Wrath of Silence
© Fortimissimo Films

Wrath of Silence

Kritik

Wrath of Silence
„Wrath of Silence“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Baomin (Yang Song) arbeitet in einer Kohlemine, viele Meilen weg von seiner Heimat und damit von seiner Familie. Wegen einer handfesten Auseinandersetzung mit den Bewohnern seines Heimatdorfes, gilt er als Außenseiter in der Gemeinschaft und auch unter seinen Kollegen sticht der Mann heraus, besonders wegen seines Temperaments. Eines Tages jedoch wird er aus seiner Routine herausgerissen, denn sein Sohn ist, als er dabei war die Schafherde der Familie auf die Weide zu führen, verschwunden. Entschlossen in den Augen seiner Frau nicht als Versager dazustehen, setzt er nun alles daran, seinen Sohn wiederzufinden, eine Suche, die ihn auf Kollisionskurs mit dem reichen Unternehmer Chang Wannian (Wu Jiang) bringt, der aktuell dabei ist, mit seiner Firma zu expandieren und dafür alle Minen aufkauft sowie seine Konkurrenten beseitigt, koste es, was es wolle. Doch mit brachialer Gewalt kommt der stumme Baomin nicht gegen die Heerscharen Changs an, der gerade im Kern einer Untersuchung steht, die ihm und seinem Konzern sehr gefährlich werden könnte. Als er, um einen potenziellen Zeugen einzuschüchtern, dessen Tochter entführt, wird Baomin jedoch zu einem Hindernis, vereitelt er doch die Entführung. Nun beginnt die Jagd auf den jungen Mann, der sich von seiner Tat erhofft, Chang dazu zu bringen, ihn endlich zu seinem Sohn zu bringen, den er nach wie vor in seiner Obhut vermutet.

Stumme Schreie
Eine ähnlich turbulente Reise wie die Figuren seines zweiten Films hat auch der chinesische Regisseur Yukun Xin hinter sich, geriet Wrath of Silence in die Fänge der chinesischen Zensoren, die dazu beitrugen, dass die Premiere verschoben werden musste. Der Film, der auf dem Chinesischen Filmfest München 2020 zu sehen ist, hält nicht zurück mit seiner bitteren Analyse des Klassensystems in der Heimat des Regisseurs sowie eines Systems der Ausbeutung, bei dem die Armen immer die Leidtragenden sind. Glücklicherweise konnte Wrath of Silence nach der Aufführung auf internationalen Festivals wie dem London Film Festival und Udine Far East Festival Kritiker und Publikum überzeugen und so gezeigt werden, wie es der Vision des Regisseurs entsprach.

Wrath of Silence erzählt von einer Welt der Gewalt, einer rauen Welt, die sich durch vor allem wirtschaftliche Gegensätze definiert. Arbeiter wie Baomin, der ironischerweise auch noch stumm ist, sind am unteren Ende der Nahrungskette und Spielball der Mächtigen wie Chang Wannian, die  vor allem nach dem Prinzip des eigenen Vorteils leben. Sich gegen dieses Systems aufzulehnen oder in eine offene Rebellion gegen es zu treten, endet in der Position des Außenseiters, in welcher sich Baomin schnell wiederfindet, der die Kompensationszahlung des Unternehmers nicht annehmen will. Begegnet er einer Person mit einer solchen Macht zeigt er offen seinen mangelnden Respekt, wirft ihnen Abfall vor die Füße und schaut sie teilweise noch nicht einmal an. Es ist ein stummer Protest eines Mannes, der zwar nicht mehr reden kann, aber nicht gewillt ist, sich alles gefallen zu lassen.

Kaltes Land
Auch auf ästhetischer Ebene beschreibt Yukun Xins Film die Bedeutung von Konzepten wie Status und Macht. Umgeben von einer absurden Masse an Waren und Nahrung wirkt die Darstellung des Geschäftsmannes wie eine Verhöhnung des Arbeiters, auf dessen Leistung eben jene Dinge beruhen, mit denen sich Chang schmückt. Die Welt der Reichen wirkt kalt und in seiner Akkumulation von Dingen geradezu pervers, wohingegen die Natur oder die Mine beinahe lebensfeindlich und wie ein Gefängnis wirkt. Es ist ein kaltes Land, welches die Protagonisten bewohnen und gestalten, eines, welches das Recht des Stärkeren und Reichsten bevorzugt.

Gerade deswegen ist He Shans Kameraführung essenziell für die Geschichte, betont die Unterschiede der Figuren und ihrer Welt, die zwar im gleichen Land sind, aber kaum weiter voneinander weg sein könnten.

Credits

OT: „Bao lie wu sheng“
Land: China
Jahr: 2017
Regie: Yukun Xin
Drehbuch: Yukun Xin
Kamera: He Shan
Besetzung: Wu Jiang, Yang Song, Wenkang Yuan, Zhou Tan

Bilder

Trailer

Filmfeste

Chinesisches Filmfest München 2020

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„Wrath of Silence“ ist ein eindrucksvoller, fatalistischer Film über die Rolle des Status in der chinesischen Gesellschaft und menschlicher Werte. Yukun Xin gelingt ein Film voller Gewalt als Ausdruck einer stummen Rebellion eines Menschen, der es leid ist, sich alles gefallen zu lassen.
8
von 10