Horror Noire A History of Black Horror
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Horror Noire: A History of Black Horror

Kritik

Horror Noire A History of Black Horror
„Horror Noire: A History of Black Horror“ // Deutschland-Start: 15. Oktober 2020 (Kino)

Die Kultur eines Landes und die Werke, die sie hervorbringt, ist eine oftmals interessante Repräsentation dessen gesellschaftlich-politischer Landschaft. Dies gilt auch dann, wenn sich Kulturschaffende, wie es bisweilen geschieht, von diesen Aspekten ihres Werkes distanzieren wollen und auf ihre (apolitische) Intention verweisen. Gerade in der heutigen Zeit, in welcher der Betrachter seinen eigenen Horizont mit in die Sichtweise auf eine Werk miteinbezieht, ist die intendierte Botschaft des Urhebers eine Facette eines viel größeren Gebildes, die manchmal sogar vernachlässigbar ist. Dies gilt nicht zuletzt für die Filmindustrie eines Landes wie den Vereinigten Staaten, deren Kultur immer wieder historische Ereignisse, gesellschaftliche Entwicklungen und Prozesse widerspiegelt, vor allem aber die Auseinandersetzung mit Rassismus, der Umgang mit Sklaverei und das nach wie vor problematische Verhältnis zu dem afroamerikanischen Teil der Bevölkerung.

Einen wichtigen Beitrag zu dieser Thematik leistet Autor Robin R. Means Coleman mit seinem Sachbuch Horror Noire: Black in American Horror Films from the 1890s to the Present, welches die Vorlage für eine Dokumentation des US-amerikanischen Regisseurs Xavier Burgin lieferte. In chronologischer Abfolge wird hier nicht nur die Rolle von Afroamerikanern innerhalb des Horrorgenres beleuchtet, sondern über das Bild des Schwarzen im Film generell gesprochen, angefangen bei D.W. Griffiths kontroversem Birth of a Nation bis hin zu aktuellen Produktionen wie Jordan Peeles Get Out. Abgesehen von Coleman selbst wird die Dokumentation begleitet von den oft erhellenden Beiträgen und Gesprächen von Persönlichkeiten wie den Schauspielern Keith David (Sie leben, Das Ding aus einer anderen Welt), Ken Foree (Dawn of the Dead) aber auch Filmemachern wie Ernest R. Dickerson (Juice-City War).

Schwarzer Schrecken und Identifikationsfigur
Gerade im Horrorgenre akzeptiert man als Zuschauer oftmals gewisse „Regeln“, die, wenn man genau hinsieht, widerspiegeln, welches Problem die US-amerikanische Kultur nach wie vor im Umgang mit Afroamerikanern hat. Lange Zeit wurde die Regel, dass der Dunkelhäutige in einem Film wie Freitag der 13. als Erster stirbt stillschweigend akzeptiert, genauso wie die Szenen, in denen sich dieser natürlich für eine Weiße opfern muss. Unabhängig von der Qualität der einzelnen Produktionen, zu denen King Kong, Shining und eben Freitag der 13 gehören, diskutieren Burgins Gesprächspartner diese Filme und eröffnen dem Zuschauer eine oft überraschende Lesart von Geschichten. Der riesige Menschenaffe als Spiegel weißer Ängste vor dem „schwarzen Mann“ oder das immer wiederkehrende Motiv des Schwarzen, der sich opfert, sind nur einige Beispiele dieser überraschenden Momente, die Burgins Dokumentation für seinen Zuschauer auf Lager hat.

Jedoch ist es nicht nur diese Interpretation von Filmen, der Burgins nachgeht, sondern auch der oftmals turbulenten Geschichte des „schwarzen Horrorfilms“. Mit den Beteiligten sowie mittels Rückgriff auf Archivmaterial wird beispielsweise die Produktionsgeschichte von William Crains Blacula nacherzählt, welche Hürden Crain auf sich nehmen musste, damit dieser erste afroamerikanische Horrorfilm realisiert werden konnte. Ebenso wird die Relevanz von Produktionen wie Bernard Roses Candyman sowie dessen Fortsetzungen diskutiert, die Bedeutung der Horroranthologie Tales from the Hood sowie natürlich des Erfolgs von Filmen wie Get Out. Erhellend und nicht selten kritisch gestaltet sich diese Auseinandersetzung, gerade dann, wenn afroamerikanische Filmkritiker und Autoren beschreiben, inwiefern solche Produktionen sich über schwarze Stereotypen hinwegsetzen oder diese bisweilen gar bestätigen.

Credits

OT: „Horror Noire: A History of Black Horror“
Land: USA
Jahr: 2019
Regie: Xavier Burgin
Drehbuch: Ashlee Blackwell, Danielle Burrows
Musik: Timothy Day
Kamera: Mario Ricardo Rodriguez

Bilder

Trailer

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„Horror Noire: A History of Black Horror“ ist eine interessante Dokumentation über die Geschichte des afroamerikanischen Horrorfilms sowie über die Rolle des Schwarzen im US Kino. Xavier Burgin gelingt eine oft erhellende und nicht selten überraschende Sicht auf einen Aspekt der Kultur seiner Heimat, was nicht zuletzt seinen diskussionsfreudigen Gesprächspartnern geschuldet ist.