Violent Cop
© Rapid Eye Movies

Violent Cop

Kritik

Violent Cop
„Violent Cop“ // Deutschland-Start: 21. Mai 1998 (Kino)

Innerhalb der Polizei Tokios ist Detective Azuma (Takeshi Kitano) für seine unorthodoxen Methoden bekannt und dafür, dass er nicht davor zurückschreckt, Gewalt gegen Verdächtige anzuwenden. Da niemand mit dem alten Haudegen zusammenarbeiten will, wird ihm der noch unerfahrene Kikuchi (Makoto Ashikawa) als Partner gegeben, was schon bei ihrem ersten Einsatz, die Überwachung eines Verdächtigen, zu ersten Konflikten führt. Jedoch müssen die beiden ungleichen Beamten miteinander kooperieren, als sie in einem Mordfall im Drogenmilieu ermitteln sollen. Durch die brutalen Verhörmethoden Azumas, der die lokalen Dealer aufmischt, kommen er und Kikuchi einem Netz aus Korruption nahe, dessen Spuren bis in die Polizeibehörde hineinreichen. Ausgerechnet einer von Azumas Freunden soll Beziehungen zu den Yakuza unterhalten und schon seit Jahren, wie auch seine Geschäftspartner, vom Handel mit Droge profitieren. Allerdings lassen die sich nicht so einfach von Azuma einschüchtern, denn während die Handlanger der Yakuza, angeführt von dem skrupellosen Kiyohiro (Hakuryu), ihre Spuren beseitigen, haben sie auch auf Azuma die Jagd eröffnet.

Ein Polizist wie kein anderer
Wenn man Takeshi Kitanos Aussagen Glauben schenkt, waren es die Produzenten des Films, in dem er eigentlich zunächst nur die Hauptrolle spielen sollte, die ihn fragten, ob er nicht auch die Regie bei Violent Cop übernehmen wolle. Eigentlich sollte Regie-Urgestein Kinji Fukasaku (Battle Royale – Nur einer kann überleben) im Regiestuhl Platz nehmen, musste aber dann wegen seines vollen Terminkalenders kurzerhand absagen. So kam Kitano zu einem ersten Posten als Regisseur und arbeitete das Drehbuch Hisashi Nozawas an einigen Stellen um, sodass am Ende Violent Cop vielleicht kein Film ist, bei dessen Entstehung Kitano von Anfang an involviert war, der aber dennoch die für sein Werk typischen Themen und Motive enthält.

Eines dieser Hauptthemen ist eng verknüpft mit Figuren wie Azuma, denn Kitanos Kino ist immer auch eines der Gewalt. Auf der einen Seite entspricht der von ihm gespielte Azuma jener Art von Ermittler, wie man sie seid beispielsweise Clint Eastwoods erstem Auftritt als ‚Dirty‘ Harry Callahan kennt. Nachdem er Zeuge geworden war, wie eine Gruppe Jugendlicher einen Obdachlosen verprügeln, folgt er einem der Täter bis in dessen Zuhause, drängelt sich an der völlig verdutzten Mutter vorbei und verprügelt den jungen Mann in seinem Zimmer. Die fiesen Tricks, die seine Gegner anwenden, gepaart mit einer nicht unerheblichen Tendenz zur Gewalt, machen auch jemanden wie Azuma aus, der im Verlaufe der Handlung zu immer drastischeren Mitteln greift, um Verbrechen aufzuklären oder Täter zu stellen.

Männer wie Azuma sind Verkörperungen einer Welt, die sich durch Gewalt definiert. Die Schwachen, insbesondere Frauen, Krüppel und Kinder, sind die Leidtragenden in dieser betont maskulinen Welt, in der nur der Stärkere gewinnen kann. In Violent Cop wird gezeigt, wie diese Spirale der Gewalt sich immer weiter fortsetzt, sondern auch wie sie letztlich entgleist und selbst die Starken schlussendlich ihr zum Opfer fallen. Anders als die Vielzahl von Ermittlerfiguren, wie man sie aus anderen Geschichten kennt, definiert sich allerdings jemand wie Azuma alleine durch dieses Wissen um sein Ende von der ersten Minute an.

Dekonstruktion und Tod
Männerfiguren wie Azuma, aber auch der von Hakuryu gespielte Killer, wissen um das brutale Ende, was ihr Handeln ihnen einbringen wird, doch denken nicht einmal daran, diesen Verlauf der Dinge zu stoppen. Ganz im Gegenteil, es erscheint vielmehr als wollten sie ihn beschleunigen. Diesen Todeswunsch, diese Unausweichlichkeit, aber auch die dadurch entstehende Nähe inszeniert Kitano in einer Art und Weise, welche die Grenzen des Genres „Copthriller“ wiederholt testet und sie überschreitet. In Violent Cop, wie auch den anderen Yakuza-Filmen Kitanos, zeigt der Regisseur solche Männer, die sich auf einem Pfad in den Tod befinden und Opfer eines Systems werden, für dessen Überleben sie selbst lange genug sorgten.

Credits

OT: „Sono otoko, kyobo ni tsuki“
Land: Japan
Jahr: 1989
Regie: Takeshi Kitano
Drehbuch: Hisashi Nozawa, Takeshi Kitano
Musik: Daisuke Kume
Kamera: Yasushi Sasakibara
Besetzung: Takeshi Kitano, Maiko Kawakami, Makoto Ashikawa, Shiro Sano, Sei Hiraizumi, Hakuryu

Trailer

Kaufen/Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

„Violent Cop“ von Takeshi Kitano ist eine eigenwillige Interpretation des Genre Polizeithriller. Auch wenn Kitano in seinen Folgefilmen, über die er mehr kreative Kontrolle hatte, weiter ging als in seinem Regiedebüt, ist „Violent Cop“ nichtsdestotrotz ein sehenswerter Film, der viele der Qualitäten aufweist, für die man Kitano als Regisseur und Darsteller kennt und schätzt.
7
von 10