Jack (Michael Redgrave) und Algernon (Michael Denison) sind nicht nur zwei Lebemänner und gut miteinander befreundet. Sie haben darüber hinaus noch weitere Gemeinsamkeiten. So fühlen sie sich beispielsweise nicht unbedingt immer der Wahrheit verpflichtet: Jack gibt sich gerne als Ernst aus, Algy schiebt den imaginären, ständig kranken Freund Bunbury vor, wenn er sich vor Verabredungen drücken will. Außerdem sind beide gerade verliebt. Jack bandelt mit Gwendolen (Joan Greenwood) an, der Cousine von Algy. Der wiederum hat ein Auge auf Jacks Schützling Cecily (Dorothy Tutin) geworfen. Doch obwohl diese Gefühle erwidert werden, treffen die beiden Paare immer wieder auf Hindernisse – woran diverse Verwechslungen und Gwendolens herrische Mutter Lady Bracknell (Edith Evans) ihren Anteil haben …
Sonderlich umfangreich ist das Gesamtwerk von Oscar Wilde sicherlich nicht. Der Roman Das Bildnis des Dorian Gray, diverse Theaterstücke, dazu eine Hand voll Essays und Gedichte – mehr konnte der irische Schriftsteller nicht vollenden, bevor er mit 46 verarmt verstarb. Und doch ist er mit seinen Geschichten, die oftmals die Gesellschaft sezierten, mal mit Schrecken, oft mit Humor, unsterblich geworden. Kaum ein Autor wird heute vergleichbar gern zitiert, ist den Menschen durch seine Bonmots ähnlich präsent wie der Mann, der lustvoll provozierte und mit seinem ausschweifenden Lebensstil zum Inbegriff des Hedonisten wurde und uns witzig-geistreiche Oneliner hinterlassen hat.
Auf den Namen kommt es an!
Auch sein 1895 erschienenes Stück The Importance of Being Earnest, das wohl berühmteste von Wilde, nimmt sich mit viel Humor der gehobenen Gesellschaft an und macht sich in einer Tour über diese lustig. Die seltsamen Regeln, nach denen Verbindungen zwischen Menschen eingegangen oder arrangiert werden, stehen stellvertretend für eine Schicht, die sich komplett von den Menschen entfernt hat – oder auch jeglichem gesunden Menschenverstand. Am berühmtesten ist dabei der Tick der beiden jungen Damen, dass sie unbedingt jemanden heiraten müssen, der den Namen Ernst, im Englischen Earnest, trägt, da nur dieser garantiert, dass derjenige ein wirklich vertrauenswürdiger Mann ist.
Das ist natürlich albern, so wie vieles an Ernst sein ist alles albern ist. Die diversen Verwechslungen, die darauf zurückgehen, dass gleich zwei Männer sich einen falschen Namen geben und auch sonst sehr freizügig mit der Wahrheit umgehen, sind sicherlich nichts, was allzu sehr den Geist fordern dürfte. Aber es ist doch unterhaltsam in der Absurdität, zumal Lady Bracknell noch ein paar weitere eigenwillige Anforderungen mitbringt, die es zu erfüllen gibt auf dem Weg in die Ehe. Anders als es in solchen Standesgeschichten oft der Fall ist, geht es dabei nicht einmal zwangsläufig um Geld, was zumindest noch irgendwo nachzuempfinden gewesen wäre. Stattdessen ist das Werben um die große Liebe eine einzige Willkürlichkeit.
Zeitloser Blödsinn mit einem tollen Ensemble
Das gilt auch für die Verfilmung von 1952 durch den britischen Regisseur Anthony Asquith. Die stand immer mal wieder in der Kritik dafür, dass sie rein filmisch gesehen keine großen Ambitionen hatte. Tatsächlich merkt man Ernst sein ist alles zu jeder Zeit die Bühnenursprünge an, wenn den ganzen Film über die Figuren nur irgendwo stehen oder sitzen und sich unterhalten, ohne dass irgendwie versucht wurde, bei der Adaption das Medium groß einzubeziehen. Aber das muss nicht zwangsläufig ein Hindernis sein, schließlich lebte das Stück von dem Sprachwitz, den ständigen Verstrickungen und den komischen Charakteren, bei denen eigentlich jeder irgendwelche Macken und Schrullen hat.
Asquith fand hierfür auch das passende Ensemble, welches sich auf das kuriose Chaos einlassen kann und will. Geworben wird dabei gerne mit dem Auftritt von Miss Marple Margaret Rutherford (16 Uhr 50 ab Paddington), die jedoch als schusseliges Kindermädchen leider nur zwei kleinere Szenen hat und ansonsten den anderen den Vortritt lassen muss. Doch auch die machen ihre Sache sehr gut. Besonders Edith Evans als vornehm-unbarmherzige Lady Bracknell ist für diverse Lacher gut und trägt mit dazu bei, dass Ernst sein ist alles“ ein zeitloser Spaß ist, bei dem trotz gesellschaftlicher Spitzen Ernst wirklich fehl am Platz ist.
OT: „The Importance of Being Earnest“
Land: UK
Jahr: 1952
Regie: Anthony Asquith
Drehbuch: Anthony Asquith
Vorlage: Oscar Wilde
Musik: Benjamin Frankel
Kamera: Desmond Dickinson
Besetzung: Michael Redgrave, Michael Denison, Edith Evans, Joan Greenwood, Dorothy Tutin, Margaret Rutherford
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
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BAFTA Awards | 1953 | Beste Nachwuchsdarsteller | Dorothy Tutin | Nominierung |
Venedig | 1952 | Goldener Löwe | Nominierung |
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