Bor Mi Vanh Chark The Long Walk
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The Long Walk

Kritik

Bor Mi Vanh Chark The Long Walk
„The Long Walk“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

In der nahen Zukunft lebt in einem kleinen Dorf in Laos ein alter Mann (Yannawoutthi Chanthalungsy), der in der Gemeinde den Ruf genießt, mit Geistern kommunizieren zu können. Auch wenn ihn viele Menschen ansprechen, die noch ein letztes Mal mit ihren Verwandten oder Freunden sprechen wollen, lebt der Mann ein zurückgezogenes Leben am Rande der Stadt und verdient sich sein Geld mit dem Ausschlachten alter Maschinen und Geräte. Als eines Tages eine Ladenbesitzerin unter mysteriösen Umständen verstirbt, wendet sich nicht nur die Polizei, sondern auch deren Tochter (Vilouna Phetmany) an ihn mit der Bitte um Hilfe, doch abermals lehnt der alte Mann ab, denn im Moment ist er mit einer ganz anderen Sache beschäftigt, die potenziell nicht nur den zahlreichen Geistern helfen könnte, die ihn umgeben, sondern zudem ihm selbst. Vor 50 Jahren etwa hat er zum ersten Mal einen Geist gesehen, eine junge Frau (Noutnapha Soydara), deren Leiche er als kleiner Junge (gespielt von Por Silatsa) im Wald fand. Während sein Vater zunehmend wütender und frustrierter wird wegen der Armut der Familie und seine Mutter (Chantamone Inoudome) an einem schrecklichen Husten leidet, versucht der kleine Junge damit klar zu kommen, dass ihm nun der Geist der jungen Frau auf Schritt und Tritt folgt. Nachdem er schon jede Hoffnung verloren hat, dass die Erscheinung verschwinden werde, erscheint ihm plötzlich ein alter Mann, der nicht nur weiß, wie man seiner Mutter helfen kann, der es immer schlechter geht, sondern der ihm auch sagt, wie er mit den Geistern um ihn herum umzugehen habe.

Die ewige Straße
In The Long Walk, ihrem insgesamt dritten Spielfilm, der unter anderem auch auf den Filmfestspielen in Venedig 2019 gezeigt wurde, vermischt die in den USA geborene laotische Regisseurin Mattie Do verschiedene Genres. Wie schon in Chanthaly (2012) und Nong Hak (2016) geht es um Geister, die Verbindung mit deren Welt und der unsrigen, über die sich eine Geschichte über den Tod und wie man mit diesem umgeht ergibt. Auch in The Long Walk geht es um diese Themen, über einen Kreislauf von Schuld und den Versuch eines Ausbruchs aus diesem.

The Long Walk ist ein Drama, welches sowohl Elemente einer Geister- wie auch einer Zeitreisegeschichte vereint. Die Prämisse erinnert bisweilen an Werke wie M. Night Shyamalans The Sixth Sense oder Tobe Hoopers Poltergeist in der Art und Weise wie Mattie Do die Verbundenheit des Jenseits mit unserer Wirklichkeit darstellt. Der Protagonist, den man sowohl im Alter von etwa 60 Jahren sieht wie auch als kleiner Junge, erinnert sich zunächst an seine ersten Begegnungen mit dem Tod und wie er letztlich mit dieser Tatsache des Lebens umzugehen lernte. Zentral ist für sein Leben, unabhängig von der Zeitebene, das Bild der Straße, auf der er sich zunächst von den Geistern zu distanzieren versucht und dann ihre Gesellschaft sucht, schlussendlich gar meint, ihnen helfen zu können, indem er mit ihnen kommuniziert. Da diese sich ihm, wie die von Noutnapha Soydara gespielte Frau, verschließen – auch als alter Mann – , ergibt sich für den namenlosen Protagonisten ein Suchen nach dem richtigen Weg, diesen wie auch sich zu helfen.

Das Verändern der eigenen Geschichte
Doch es ist nicht nur die Vermischung von Jenseits und Diesseits, welche im Zentrum von Mattie Dos Film steht, sondern auch die der Zeitebenen. Innerhalb der Struktur des Films verläuft auch dieser Übergang organisch, was bereits früh die für solche Geschichten übliche Problematik aufwirft, die mit der Veränderung der eigenen Vergangenheit einhergeht. Immer wieder wechselt die Geschichte zwischen den beiden Ebenen, vermischt diese und betont, welche teils katastrophalen Veränderungen sich durch den Eingriff des alten Mannes in seine Vergangenheit ergeben. Das Zerbrechen einer Figur oder das gesprungene Glas einer Vitrine sind subtile Indikatoren für diese Veränderungen, Warnsignale, deren Relevanz sich dem Protagonisten wie auch dem Zuschauer erst gegen Ende gänzlich erschließt.

Auf ästhetischer Ebene müssen besonders die Bilder Matthew Macars erwähnt werden. Die Naturaufnahmen sowie die Darstellung der Räume, beispielsweise des Hauses des Protagonisten, sind der passende visuelle Rahmen für eine Geschichte, in der die Grenzen von Zeit sowie von Leben und Tod bisweilen aufgehoben sind.

Credits

OT: „Bor Mi Vanh Chark“
Land: Laos
Jahr: 2019
Regie: Mattie Do
Drehbuch: Christopher Larsen
Musik: Anthony Weeden
Kamera: Matthew Macar
Besetzung: Yannawoutthi Chanthalungsy, Vilouna Phetmany, Por Silatsa, Noutnapha Soydara, Chantamone Inoudome

Bilder

Trailer

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„The Long Walk“ von Mattie Do ist eine tieftraurige, schön fotografierte Geistergeschichte. Erzählt wird vom Umgang mit dem Tod, der Frage nach der Mitschuld und die Unmöglichkeit des Loslassens in einem poetischen Film, der sich bisweilen in seinen vielen Erzählebenen etwas verliert.
8
von 10