Areum Married

Areum Married

Kritik

Areum Married
„Areum Married“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Das eigene Leben zum Gegenstand der Kunst zu machen, ist keine neue, aber eine nach wie vor reizvolle Idee. Gerade vor dem Hintergrund einer sich stetig verändernden Welt zeigt die Sicht auf das Private wie auch der Biografie und der sie definierenden Aspekte das Ich im Mittelpunkt von Entwicklungen, mit deren Konsequenzen man sich nun einzurichten hat. Viel interessanter ist noch die Sichtweise auf jene Größen, die unser aller Leben bestimmen, also Familie, Kinder, Beruf und Beziehung, besonders welchem Wandel diese Konzepte unterliegen oder wie wir sie individuell auslegen. In einer Gesellschaft, in welcher die Vielfalt der Lebensstile bisweilen unüberschaubar geworden ist, kann sich der Zuschauer oder Betrachter ein Bild von der Herangehensweise einer anderen Person machen und sich so eine andere Lebensweise erschließen, diese distanziert bewerten und beobachten.

Vor diesem Hintergrund und diesen Bestrebungen sind auch die Dokumentationen der südkoreanischen Regisseurin Areum Parkkang zu betrachten. In ihrem ersten Film Areum, welcher unter anderem auf dem International Documentary Filmfestival Amsterdam gezeigt wurde, thematisierte sie anhand ihrer eigenen Biografie Themen wie Geschlechterbilder und Beziehungen, wobei sie durch teils sehr intime Einblicke offenlegte, wie man gerade als Frau heutzutage in den Augen anderer bewertet wird und welchen Einfluss dieses System der ständigen Evaluation auf das Selbst hat. Areum Married, die Fortsetzung, welche auf der diesjährigen DOK Leipzig zu sehen ist, nutzt die Filmemacherin dieselbe Vorgehensweise, erzählt von ihrer Beziehung, ihrer Schwangerschaft und ihrem Leben in Frankreich, wo sie mit ihrem Mann hinzog, um dort weiter zu studieren und in ihrer Berufung als Dokumentarfilmerin weiterzukommen.

Intime Wahrheiten
Areum Married ist eine Dokumentation über die Folgen einer Entscheidung für einen neuen Lebensstil. Neben der Heirat mit Seongman und der Schwangerschaft geht es vor allem darum, wie das junge Paar sich ein Leben außerhalb ihrer Heimat Korea aufbauen, von der Verfolgung ihrer Träume im Leben bis hin zu Detailfragen des Alltags, beispielsweise dem Haushalt oder den Finanzen, die durch das Leben in Europa die Familie immer wieder vor Existenzfragen stellt. Wie schon im Vorgängerfilm ist die Kamera stetiger Begleiter, dokumentiert auch sehr intime Aspekte des Alltags wie beispielsweise die morgendliche Übelkeit oder die Komplikationen während Areums Schwangerschaft.

Das Konzept des Films, alles zu dokumentieren, ist per Definition schon ein zweischneidiges Schwert und ein Beitrag wie Areum Married führt vor, warum dies so ist. Im Dialog mit der Kamera und damit auch miteinander offenbaren sich immer wieder überraschende neue Wege, beispielsweise, wenn Seongman, der französischen Sprache nicht mächtig, immer einsamer und depressiver wird, bis ihn Areum dazu ermuntert, ein Restaurant in ihrer Wohnung zu eröffnen. Mag die Unternehmung auch wirtschaftlich nicht immer lukrativ sein, so zeigen sie doch, über jene alternativen Wege, wie man Grenzen überwinden und so seine Träume verfolgen kann. Dennoch ist Areum Married alles andere als rein idealistisch, gerade, wenn die Kamera die Anspannungen in der Beziehung zeigt, als das Geld immer knapper wird und das Restaurant immer noch in den roten Zahlen ist.

Andererseits strapaziert Areum Married mit seiner Konzentration auf das Private und Intime auch die Nerven seiner Zuschauer. Der Anspruch, Kunst zu sein oder eine tieferliegende Wahrheit zu eröffnen, wenn man über seine diversen Ausscheidungsvorgänge während der Schwangerschaft redet, offenbart viel eher einen etwas bedenklichen Hang zum Exhibitionismus und muss sich den Vorwurf der überheblichen Nabelschau gefallen lassen.

Credits

OT: „Parkkangareum gyeolhonhada“
Land: Südkorea
Jahr: 2019
Regie: Areum Parkkang
Drehbuch: Areum Parkkang, Moonkyung Kim
Musik: Lang Lee, De_bong
Kamera: Areum Parkkang, Seong Heo

Trailer

Filmfeste

Dok Leipzig 2020



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„Areum Married“ ist eine Dokumentation, die auf Basis des Lebens der Regisseurin Themen wie Existenzängste, Familie und Kinderkriegen behandelt. Während auf der einen Seite Areum Parkkang durchaus einige interessante Passagen in ihrer Dokumentation zu bieten hat, wird der Film seinem Zuschauer auch einiges an Nerven kosten und wirkt bisweilen arg überheblich, wenn nicht gar exhibitionistisch.