The New Mutants
© 20th Century Studios

The New Mutants

Kritik

The New Mutants
„The New Mutants“ // Deutschland-Start: 10. September 2020 (Kino) // 21. Januar 2021 (DVD/Blu-ray)

Es war der schlimmste Tag in ihrem Leben – und er wäre beinahe auch ihr letzter gewesen: Nur mit Mühe kann sich Danielle (Blu Hunt) retten, als ihr Reservat von einem Tornado zerstört wird, dem auch alle anderen zum Opfer fallen – inklusive ihres Vaters. Als sie wieder zu sich kommt, befindet sie sich in einem von Dr. Cecilia Reyes (Alice Braga) geleiteten Hospital. Dort soll sie zu Kräften kommen, verarbeiten, was sich vorher zugetragen hat. Und sie ist nicht die einzige: Auch Rahne (Maisie Williams), Illyana (Anya Taylor-Joy), Samuel (Charlie Heaton) und Roberto (Henry Zaga) sind dort gelandet, nachdem sie alle auf ihre Weise schreckliche Erfahrungen gesammelt haben. Doch die tragische Vorgeschichte ist nicht das einzige, das die fünf Jugendlichen verbindet: Sie aller verfügen über mysteriöse Fähigkeiten …

Als könne 2020 nicht noch seltsamer werden, kommt es nun zu einem Ereignis, das wohl wirklich niemand mehr erwartet hätte: The New Mutants kommt ins Kino! Eigentlich hätte der Film schon im April 2018 starten sollen, wurde mehrfach verschoben, teilweise neu gedreht. Vor zwei Jahren liefen bereits Trailer, nur um kurze Zeit später alles abzusagen. Das hatte teilweise natürlich auch mit dem Kauf von Fox durch Disney zu tun, die mit dem unliebsamen Überrest der zuvor konkurrierenden Marvel-Schiene nicht viel anfangen konnten. Nicht wenige gingen aber auch einfach davon aus, dass der Film Schrott ist, was angesichts der stark schwankenden Qualität der X-Men-Filme durchaus nachzuvollziehen ist.

Die Geschichte traumatisierter Jugendlicher
Dabei ist das Ergebnis gar nicht so übel. Tatsächlich ist The New Mutants besser als das zeitgleich mehrfach verschobene Artemis Fowl, besser auch als X-Men: Dark Phoenix, das unrühmliche Ende der Hauptreihe um die Mutanten. Das liegt auch daran, dass der Film zwar die Themen der Reihe aufgreift, sie aber in eine etwas andere Richtung weiterspinnt. Dieses Mal geht es beispielsweise nicht primär darum, irgendeinen Superschurken zu Fall bringen zu müssen und möglicherweise die Erde vor der Katastrophe zu beschützen. Die Geschichte ist deutlich intimer, dreht sich um die Jugendlichen, die in erster Linie lernen müssen, mit ihrer Situation, ihren Erfahrungen und ihren Fähigkeiten umzugehen.

Insofern überrascht es auch nicht wirklich, dass hier mal kein Genre-Regisseur hinter der Kamera stand, sondern Josh Boone, der vor allem für Das Schicksal ist ein mieser Verräter über zwei schwerkranke Jugendliche bekannt ist. Mit jungen Protagonisten und Protagonistinnen, die einen Weg durch ein schwieriges, von Leid geprägtes Leben suchen, kennt er sich also bestens aus. Wobei die berührendsten Momente gar nicht die sind, wenn etwas plakativ alte Traumata abgearbeitet werden. Vielmehr ist es die durchaus auch romantisch gefärbte Annäherung von Dani und Rahne, die an der Stelle positiv auffällt. Leider wurden nicht alle mit so viel Sorgfalt gezeichnet. Während bei Illyana zumindest noch versucht wurde, ein bisschen Charakter zu zeigen, werden die zwei Männer zu Nebenfiguren, die allenfalls durch ihre Fähigkeiten bestimmt sind.

Ach ja, Horror
Von Letzteren sollte man allgemein nicht so viel erwarten. Während die von Dani ausführlich gezeigt wird und auch tatsächlich relevant für die Geschichte ist, werden die anderen nur ab und an mal ausgepackt, wirken auch eher wie eine reine Pflichterfüllung. Es ist nicht einmal so, dass die Spezialeffekte großen Eindruck hinterlassen würden: The New Mutants ist eindeutig als einer der billigeren Teile der Reihe zu erkennen. Leider ist auch der Horrorpart nicht so richtig eindrucksvoll, obwohl er vorher groß angekündigt wurde. Eine später wichtige Figur wurde tatsächlich unheimlich gestaltet und würde sich auch in einem „echten“ Horrorfilm gut schlagen. Aber nur vereinzelt wird auf diese Weise tatsächlich Spannung erzeugt, gerade das Finale ist schon erschreckend langweilig.

Insgesamt reicht es daher bei dem letzten Fox-Marvel nur fürs Mittelfeld. Vielversprechende Aspekte gibt es durchaus, zudem passt die Besetzung. Gerade Maisie Williams und Anya Taylor-Joy wäre es vergönnt gewesen, dass wie geplant noch weitere Teile erscheinen, die sich mit den krisengeplagten Superjugendlichen beschäftigen – was aber inzwischen völlig illusorisch ist. So bleibt ein Film, der zeigt, was abseits des Superhelden-Konformismus möglich wäre, ohne es wirklich zu Ende zu bringen. Einerseits ist es daher schön, dass The New Mutants nach all der Zeit doch noch rauskam. Andererseits: Viel verpasst hätte man dann doch nicht.

Credits

OT: „The New Mutants“
Land: USA
Jahr: 2020
Regie: Josh Boone
Drehbuch: Josh Boone, Knate Lee
Musik: Mark Snow
Kamera: Peter Deming
Besetzung: Maisie Williams, Anya Taylor-Joy, Charlie Heaton, Alice Braga, Blu Hunt, Henry Zaga

Bilder

Trailer

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Oft verschoben, von vielen bereits abgeschoben, ist „The New Mutants“ am Ende besser als befürchtet, aber nicht so gut wie erhofft. Die gute Besetzung trägt dazu bei, dass die Geschichte um traumatisierte Jugendliche mit übernatürlichen Kräften tatsächlich manchmal berührt. Richtig spannend ist der Film jedoch nicht, gerade zum Schluss hin enttäuscht das Ganze.
5
von 10