In Uncle Frank (ab 25. November 2020 auf Amazon Prime Video) spielt Sophia Lillis eine Jugendliche, die ein Studium in New York beginnt und dort feststellt, dass der von ihr bewunderte Onkel Frank (Paul Bettany) ein geheimes Leben als Homosexueller führt. Als dessen Vater stirbt, treten beide eine lange Reise an, um zu der sehr konservativ eingestellten Familie im Süden der USA zu kommen. Wir haben uns im Interview mit der Nachwuchsschauspielerin über Diskriminierung, den Einsatz der heutigen Jugend und die Bedeutung von Familie unterhalten.
Die Geschichte von Uncle Frank spielt vor rund 50 Jahren, seither hat sich schon vieles verändert. Wie sehr kannst du dich dennoch mit ihr identifizieren?
Es hat sich tatsächlich viel verändert. Als ich die Geschichte gelesen habe, war ich deshalb auch glücklich, im heute leben zu können. Meine Generation ist deutlich offener und toleranter. Und auch wenn es natürlich immer noch viel gibt, was besser werden muss, habe ich das Gefühl, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen. Auf jeden Fall hat mir der Film die Augen dafür geöffnet, wie das Leben früher war als homosexueller Mensch im Süden. Es hat richtig weh getan. Uncle Frank ist ein herzzerreißender Film, auch wenn er versöhnlicher endet, als es solche Filme oft tun.
Hast du in deiner Generation denn noch Erfahrungen mit Homophobie gemacht?
Nein, gar nicht, in meiner Generation ist das kein Thema. Wobei ich auch in New York lebe, wo das sicher noch einmal anders ist. Homophobie gibt es natürlich als solche nach wie vor, bin ihr aber noch nie selbst begegnet.
Könnten solche fehlenden persönlichen Erfahrungen dazu führen, dass wir diese Freiheiten von heute für zu selbstverständlich nehmen?
Vermutlich ja. Wobei wir wie gesagt auch noch einiges verbessern können und müssen. Wir sollten uns unserer Freiheiten bewusst sein und diese nutzen, um anderen zu helfen.
Deine Figur Beth scheint ein bisschen überwältigt zu sein, als sie in diese familiären Geschichten rund um ihren Onkel hineingezogen wird. Hätte sie ihm überhaupt helfen können bei seinem Kampf?
Am Anfang des Films weiß sie ja noch nicht, dass Frank homosexuell ist. Sie kannte ihn immer nur von seiner offiziellen Seite, die er zeigte, wenn er bei seiner Familie war. Als sie dann nach New York geht und diese andere Seite von ihm kennenlernt, die er zuvor versteckt hatte, tut sie alles, was sie kann, um ihm zu helfen. Ich denke daher nicht, dass sie wirklich mehr hätte tun können.
Es wird allgemein hin und wieder der Jugend von heute vorgeworfen, dass sie sich nicht genug engagiert. Natürlich gibt es die riesige Fridays for Future Bewegung. Aber davon abgesehen lautet der Kritikpunkt, dass sie mehr machen müsste, um die Welt zu verändern. Stimmst du dem zu?
Nein, gar nicht. Unsere Generation ist sehr engagiert und will vieles verändern, was ich auch sehr gut finde. Wir versuchen alles, damit es die Generation nach uns besser haben wird.
Nun gibt es aber genug Leute, die gar nicht wollen, dass sich etwas verändert, und die gegen diese Freiheiten sind, von denen wir gesprochen haben. Wie können wir sie überzeugen, ihre Ansicht zu ändern?
Es ist leider sehr schwierig, andere Leute zu ändern, wenn die sich gar nicht ändern wollen. Deswegen ist es wichtig, erst einmal alles in unserer Macht zu tun, um den Menschen zu helfen und für ihre Freiheiten zu kämpfen und dabei zu hoffen, dass die anderen irgendwann von selbst mitmachen.
Du hast vorhin gemeint, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen. Würdest du dich selbst als einen optimistischen Menschen bezeichnen?
Ich schätze mal. (lacht) Ich habe große Hoffnung in meine Generation und die Menschen allgemein, dass wir das Richtige tun werden.
Diese Hoffnung wird aber nicht von allen geteilt, da nicht jede Veränderung der letzten Jahre positiv war, vor allem politisch.
Das stimmt natürlich. Es ist leicht die Hoffnung zu verlieren bei dem, was in den letzten Jahren so los war. Aber ich denke, dass uns das nichts bringt, denn ohne diese Hoffnung, dass es besser wird, werden wir es nicht besser machen können. Der Weg vor uns ist schwierig. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass wir das schaffen können.
In Uncle Frank geht es nicht nur um Homosexualität und Diskriminierung, sondern auch um die Bedeutung von Familie. Würdest du dich selbst als Familienmensch bezeichnen?
Auf jeden Fall! (lacht) Ich habe großes Glück mit meiner Familie und liebe sie über alles. Meine Mutter hat mich bei jedem Job unterstützt, den ich gemacht habe.
Also gab es auch nie Diskussionen darüber, ob Schauspielerei der richtige Weg ist?
Nein. Dabei gibt es in meiner Familie sonst keine Schauspieler. Tatsächlich komme ich aus einer Anwaltsfamilie. Meine Mutter hat mich aber immer darin bekräftigt, das zu tun, was ich tun will. Das konnte eben die Schauspielerei sein. Aber es wäre ebenso in Ordnung für sie gewesen, wenn ich irgendwann entschieden hätte, nicht mehr schauspielern zu wollen. Und danach versuche ich zu leben.
Und was bedeutet das konkret für die nächste Zeit? Auf welche Projekte mit dir können wir uns freuen?
Das ist schwierig zu sagen, da durch Covid viele Pläne doch durcheinander gekommen sind. Viele Projekte, die anstanden, wurden erst einmal auf Eis gelegt. Aber ich bin auch da optimistisch, dass sich alles zum Besseren wenden wird.
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