Kaali Khuhi Der schwarze Brunnen Netflix
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Der schwarze Brunnen

Kritik

Kaali Khuhi Der schwarze Brunnen Netflix
„Der schwarze Brunnen“ // Deutschland-Start: 30. Oktober 2020 (Netflix)

Als Darshan (Satyadeep Misra) erfährt, dass seine Mutter (Leela Samson) schwer krank geworden ist und medizinische Betreuung braucht, zögert er keine Sekunde: Er packt seine Familie ins Auto und tritt den weiten Weg von der Stadt in das abgelegene Dorf an. Tatsächlich ist die Lage ernst, Dadi liegt bereits im Koma, als sie eintreffen. Doch das ist nur der Auftakt eines schrecklichen Aufenthalts in der Provinz, denn etwas Böses scheint in dem Dorf um sich zu gehen. Nun liegt es an Shivangi (Riva Arora), der 10-jährigen Tochter Darshans, die Menschen vor den Schatten der Vergangenheit zu schützen …

Seit einiger Zeit schon ist Netflix schwer damit beschäftigt, dem Vorurteil entgegenzutreten, in Indien würden ausschließlich überlange, bonbonfarbene Musical-Schmonzetten produziert. Tatsächlich finden sich im Sortiment des Streamingdienstes eine ganze Reihe von Titeln, die in dem Vielvölkerstaat produziert wurden und dem Genrebereich zuzuordnen sind. Da gibt es Thriller, Action, sogar Science-Fiction. 2020 stehen vor allem Horrorwerke auf dem Programm: Neben der Anthologie Ghost Stories kamen die Serie Vetala und der Film Bulbbul neu hinzu. Ein beliebtes Thema dabei ist immer die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, sei es eine folkloristische oder die Spuren der brutalen Kolonisation.

Ein offensiver Nebel aus Grau
Pünktlich zu Halloween kommt nun der nächste Angriff auf die Nerven des Publikums, Der schwarze Brunnen soll zusammen mit einem Haufen anderer unlängst veröffentlichen Filme dafür sorgen, dass die Leute brav zu Hause bleiben und sich vor ihren Bildschirmen fürchten. So richtig ergiebig war die Horrorausbeute dieses Jahr bei Netflix aber nicht. Die meisten Titel kamen über Durchschnitt nicht hinaus, lagen teilweise noch darunter. Und leider trifft das auch auf den indischen Beitrag zu, der zwar viel dafür tut, eine unheilvolle Stimmung zu erzeugen und auf diese Weise wohlige Spannung. Es wird nur irgendwie nicht wirklich was draus.

Das Positive vorweg: Die Bilder von Der schwarze Brunnen können sich durchaus sehen lassen. Sonderlich subtil ist das Werk von Regisseurin und Co-Autorin Terrie Samundra, die hiermit ihr Spielfilmdebüt vorlegt, zwar nicht. Einfach über alles einen Nebel zu legen, selbst wenn es keinen Sinn ergibt, ist ebenso billig wie die Methode, alles mit einem Grauschleier zu versehen. Das Dorf entstammt offensichtlich aus einer Ära, als die Menschheit noch keine Farben erfunden hatte. Aber die Tricks funktionieren, man kann sich die Zeit damit vertreiben, in den trüben, von Schatten dominierten Gassen verlorenzugehen, die nicht wirklich irgendwo hin finden.

Gute Absicht, mäßiger Film
Dieses Vergnügen wird jedoch durch eine Geschichte getrübt, die ebenfalls nicht mit Finesse glänzt. Dass das grundsätzliche Szenario, wenn Städter in ein abgelegenes Dorf kommen, das von Aberglaube und dunklen Geheimnissen dominiert wird, nicht unbedingt das frischeste ist, ist dabei das geringere Problem. Das ist ja bloß der Anlass, um die Schauergeschichte erzählen zu dürfen. Viel tragischer ist aber, dass Der schwarze Brunnen selbst nichts damit anzufangen weiß. Die Absicht hinter dem Film war sicher gut, zum Ende hin wird deutlich, dass er in einer Reihe mit anderen Genrewerken steht, die Horror mit einer Auseinandersetzung verbinden wollen – in diesem Fall ist es eine gesellschaftliche.

Die Absicht allein reicht aber nicht aus. Da braucht es zusätzlich eine spannende Handlung oder tiefgründige Charaktere, die das Mitfühlen ermöglichen. Im Idealfall sogar beides. Bei Der schwarze Brunnen gibt es aber weder das eine noch das andere. Dann und wann wird zwar noch versucht, mit grotesken Masken Angst und Schrecken zu verbreiten. Die meiste Zeit über wird man sich hier aber vielmehr schrecklich langweilen und darauf warten, dass das Elend ein Ende findet. Als Kurzfilm hätte das vielleicht noch funktioniert, wenn die Aussage konzentrierter ist. Für 90 Minuten ist das aber zu wenig. Da ist das zeitgleich veröffentlichte His House doch einige Ligen weiter drüber, sowohl im Hinblick auf den Gruselfaktor wie auch den gesellschaftlichen Gehalt.

Credits

OT: „Kaali Khuhi“
Land: Indien
Jahr: 2020
Regie: Terrie Samundra
Drehbuch: Terrie Samundra, David Walter Lech
Musik: Daniel B. George
Kamera: Sejal Shah
Besetzung: Shabana Azmi, Leela Samson, Sanjeeda Sheikh, Satyadeep Misra, Riva Arora, Hetvi Bhanushali, Rose Rathod

Trailer

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In „Der schwarze Brunnen“ reist ein Mann in sein altes Heimatdorf, wo seine Mutter im Sterben liegt, und wird dort zusammen mit seiner Familie Zeuge unheimlicher Vorkommnisse. Visuell ist das ganz ordentlich umgesetzt, der Inhalt überzeugt hingegen nicht: Der indische Horrorfilm ist weder spannend, noch holt er etwas aus dem an und für sich wichtigen Thema heraus.
4
von 10