Schon seit Längerem versuchen Lord (Tobias Öller) und Schlumpfi (Andi Rinn) als Black-Metal-Duo durchzustarten. Der Traum: einmal beim legendären Wacken Musikfestival auftreten! Doch so richtig klappen will das mit dem Traum nicht, sie kommen einfach nicht voran. Da erhalten sie den heißen Tipp, es doch einmal mit dem okkulten Buch Pentatonikon zu versuchen. Klappt das Ritual und haben sie erst einmal die dunklen Kräfte auf ihrer Seite, können sie alles werden – so heißt es. Ganz so einfach wie gedacht wird es dann aber doch nicht, schon bei der Beschaffung der Ritualzutaten stoßen sie schnell an ihre Grenzen …
Wenn brave Buben böse Musik machen wollen
Die Grenzen zwischen Film und Serie waren traditionell immer etwas durchlässig. So wurden erfolgreichen Serien schon mal eigene Filmspecials spendiert, die dann entweder im Fernsehen oder gar im Kino liefen. Umgekehrt haben erfolgreiche Filme immer wieder längere Serienversionen nach sich gezogen, in den letzten Jahren etwa Fargo oder Hanna. Dass eine Serie jedoch direkt im Kino gezeigt wird, das ist dann schon etwas ungewöhnlich. Andererseits: Bei Lord & Schlumpfi – Der lange Weg nach Wacken soll ja nichts gewöhnlich sein. Dafür lieben die Fans die Webserie rund um zwei Metal-Fans ja auch, die große Träume, aber von nichts wirklich Ahnung haben. Warum also jetzt damit anfangen? Eigentlich waren die zwei Figuren auch nur als Einmal-Gag gedacht. Daraus wurde eine YouTube-Serie, deren zwölf Folgen in einer Kinofassung einfach am Stück gezeigt werden.
Von Anfang an beruhte der Witz und der Charme der Abenteuer darauf, dass sich da zwei Leute an etwas versuchen, was eigentlich viel zu groß für sie ist – was sie aber nicht wirklich realisieren. Lord, der unbedingt ganz hart und böse rüberkommen will, dem aber diese Abgründe irgendwie abgehen. Der letztendlich deutlich braver und netter ist als so manch andere Gestalt, der sie unterwegs begegnen. Da braucht es nicht einmal den Teufel höchstpersönlich. Schon ein Blick auf das Musikgeschäft, das erbarmungslos die Menschen ausnutzt und zur Not eine Reihe finsterer Anwälte losschickt, reicht aus, damit einem wirklich angst und bange werden kann. Das Böse wartet eben nicht unbedingt da, wo sich Leute groteske Masken aufs Gesicht malen um aufzufallen, sondern dort, wo die Maske nach Freundlichkeit aussieht.
Viele Themen in kurzer Folge
Tobias Öller, der nicht nur Lord spielt, sondern auch die Drehbücher geschrieben hat, packt auf diese Weise eine ganze Reihe von Themen an. Einerseits erzählt er eine fast schon klassische Aufsteigergeschichte von Träumern, die es irgendwie schaffen, dabei jedoch feststellen, dass vieles anders ist als erträumt. Diese Elemente werden mit satirischen verbunden, die neben dem Musikgeschäft als solchen auch ein wenig die bayerische Provinzialität aus Korn nehmen. Und auch auf Horrorfilme wird zwischendurch verwiesen, etwa bei einer Szene, die schon sehr offensichtlich an Der Exorzist erinnert. Mit dem Unterschied nur, dass hier eben kein Priester zugange ist, sondern zwei selbsternannte Teufelsanbeter, die mit großer Höflichkeit ihrem Idol begegnen.
Diese Vielfalt an Themen ist einerseits schön, gleichzeitig aber auch irgendwo ein Manko. Es ist doch recht offensichtlich, dass Lord & Schlumpfi – Der lange Weg nach Wacken gar nicht als fortlaufende Geschichte konzipiert wurde, sondern eher eine Sketchsammlung ist, die notdürftig von einer inhaltlichen Klammer zusammengehalten wird. Es ist auch nicht jeder Gag gleich gut gelungen. Während manche Einfälle tatsächlich sehr amüsant sind, beispielsweise bei der Präsentation des Pentatonikons, sind andere Stellen eher etwas zäh, wiederholen sich mitunter auch zu sehr. Sympathisch ist das Sammelsurium aber durchwegs, eine Mischung aus Parodie und Liebeserklärung, welche den Träumen der beiden Männer zwar mit einem Augenzwinkern begegnen, ohne sich aber über sie lustig machen oder sie der Lächerlichkeit preisgeben zu wollen.
OT: „Lord & Schlumpfi – Der lange Weg nach Wacken“
Land: Deutschland
Jahr: 2020
Regie: Sabine Schreiber
Drehbuch: Tobias Öller
Musik: Peter Rixner, Thomas Rebensburg, Tobias Öller, Erik Damköhler
Kamera: Peter Rixner
Besetzung: Tobias Öller, Andi Rinn, Carmen Jahrstorfer, Martin Thaler, Boris Schumm
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