Polizisten sind dafür da, damit die Gesetze eingehalten werden? Nun ja. In Faking Bullshit (Kinostart: 10. September 2020) spielt Erkan Acar einen Polizisten, der eine Reihe von Verbrechen vortäuscht, damit seine unterbeschäftigte Polizeistelle erhalten bleibt. Wir haben uns mit dem Schauspieler zur Weltpremiere seiner Krimikomödie zum Interview getroffen und uns über Alltagsrassismus, Humor und seine Zukunftspläne zu unterhalten.
Du hast zuletzt eigentlich hinter der Kamera gestanden. Warum jetzt wieder Schauspiel?
Ich sehe mich in erster Linie als Filmemacher und liebe es Geschichten zu erzählen. Ob das jetzt vor der Kamera stattfindet oder hinter der Kamera, spielt für mich keine große Rolle. Hauptsache, ich kann Geschichten erzählen, die ich liebe, die ich mag, die ich vertrete. Bei Ronny & Klaid war es so, dass ich die Rolle in erster Linie für mich geschrieben hatte, aber irgendwann festgestellt habe, dass ich für die Rolle nicht passe. Ich habe mich da deshalb sozusagen umbesetzt. Das war meiner Meinung nach die richtige Entscheidung, Şahin hat die Sache super gemacht. Seither ist auch ein wenig Zeit vergangen und ich habe in ein paar Fernsehsachen als Schauspieler mitgemacht. Ich hatte mich tatsächlich richtig danach gesehnt wieder schauspielern zu können. Als Faking Bullshit kam, hat das deshalb einfach gut gepasst.
Du wolltest aber sicher nicht einfach nur irgendwas drehen, sondern etwas, worauf du wirklich Lust hast. Was hat dir an Faking Bullshit gefallen?
Stimmt, ich wollte etwas, das ich zu hundert Prozent vertreten kann. Was mir bei dem Film gefallen hat, ist, dass ich darin keinen Klischeetürken oder Quotentürken spiele, sondern einen Polizisten, der sehr charmant und naiv ist, viel Wert auf Freundschaft legt, aber keine Veränderungen mag. Die Herkunft spielt bei ihm keine wirkliche Rolle, es geht bei der Figur hauptsächlich um das Menschliche. Er sieht sich selbst als Deutscher, obwohl er ausländisch aussieht.
Am Anfang des Films wird seine Herkunft aber thematisiert bei dem missglückten Date.
Definitiv. Aber er stellt das eben in Frage und die Notwendigkeit das zu thematisieren.
Wird es denn in deiner Erfahrung thematisiert? Wirst du gefragt, woher du kommst?
Sehr oft, ja. Es hängt aber auch davon ab, wie entspannt du damit umgehst. Ich persönlich empfinde es nicht als rassistisch oder problematisch, das gefragt zu werden. Mich interessiert ja auch, woher mein Gegenüber kommt. Problematisch wird es, wenn du die Leute aufgrund ihrer Herkunft verurteilst.
Warum ist es für andere ein Problem?
Das habe ich mich ehrlich gesagt auch schon häufiger gefragt. Vielleicht sind andere da vorbelastet, weil es wirklich Leute gibt, die andere nach ihrer Ethnie oder ihren Wurzeln beurteilen.
Welche Erfahrungen hast du selbst denn gesammelt? Hattest du viel mit Alltagsrassismus zu tun?
Ich bin oft damit konfrontiert worden, definitiv. Deshalb habe ich mich mit dem Thema auseinandergesetzt und mir die Fragen gestellt: Woher kommt der Hass? Warum verhält derjenige sich so?
In Ronny & Klaid standen im Mittelpunkt zwei Verbrecher, in Faking Bullshit geht es nun um die Gegenseite, die Polizisten. Was von beiden ist dankbarer für Comedy?
Meines Erachtens nach definitiv der Kriminelle. Du hast bei einem Kriminellen einfach mehr Spielraum.
Hast du denn persönlich Erfahrung mit der Polizei gesammelt?
Als Jugendlicher habe ich schon mal den Gangster raushängen lassen und bin dafür verwarnt worden. (lacht)
Nun bist du weder Verbrecher noch Polizist geworden, sondern Filmemacher. War das schon immer dein Wunsch?
Ja, das war schon immer meine Leidenschaft. Ich liebe Filme! Meinen ersten Kurzfilm habe ich mit 14 gedreht. Bereits als Jugendlicher habe ich mehrere Filme gemacht. Dabei wollte ich schon immer sowohl Regie als auch Drehbuch und Produktion, aber eben auch Schauspiel machen Und das will ich auch nach wie vor so verfolgen.
Könntest du dir auch vorstellen, alles auf einmal zu machen, dir also zum Beispiel eine Rolle selbst auf den Leib zu schreiben, nachdem das bei Ronny & Klaid nicht so ganz geklappt hat?
Ich habe das auf jeden Fall noch vor. Geschrieben habe ich die Geschichte tatsächlich schon, nur noch nicht umgesetzt. Es soll ein Thriller werden.
Also mal nichts mit Comedy? Bislang hast du ja an lauter Genrekomödien mitgewirkt.
Stimmt, aber ich will mich da auf nichts festlegen. Ich will auch mal einen Horrorfilm drehen oder einen Actionfilm, einen historischen Film. Ich liebe alle Formen von Genres. Nur an Science-Fiction traue ich mich noch nicht ran. Da sind uns die Amerikaner einfach hundert Jahre voraus.
Woran hapert es? Finanzierung oder Umsetzung?
Beides. Ich bräuchte dafür aber auf jeden Fall auch noch mehr Erfahrung.
Horrorfilme sind da leichter umzusetzen?
Horrorfilme sind weltweit gefragt. Die deutsche Produktion Heilstätten kam zum Beispiel auch international gut an Wenn ein Horrorfilm gut gemacht ist, findet er seine Abnehmer.
Und was steht als nächstes konkret bei dir an?
Ich bin hoffentlich demnächst so weit, dass wir mit den Vorbereitungen für Ronny & Klaid 2 anfangen können. Das Buch ist schon fertig, die Finanzierung sieht auch gut aus. Nächstes Frühjahr will ich dann mit dem Dreh beginnen.
(Anzeige)