Als der multimillionenschwere Privatbankier Gustav Böllemann stirbt, freuen sich seine vermeintliche Erben auf den unverhofften Geldsegen. Restaurantkritiker Titus, Söldner Kongo Otto, Tante Florentine, Erfinder Albert und Mafiaboss Emilio werden aber herb enttäuscht, als sie bei der Testamentseröffnung erfahren, dass Gustav sein gesamtes Vermögen seinem Neffen Dieter „Didi“ Dödel (gesamte Sippschaft: Dieter Hallervorden) vermacht hat. Schnell gelangen sie zu der Einsicht, dass die Kohle an sie übergehen wird, wenn Dödel ebenfalls aus dem Leben scheidet; zumal er noch gar nichts von seinem Glück weiß und somit noch keinen Anspruch auf das Erbe erhebt. Unabhängig voneinander machen sie sich auf den Weg nach Berlin, um Dödel ein Ende zu bereiten. Das Ganze geht nur irgendwie nach hinten los, denn nach und nach wird den Enterbten der Garaus gemacht … schon bald tritt die Polizei auf den Plan und verdächtigt ausgerechnet den komplett ahnungslosen Dieter Dödel, Drahtzieher hinter den Morden zu sein.
Was gibt sieben Mal Hallervorden?
Didi und die Rache der Enterbten nimmt sicherlich eine Sonderstellung unter den zwischen 1981 und 1990 erschienenen sieben sogenannten Didi-Filmen ein. Der naheliegendste Grund dafür dürfte wohl die siebenfache Besetzung Hallervordens sein, womit er einen deutschen Rekord hält und auch international einen respektablen zweiten Platz belegt. Anders als beispielsweise im Pate stehenden Adel verpflichtet (in welchem Alec Guinness acht Rollen verkörperte; den Weltrekord teilt er sich mit Tony Randall sowie Eddie Murphy), interagieren die verschiedenen Figuren hier mehrfach miteinander, während der Testamentseröffnung sitzen gar fünf der Erben gemeinsam in einer Totalen nebeneinander und unterhalten sich.
Mit heutiger Technologie stellen solche Szenen für Filmemacher kein großes Problem mehr dar (ein modernes Beispiel wäre etwa What Happened to Monday?), aber – wie es oft bei den Didi-Filmen der Fall ist – in der damaligen Zeit und mit den damaligen Mitteln war das für einen deutschen Film recht ungewohnt (wenn freilich nicht komplett neu, in Drillinge an Bord von 1959 spielte Heinz Erhardt drei Brüder). Während sich die Didi-Filme von der damaligen und heutigen Kritik oftmals das Stigma des Klamauks anhängen lassen mussten, so waren sie dem deutschen Film in vielen technischen Dingen doch ihrer Zeit voraus und lassen zumindest hinsichtlich der konzeptuellen Ideen so einige deutsche Filme von heute alt aussehen.
Ein einsames Regiedebüt
Eine weitere Besonderheit ist die Tatsache, dass Hallervorden hier das erste Mal Regie führte und das einzige Mal bei einem Film. Die Position teilte er sich zwar mit Christian Rateuke (welcher mehrere Didi-Filmdrehbücher mitschrieb), aber zusätzlich zur bereits fordernden Vorbereitung auf sieben verschiedene Hauptrollen handelte es sich doch um eine erhebliche Mehrbelastung, was dem Film glücklicherweise nicht nur nicht anzumerken ist, sondern ihm durch und durch die eindeutige Handschrift Hallervordens verpasst. Während Didi und die Rache der Enterbten zu keiner Zeit an die stärksten Momente von Didi – Der Doppelgänger heranreicht, hält er durchgehend Tempo und Niveau, was ihn letzten Endes zum insgesamt besseren Film, besten Didi-Film zudem, macht.
Hallervorden ließ es sich auch diesmal nicht nehmen, seine Stunts selbst zu machen. Im Gegensatz zu Ach du lieber Harry und Didi – Der Doppelgänger lenken diese hier allerdings kaum von der Handlung ab, sind in kleineren Portionen großzügig über den Film hinweg verteilt statt in einer längeren Sequenz auf den Zuschauer einzuprasseln. Lediglich gegen Ende gibt es einige Stuntszenen, die so offensichtlich vor Greenscreen gedreht wurden, dass es schwer fällt, einzuschätzen ob das damals wirklich das technische Level war oder doch schon drunter lag. Die Greenscreen-Einstellungen sind zudem jeweils zu lang und werden realen Einstellungen des Stunts gegenübergestellt, was bei jedem Zurückschneiden die Immersion zerstört.
Gute Charaktere, hervorragendes Ensemble
Einen Charakter einzuführen, kann Drehbuchautoren vor eine große Herausforderung stellen; die Didi-Filme hatten damit jedoch nie ein Problem. Sieben Charaktere einzuführen ist hingegen noch einmal ein gänzlich anderes Unterfangen, welches Didi und die Rache der Enterbten aber mühelos meistert. Das dauert zwar seine Zeit und der eigentliche Protagonist – Didi Dödel – taucht erst nach etwa einem Drittel das Films das erste Mal auf, aber dank des Pacings werden diese dreißig Minuten ideal genutzt. Hierbei hilft es natürlich, dass die Familie Böllemann nach und nach an lebenden Mitgliedern verliert. Die Reihenfolge der Tode ist durchaus ausgeklügelt und treibt die Handlung voran, es ist bei einigen Charakteren dann aber schon schade, sich so früh von ihnen verabschieden zu müssen, während andere mit der Zeit vielleicht ein wenig nerven und gerne etwas eher hätten abtreten können.
Neben dem Ein-Mann-Ensemble in siebenfacher Ausführung bietet Didi und die Rache der Enterbten einige hervorragende größere und kleinere Nebenrollen. Mit Wolfgang Kieling wurde ein renommierter Schauspieler als Notar verpflichtet, während Harald Effenberg als Theo in der Tonne wohl zu eine der markantesten Kultfiguren des deutschen Films der 1980er wurde („War ja nur ne Frage!“). Gerhard Wollner überzeugt als Kommissar Becker, wird aber noch einmal von Christoph Hofrichter als Polizeipraktikant Langenhagen übertroffen. Gert Burkard erinnert als geplagter Ehemann von Florentine an seine Rolle in Didi – Der Doppelgänger. Didi und die Rache der Enterbten ist sowieso voll mit Anspielungen und Anlehnungen an andere Filme, welche erfreulicherweise auch dann funktionieren, wenn der Zuschauer das jeweilige Original gar nicht kennt.
OT: „Didi und die Rache der Enterbten“
Land: Deutschland
Jahr: 1985
Regie: Dieter Hallervorden, Christian Rateuke
Drehbuch: Hartmann Schmige, Christian Rateuke
Musik: Günther Fischer
Kamera: Günter Marczinkowski
Besetzung: Dieter Hallervorden, Wolfgang Kieling, Gerhard Wollner, Christoph Hofrichter, Karl Schulz
https://www.youtube.com/watch?v=_fsCwNRI4qY
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