Für die Kongressabgeordnete Angie Bradford (Virginia Madsen) ist der Fall klar: Der auf einer tropischen Insel gelegene Militärstützpunkt der USA ist reine Geldverschwendung. Und so schickt sie ihre beste Frau Erica Miller (Kat Graham) dorthin, um die Effizienz zu steigern, Kosten zu sparen, im Idealfall einen Grund zu liefern, warum der Stützpunkt gleich ganz geschlossen werden sollte. Dass diese zur Weihnachtszeit hinfliegen muss, ist zwar etwas unglücklich. Andererseits hat Erica seit dem Tod ihrer Mutter sowieso die Freude an dem Fest verloren. Captain Andrew Jantz (Alexander Ludwig) ist da ganz anders, er zelebriert das Zusammensein, ist zu jedem Opfer bereit und will sie davon überzeugen, wie wichtig ihre Arbeit ist – gerade zu Weihnachten, wenn sie Geschenke verteilen …
Die Geschichte hinter Alles Gute kommt von oben ist eigentlich sehr schön. Seit 1952 gibt es die Mission Operation Christmas Drop, welche dem Netflix-Film auch ihren englischen Originaltitel gegeben hat, bei der Pakete über den Inseln von Mikronesien abgeworfen werden, die von Nahrung über Kleidung bis zu Medikamenten alles Mögliche enthalten, was die Bevölkerung der kleinen Inseln so gebrauchen kann. Schließlich sind die Menschen dort oft auf Hilfe angewiesen. Als die Mission seinerzeit eher spontan begann, gab es auf den regelmäßig von Taifunen heimgesuchten Inseln nicht mal Strom oder Wasser.
Alles wie immer
Alles Gute kommt von oben interessiert sich selbst aber nur relativ wenig für diese Geschichte. Sie wird zwar am Anfang genannt und ist der Aufhänger des Films, wenn es darum geht, unnötige Kosten einzusparen, zum Schluss gibt es auch noch ein paar Texttafeln. Ansonsten handelt es sich hier aber um eine ganz klassische Liebeskomödie, bei der zwei attraktive Menschen, die anfangs eher entgegengesetzt eingestellt sind, mit der Zeit zueinander finden und Gefühle entwickeln. Und damit das Publikum daheim vor den Bildschirmen selbst noch ein paar Gefühle mitnimmt, spielt das Ganze an Weihnachten.
Das Szenario rund um die Militärmission ist natürlich ungewöhnlich. Tropische Inseln als Kulisse für Weihnachtsfilme sind es auch. Ansonsten bietet Alles Gute kommt von oben aber konsequent so rein gar nichts an, was den Film von den vielen anderen unterscheiden würde, die dieses Segment jedes Jahr hervorbringt. Dass aus den beiden auf den letzten Metern ein Paar wird, ist ebenso vorbestimmt wie das Ende, wenn die Operation doch nicht eingestellt wird. Man darf dem Publikum schließlich nicht die Hoffnung nehmen, dass das Leben schön sein kann, es gute Menschen da draußen gibt und wir alle glücklich sein können und dürfen, wenn wir es nur zulassen.
Ohne Witz und Gefühle
Das wird die Zielgruppe freuen, die von einem solchen Film nicht mehr als Bestätigung und Eskapismus einfordert. Es macht Alles Gute kommt von oben aber auch zu einem sehr langweiligen Film, der nicht mehr ist als die Kopie einer Kopie einer Kopie. Aber selbst wer sich damit abfindet, dass hier nicht mehr als aufgewärmtes Restefernsehen ist, ohne jeglichen Eigengeschmack, wird nicht unbedingt auf seine Kosten kommen. Auch mit einem bekannten Szenario lassen sich schließlich unterhaltsame Filme auf die Beine stellen. Diese Liebeskomödie ist das nicht. Es gibt hier so wenig, was auch nur irgendwie in Richtung Gag geht, weshalb die Einteilung ins Komödienfach nicht wirklich ehrlich ist. Schlimmer noch ist aber, dass Erica und Andrew einfach kein gutes Paar sind.
Andrew wird so einseitig auf seine Hilfsbereitschaft und Selbstlosigkeit reduziert, dass er kaum menschlich wirkt. Die traurige Hintergrundgeschichte von Erica wird nie wirklich vorangetrieben. Wenn zu dem eklatanten Mangel an Persönlichkeit noch dümmliche Dialoge kommen, es keine nennenswerte Chemie innerhalb des Ensembles gibt und Entwicklungen per Knopfdruck geschehen, dann wird Alles Gute kommt von oben zu einem Vorzeigebeispiel, wie man Drehbücher eben nicht schreiben sollte. Der Film will zwar Besinnlichkeit zu den Menschen bringen, ist aber Ausdruck eines reinen Zynismus, dessen größte Dreistigkeit ist, sich als Plädoyer für unkonventionelles und aufgeschlossenes Denken ausgeben zu wollen. Schade um die schönen Strandaufnahmen und eine Hintergrundgeschichte, zu der man einiges sagen könnte, gerade auch im Hinblick auf Militär und Humanität, alternativ zu Multilateralität – womit die USA zuletzt nichts zu tun haben wollten. Aber dafür hätte man sich eben Mühe geben müssen.
OT: „Operation Christmas Drop“
Land: USA
Jahr: 2020
Regie: Martin Wood
Drehbuch: Gregg Rossen, Brian Sawyer
Musik: Hamish Thomson
Besetzung: Kat Graham, Alexander Ludwig, Virginia Madsen
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