Für Blanca (Natalia Coronado) gibt es ja nichts Größeres, als mit dem Rad durch die Gegend zu fahren und dabei Tricks auszuführen. Wenn es nach ihr ginge, sie würde gern auch an einem BMX-Rennen teilnehmen, bei dem es ein richtig ordentliches Preis gäbe. Das Talent hat sie, den Willen auch. Doch es gibt auch ein Problem: ihre Mutter Fernanda (Silvia Navarro). Seit dem tragischen Unfalltod ihres Mannes hasst sie Fahrräder, will auf keinen Fall, dass auch ihre Tochter sich auf den Sattel setzt und dabei ihr Leben riskiert. Also schmiedet Blanca den Plan, dass sich einfach jemand anderes als ihr Vater ausgibt und ihr so die Teilnahme ermöglicht. Und sie weiß auch schon wen, denn der Taxifahrer Alberto (Juan Pablo Medina) hat früher einmal als Schauspieler gearbeitet und wäre die Idealbesetzung …
Aus Spaß an der Lüge
Lügen haben kurze Beine. Das bedeutet aber nicht, dass man es nicht trotzdem versuchen könnte. Zumindest als unbeteiligter Zuschauer ist dagegen nicht wirklich etwas einzuwenden. Im Gegenteil: Es kann sogar Spaß machen, bei den absurdesten Wahrheitsverrenkungen zuzusehen, die gerade bei Komödien die Folge sind, wenn nach und nach alles eskaliert. Da spielt es dann auch keine Rolle, ob diese Lüge in einer grotesken Verkleidung besteht wie in Mrs. Doubtfire – Das stachelige Kindermädchen oder in Zwei hinreißend verdorbene Schurken mit allen Mitteln eine Frau erobert werden soll, der Filmbereich ist voller amüsanter Beispiele.
Ein bisschen geht auch Papa gesucht in diese Richtung, wenn ein eher perspektivloser Taxifahrer, der eigentlich Schauspieler ist, sich als Vater eines Mädchens ausgeben muss. Der Humor der mexikanischen Netflix-Komödie besteht jedoch weniger in den haarsträubenden Situationen, in die sich die Figuren sonst manövrieren. Tatsächlich geht das hier relativ brav und gesittet zu. Es gibt keine nennenswerten Zuspitzungen, keine ausweglosen Situationen, aus denen sich dann doch irgendwie gemogelt wird. Wenn es einen Grund gibt, in dem Film zu lachen, zumindest aber zu schmunzeln, dann ist das eher der, dass Blanca nicht gerade auf den Mund gefallen ist. Sie kann durchaus ordentlich zulangen – physisch wie verbal –, was in einem ziemlichen Kontrast zu dem sonst eher unscheinbar-netten Äußeren steht.
Eine gemeinsame Tragik
Doch hinter dem heiteren Spaß steckt eine tragische Geschichte, eigentlich sogar zwei. Nicht allein, dass Blanca ihren Vater verloren hat, Alberto verlor zudem eine Tochter. Papa gesucht handelt also nur zum Teil von komischen Lügen, geklauten Fahrrädern und geheimen Wettbewerben. Vor allem handelt er von der Annäherung zweier Menschen, die jeweils einen tragischen Verlust erlitten haben und in dem jeweils anderen einen kleinen Ersatz gefunden haben. Die großen, tränenreichen Momente sollte man hierbei aber nicht erwarten. Der Film richtet sich schließlich in erster Linie an ein recht junges Publikum, das nicht mit zu heftigen Gefühlen überfordert werden soll.
Auch bei der Handlung wurde darauf Rücksicht genommen, dass das alles ein bisschen einfacher und überschaubarer bleibt. Der Ablauf der Geschichte folgt beispielsweise streng der in diesem Bereich üblichen Dramaturgie. Tatsächlich überrascht wird man in Papa gesucht nie. Und auch bei der Auflösung machte man es sich recht einfach: Konflikte werden so schnell überwunden, dass einem davon schwindlig werden kann. Was im einen Moment noch gegolten hat, kann im nächsten schon wieder zu den Akten gelegt worden sein. Mit Realismus hat es Regisseur Javier Colinas (Omas Hochzeit), der auch am Drehbuch mitgewirkt hat, nicht so wirklich. Stattdessen gibt es idealisiertes Wohlfühlfernsehen, das den jungen Menschen vor den Bildschirmen sagt, dass sie alles werden können und ihrem Herzen folgen sollen. Das ist weder neu, noch irgendwie besonders umgesetzt, funktioniert aber als freundliche Familienunterhaltung.
OT: „Se busca papá“
IT: „Dad Wanted“
Land: Mexiko
Jahr: 2020
Regie: Javier Colinas
Drehbuch: Victor Avelar, Javier Colinas, Paulette Hernandez, Fernando Barreda Luna
Kamera: Jeronimo Rodriguez-Garcia
Besetzung: Natalia Coronado, Juan Pablo Medina, Silvia Navarro, Victoria Viera, Roberto Quijano
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