Eigentlich arbeitete der Reporter Michael Block (LaKeith Stanfield) an einer Geschichte über das Leben nach dem Hurricane Katrina, als er bei einem Interview über ein Foto von Christina Eames (Chanté Adams) stolpert. Neugierig, was es mit dieser Frau auf sich hat, beginnt er ihr nachzuspüren. Doch zu spät: Christina ist bereits vor einigen Wochen verstorben. Stattdessen lernt er Mae (Issa Rae) kennen, ihre Tochter, die ihrer Mutter gegenüber gemischte Gefühle hat und selbst Klärungsbedarf hat. Aus dieser Begegnung wird bald mehr, beide fühlen sich zueinander hingezogen. Dabei steht die Beziehung unter keinem guten Stern, nicht zuletzt weil Michael insgeheim plant, die Staaten zu verlassen und nach London zu gehen …
Die fehlende Verbindung
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte heißt es so schön. Im Fall von The Photograph stimmt das aber nur bedingt. Die im Titel bereits angesprochene Fotografie ist zwar Aufhänger der Geschichte und führt dazu, dass sich die beiden Hauptfiguren erst kennenlernen, wenn auch über Umwege. So richtig viel Inhalt hat sie jedoch nicht, ist für den weiteren Verlauf zudem mehr oder weniger egal. Lediglich, dass Christina Fotografin war und Mae sich mit diesen auseinandersetzen muss, schafft noch eine Verbindung zwischen dem, was der Film ankündigt und dem, was er am Ende liefert.
Ohnehin darf man ein bisschen verwundert sein, welches Konzept Stella Meghie da genau verfolgen wollte. Die Geschichte der Mutter ist nicht allein der Anfangspunkt, der Michael und Mae zusammenbringen wird. The Photograph lässt sie darüber hinaus in Form von Flashbacks immer wieder aufleben, wenn zeitweise die Annäherung der beiden und das Auf und Ab von Christina parallel erzählt werden. Solche narrativen Parallelmontagen sind natürlich legitim, sollten aber schon auch in einem Zusammenhang stehen. Im Fall des US-amerikanischen Liebesdramas fehlt dieser Aspekt jedoch. Es gibt keine Spiegelungen, keine direkten Gegenbewegungen. Wenn es Auswirkungen der Vergangenheit gibt, welche eine Rolle spielen, dann handelt es sich eher um fehlgeschlagene Partnerschaften.
Hier stimmt die Chemie
Was dem Film hingegen gut gelingt, das ist die Darstellung der aktuell entstehenden Partnerschaft. Es ist absolut erfrischend, doch auch mal wieder einen Liebesfilm zu sehen, der sein Publikum und seine Figuren ernst nimmt. Meghie braucht nicht die großen Dramen, um es hier zum Knistern zu bringen. Stattdessen gibt es Leute, die sicherlich ihre Macken haben und sich manchmal ein bisschen selbst im Weg stehen, im Großen und Ganzen aber souverän auftreten, sich auch die Zeit lassen, sich gegenseitig kennenzulernen, anstatt ungeduldig ein paar Kapitel nach vorne zu springen. Zudem ist das Paar fantastisch besetzt. Issa Rae (Die Turteltauben) und Lakeith Stanfield (Sorry to Bother You) haben zusammen eine wunderbare Chemie, die beiden schwanken zwischen ironischer Distanz und echter Anziehung.
The Photograph ist deshalb ein Fall für Leute, die mal wieder einen „schönen“ Liebesfilm sehen wollen und dafür bereit sind, auf das große Melodram zu verzichten. Begleitet von einem umscheichelnden Smooth Jazz Teppich gibt es hier elegante Aufnahmen, die auch immer ein bisschen aus der Zeit gefallen zu sein scheinen. Diese kunstvolle Bebilderung steht zwar in einem gewissen Widerspruch zu der realistischen Darstellung des Paares, stört aber nicht so wirklich. Der Film hält die Balance aus Traum und Alltag, aus der Sehnsucht nach einem Ort, an den man gehört, und der Rastlosigkeit, die das Leben manchmal mit sich bringt, wenn keine der Figuren so ganz sicher ist, wo sie nun bleiben soll, wo der eigene Platz in dieser so großen Welt nun ist. Und immerhin das ist etwas, das die beiden Zeitstränge gemeinsam haben.
OT: „The Photograph“
Land: USA
Jahr: 2020
Regie: Stella Meghie
Drehbuch: Stella Meghie
Musik: Robert Glasper
Kamera: Mark Schwartzbard
Besetzung: Issa Rae, Lakeith Stanfield, Chelsea Peretti, Kelvin Harrison Jr., Lil Rel Howery, Rob Morgan
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