Sune Best Man
© Unlimited Stories / Niklas Maupoix

Sune – Best Man

Kritik

Sune Best Man
„Sune – Best Man“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Das ist jetzt richtig blöd gelaufen. Eigentlich hatte sich Sune (Elis Gerdt) schon auf den Klassenausflug gefreut, vor allem um auf diese Weise seinem Schwarm Sophie (Lily Wahlsteen) näher kommen zu können. Dabei hat er völlig vergessen, dass an eben diesem Tag auch die Hochzeit seines Großvaters Morfar (Tomas von Brömssen) stattfindet. Was soll er nur tun? Am Ende entscheidet er sich zwar dafür, zusammen mit seinem Vater Rudolf (Fredrik Hallgren), seiner Mutter Anna (Tea Stjärne) und seinem kleinen Bruder Håkan (Baxter Renman) zu fahren. Wirklich überzeugt ist er von seiner Entscheidung aber nicht, was auch damit zusammenhängt, dass er nicht unbedingt der Entscheidungsfreudigste ist …

In Deutschland dürften eher weniger Leute die Geschichten rund um Sune und seine etwas kauzige Familie kennen. In ihrem Heimatland Schweden erfreuen sich die Bücher von Anders Jacobsson und Sören Olsson aber durchaus einer größeren Beliebtheit. Und so wurde vor zwei Jahren versucht, mit einem neuen Film rund um die bereits 1984 ins Leben gerufene Chaotentruppe ein frisches junges Publikum anzuziehen. Das Ergebnis konnte sich durchaus sehen lassen, Sune vs Sune ist ein charmanter und witziger Familienfilm um einen Jungen, der einen plötzlichen Rivalen hat und deshalb gezwungen ist, sich seinen Platz im Leben zu erkämpfen – mit komischen Ergebnissen und der positiven Grundaussage, man selbst zu sein.

Das Chaos Leben
Beides findet sich auch in Sune – Best Man, dem zweiten Teil der Reihe. Der Film ist dabei keine direkte Fortsetzung des obigen Titels. Man muss Letzteren auch nicht gesehen haben, um hier einsteigen zu können, da die Geschichten völlig unabhängig voneinander sind. Wer Vorkenntnisse hat, wird sich dafür wieder wie zu Hause fühlen. Nicht nur, dass die meisten Figuren wieder mit von der Partie sind. Es hat sich auch an der grundsätzlichen Machart wenig getan. Erneut geht es darum, wie ein Junge mit sich ringt, nach einem Weg durch ein verwirrendes Leben sucht und dabei immer wieder in chaotische, komische Situationen gerät, nur um am Ende etwas Wichtiges gelernt zu haben.

Wobei Sune dieses Mal durchaus Konkurrenz von den anderen Familienmitgliedern bekommt, die alle ihre humoristischen Glanzpunkte haben. So hat sein jüngerer Bruder Håkan offensichtlich zu viele Filme gesehen, weshalb er ständig irgendwelche absurden Pläne ausheckt, so als wären sie die Stars eines Hollywood-Action-Blockbusters. Rudolf hingegen hat seine Probleme damit, dass Karin ihrem gutaussehenden Jugendfreund Matte (Jonatan Rodriguez) so nahekommt. Vor allem aber Großvater Morfar, der in Sune – Best Man seinen ersten Auftritt hat, wurden einige schön bescheuerte Szenen auf den Leib geschrieben, wenn seine Hochzeit auf die letzten Meter zu einem absurden Abenteuer werden.

Ein schön schräger Humor
Anders als viele Kinderfilme besteht der Humor dabei aus weniger aus Situationskomik oder Slapstick, auch peinliche Pups-Witze sind nicht zu finden. Stattdessen gibt es eine Reihe schräger Gags, die natürlich wenig tiefgründig sind, dafür aber einem erwachsenen Publikum Spaß machen können. Schön ist beispielsweise der Einfall, dass Sune gleich zu Beginn, aber auch später seinem zukünftigen Ich begegnet, der ihn unbedingt vor einer großen Dummheit bewahren will. Er schafft es nur nie wirklich zu formulieren, worum es eigentlich geht, weil immer etwas dazwischen kommt. Das ist natürlich albern, aber ein originelles Bild, um Sunes ständigen Probleme zu visualisieren, sich für etwas entscheiden zu müssen.

Das führt zu einer gewissen Rastlosigkeit und Willkürlichkeit, wenn bei der Familie andauernd irgendwas passiert, ohne dass man genau wüsste warum – zumal irgendwie alle ein Talent dafür haben, selbst banale Situationen zu einer Katastrophe zu machen. Das Ende ist ebenfalls ein bisschen hektisch und sprunghaft, wenn auf einmal die Erkenntnis da ist, was richtig ist. Der Beitrag vom Filmfest Hamburg 2020 ist aber einerseits ein schönes Bekenntnis für die Familie, so bescheuert die auch sein mag, gleichzeitig eine Ermunterung, nicht so viel auf die Meinungen anderer zu geben. Das ist immer sympathisch, umso mehr in einer Zeit, wenn selbst junge Menschen durch soziale Medien mit Gruppenzwang und Normierungserwartungen konfrontiert werden. Bei Sune – Best Man ist eigentlich keiner so richtig normal – aber genau deshalb ist die Ansammlung kauziger, wenig souveräner Chaoten so liebenswert.

Credits

OT: „Sune – Best Man“
Land: Schweden
Jahr: 2020
Regie: Jon Holmberg
Drehbuch: Jon Holmberg
Vorlage: Anders Jacobsson, Sören Olsson
Musik: Joel Danell, Andreas Tengblad
Kamera: Erik Persson
Besetzung: Elis Gerdt, Baxter Renman, Tea Stjärne, Fredrik Hallgren, Sissela Benn, Tomas von Brömssen, Lily Wahlsteen, Jonatan Rodriguez

Trailer

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In „Sune – Best Man“ muss sich ein Junge entscheiden, der Liebe wegen auf Klassenfahrt zu gehen oder zur Hochzeit seines Großvaters. Der schwedische Familienfilm kombiniert dabei schrägen Humor mit einer aufmunternden Aussage zu mehr Individualität, welche ebenso sympathisch ist wie die Chaotentruppe selbst.
7
von 10