Kaum ein anderer Prozess hat die Welt so nachhaltig verändert wie die Industrialisierung. Kombiniert mit dem raschen Voranschreiten der Globalisierung sehen wir heute, wie ganze Landschaften, die Flora und Fauna sowie der Lauf von Gewässern von Menschenhand verändert wird oder wurde, ganz im Dienste von der Suche nach Rohstoffen oder vor dem Hintergrund einer Besiedlung. Dabei entstanden und entstehen noch immer neue Landschaften, karge Abschnitte, in denen nur noch die Arbeiter ein- und ausgehen und in welchen die Baumaschinen bisweilen verloren wirken. So zumindest erscheinen dem Zuschauer die Bilder eines Dokumentarfilms wie Dark Matter von Viktor Brim, der mit diesem im Programm der diesjährigen DOK Leipzig vertreten ist.
Gesprochen wird nicht in den knapp 20 Minuten des Kurzfilms, der sich durch Bilder eben jener Industrielandschaften definiert, größtenteils aufgenommen am frühen Abend oder eben am Morgen, meist umhüllt von Nebel. Würde man nicht ab und zu eine Bewegung sehen – wenn beispielsweise ein LKW durchs Gelände fährt – könnte man vermuten, diese seien menschenleer oder man hätte aus Versehen einen post-apokalyptischen Horrorfilm aufgelegt. Gespenstisch wirkt da der bereits erwähnte Nebel sowie das sphärische Rauschen, welches zumindest auditiv eine Art Rahmung bildet, ein dunkles Loch, aus welchem die Kamera sich erhebt und letztlich wieder hinabsinkt.
Die zerfurchten Landschaften, die massiven Schutthügel sowie die kleinen Straßen, welche sich wie Adern durch diese karge Welt ziehen bilden den Kontrast zu der Natur, die meist ganz in den Hintergrund gedrängt wurde und im Nebel versinkt. Es sind kalte, geheimnisvolle und mythische Landschaften und Bilder, die Dark Matter ausmachen, die fast einen prophetischen Unterton haben und die Frage stellen, ob dies nicht wirklich vielmehr eine Zukunft ist und nicht nur eine Gegenwart.
OT: „Dark Matter“
Land: Deutschland, Russland
Jahr: 2020
Regie: Viktor Brim
Kamera: David Schittek
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