The School Nurse Files Netflix
© Netflix

The School Nurse Files – Staffel 1

Kritik

The School Nurse Files Netflix
„The School Nurse Files – Staffel 1“ // Deutschland-Start: 25. September 2020 (Netflix)

Auf den ersten Blick würde man bei Eun-young (Yu-mi Jung) wohl kaum vermuten, dass an ihr etwas anders sein könnte. Die Krankenschwester ist nett, hilfsbereit, schnell bei den Menschen beliebt. Dabei hat sie es vor allem auf die nicht-menschlichen Wesen abgesehen, die an ihrer Schule ihr Unwesen treiben. Denn nur sie ist in der Lage, die sogenannten Jellys zu sehen, kleine wabernde Kreaturen. Zusammen mit ihrem Kollegen In-pyo (Joo-hyuk Nam), der ebenfalls über eine besondere Fähigkeit verfügt, macht sie sich im Geheimen an die Arbeit, kräftig aufzuräumen und die Schule zu einem besseren Ort zu machen …

In den letzten Jahren wurde Netflix zu einer der wichtigsten Quellen für fernöstliche Produktionen, die es hierzulande gibt. Kaum ein Woche vergeht, in der der Streamingdienst nicht irgendeinen Titel aus China, Südkorea und einigen anderen Ländern veröffentlicht, mal als Lizenzvereinbarung, mal als eigenes Original. Die Zielgruppe ist dabei jedoch offensichtlich nicht allzu groß. Zumindest ist es auffallend und enttäuschend, wie selten diese Filme und Serien auch synchronisiert werden, man also  gar nicht erst versucht, eine größere Masse zu erreichen. Ausnahmen gibt es natürlich schon immer mal wieder, sei es die Porno-Historie Der nackte Regisseur, das Drama Followers oder die Zombie-Invasion Kingdom. Aber es sind nicht sehr viele.

Für Fans schräger Geschichten
Mit The School Nurse Files kommt nun eine weitere hinzu. Und das ist schon eine ziemliche Überraschung. Während die sonstigen Synchronarbeiten meistens etwas haben, das man einem Mainstream-Publikum verkaufen könnte, fällt es doch recht schwer, hier etwas Vergleichbares zu finden. Die Roman-Vorlage von Serang Chung, die zusammen mit Regisseurin Kyoung-mi Lee die Drehbücher geschrieben hat, dürfte bei uns keiner kennen. Auch das Ensemble wird kaum jemandem etwas sagen. Vor allem aber ist die Serie so eigenartig und skurril, dass sie sicherlich ihre Fans finden wird – aber kaum genug, dass man hier von einem größeren Titel sprechen kann.

Wenn man The School Nurse Files mit etwas vergleichen wollte, dann wäre es wohl eine Mischung aus Ghostbusters – Die Geisterjäger und Die fabelhafte Welt der Amélie. Wenn Eun-young und In-pyo auf die Jagd nach diesen kleinen schleimigen Kreaturen gehen, dann kommen schon mal neonfarbende Plastikschwerter zum Einsatz. Überall blubbert und pulsiert es, als hätten wir die Welt schon vor langer Zeit verlassen und während durch einen Spiegel in eine schillernde Bonbon-Parallelversion gefallen. Das ist sehr bunt, teilweise grotesk, kaum ein Moment vergeht, an dem man das Wort „normal“ anwenden wollte oder könnte. Auch die Monster sind nicht unbedingt das, was man in einem solchen Fantasy-Abenteuer sonst zu sehen bekommt, gleichen einem Wackelpudding.

Die Tragik hinter dem Bonbonpapier
Doch inmitten dieser schrägen Komik gibt es auch immer wieder tragische Elemente. Da ist von Selbstmord die Rede, dunkle Gefühle bahnen sich ihren Weg: Wenn Eun-young ihrer geheimen Arbeit nachgeht, dann erinnert das an die Versuche Amelies, die Menschen von ihrem Leid zu befreien. Während man dort aber bei aller Sonderbarkeit immer wusste, in welche Richtung sich das alles bewegt, da bleibt The School Nurse Files sehr willkürlich. Eigentlich weiß man hier nie so richtig, was gerade Sache ist, warum wer was macht oder weshalb etwas geschieht. So als hätte da jemand einen Zufallsgenerator angeworfen. Das bedeutet nicht, dass es keine Geschichte gäbe. Lee interessiert sich nur nicht so wirklich dafür, diese in einer Form aufzubereiten, dass sie als solche zu erkennen ist.

Wie viel Spaß man an The School Nurse Files hat, hängt deshalb maßgeblich davon ab, ob man auf einen verständlichen Inhalt angewiesen ist. Immer wieder tun sich riesige Lücken auf, werden angeschnittene Szenen oder Figuren vergessen. So richtig viel Sinn ergibt die Serie ohnehin nicht: Da hat man sich mehr darauf konzentriert, einfach irgendwelche verrückten Ideen zusammenzuwerfen, ohne darauf zu achten, ob sich daraus etwas ergibt. Gleichzeitig ist das durchaus unterhaltsam, wenn man sich einfach treiben lassen kann auf dieser fluffigen Wolke, entspannt dem schrulligen Treiben zusehend, das sich da in dem Abgrund abspielt. Dass die Geschichte so fragmentarisch erzählt wird, ist dabei zwar schon schade, mit einem stärkeren Fokus oder fesselnderen Inhalten wäre da durchaus noch mehr möglich gewesen. Aber man darf schon neugierig sein, wohin diese wundersame Reise sonst noch führt.

Credits

OT: „Bogeongyosa An Eunyeong“
Land: Südkorea
Jahr: 2020
Regie: Kyoung-mi Lee
Drehbuch: Kyoung-mi Lee, Serang Chung
Vorlage: Serang Chung
Besetzung: Yu-mi Jung, Joo-hyuk Nam, Joo-young Lee, Yoo Teo, Suk-hyung Lee, Joon-young Choi

Bilder

Trailer

Kaufen/Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

In „The School Nurse Files“ macht sich eine Schulkrankenschwester auf die Jagd nach kleinen Wackelpudding-Kreaturen, welche ihre Schule heimsuchen und die nur sie sehen kann. Das ergibt alles nicht so wahnsinnig viel Sinn, was auch der fragmentarisch-nachlässigen Erzählweise geschuldet ist. Dieses schrullige Wunderland macht aber schon Spaß, wenn man sich darauf einlassen kann.
7
von 10