menschlicher Sandsack dient. Dennoch legt auch das Drehbuch von Beby Hasibu an, die Heldin in einem bürgerlichen Umfeld zu verankern, in welchem das Fehlen von Werten wie Recht und Ordnung ebenso Thema ist wie die finanziellen Nöte der Familie. Insbesondere die Beziehung zu ihrem Bruder steht im Fokus dieser Szenen, welche Lindens Charakter angenehm erden, selbst wenn das schauspielerische Talent nicht immer ausreicht, die Emotionen glaubhaft zu transportieren. Diese Feststellung gilt auch für andere Teile der Besetzung, besonders für den als „comic relief“ dienenden Wawan, dessen Darsteller Arie Dagienkz sein Bestes gibt, gegen die im Drehbuch inhärenten Stereotypen gegenüber Wawans Profession anzuspielen.
Zwischen Rächer und Selbstjustiz
Spannend und interessant ist, wie die Geschichte die Genese eines Helden in Verbindung setzt mit der Welt der modernen Medien oder inwiefern diese sich eigentlich ihre Helden aussucht. Auch wenn sehr viel braver umgesetzt als in Kick-Ass, wird immer wieder erwähnt, inwiefern es legitim ist, selbst das Gesetz in die Hand zu nehmen und die staatlichen Autoritäten praktisch auszuschalten. Gerade der Medienhype um Valentine sowie ihren Widersacher Shadow steht immer wieder im Fokus, was nochmals demonstriert, wie moderne Helden und Bösewichte gemacht werden, ohne hierbei allzu in die Tiefe zu gehen.
Darüber hinaus verlässt sich die Inszenierung Fox’ und Pestols vor allem auf jene Qualitäten des indonesischen Kinos wie die mittlerweile wohl viele Zuschauer kennengelernt haben. Zahlreiche flott geschnittene Actionszenen und Kampfchoreografien, wenn auch nicht auf dem gleichen Niveau wie bei The Raid, sorgen für Unterhaltung, wobei besonders die dynamische Kameraführung Joel F. Zolas positiv auffällt.
OT: „Valentine“
Land: Indonesien
Jahr: 2017
Regie: Ubay Fox, Agus Pestol
Drehbuch: Beby Hasibuan
Musik: Sarjono Sutrisno, Aulia Rosadi, Crossfade
Kamera: Zoel F. Zola
Besetzung: Estelle Linden, Matthew Settle, Arie Dagienkz, Indra Birowo, Ahmand Affandy
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