Candyman 2 Die Blutrache

Candyman 2 – Die Blutrache

Kritik

Candyman 2 Die Blutrache
„Candyman 2 – Die Blutrache“ // Deutschland-Start: 17. Dezember 2020 (Mediabook)

Die Familie Tarrants, einst eine der einflussreichsten Familien in New Orleans, wird heimgesucht von Fluch des Candyman (Tony Todd), der für den Tod am Familienoberhaupt verantwortlich sein soll. Ein weiterer Mord an einem Autor im Herzen der Stadt, einige Tage vor Mardi Gras, bringt den Bruder der Lehrerin Annie Tarrant (Kelly Rowan) in den Mittelpunkt einer Ermittlung, da er den Schriftsteller nur wenige Minuten vor dessen Ableben bedrohte und angriff. Annie glaubt zwar, dass ihr Bruder unschuldig ist, aber nicht, dass an der Legende des Candyman irgendetwas dran ist, im Gegensatz zu den Kindern, die sie betreut. Um ihnen dies zu beweisen, spricht Annie fünfmal dessen Namen vorm Spiegel aus, in der Hoffnung, die Kinder von diesem Irrglauben ein für allemal zu befreien. Wenig später wird Annie von Visionen heimgesucht, in denen sie die grausamen letzten Minuten des Candyman, eines Malers namens Daniel Robitaille, miterlebt, der eine Beziehung mit einer weißen Frau hatte und von einem wütenden Mob gelyncht wurde. Der echte Candyman erscheint ihr und verkündet, er habe sie als seine neue Braut auserkoren, weshalb er sie mit zu sich ins Jenseits führen wolle. Verzweifelt such Annie nach einem Weg, der Prophezeiung zu entkommen, wobei sie auf ein bislang gut behütetes Familiengeheimnis stößt und auf einen möglichen Weg, den Fluch des Candyman zu brechen.

Die Dunkelheit des Südens
Ursprünglich hatte Bernard Rose, Regisseur des ersten Teils, eine Idee, wie man die Geschichte um den von Tony Todd gespielten Candyman weiterführen könnte, doch keiner interessierte sich nach Aussage von Virginia Madsen, welche die Hauptrolle in Candymans Fluchspielte, für die Version Roses. Dennoch folgte mit Candyman 2 – Die Blutrache eine Fortsetzung, welche nun nicht mehr länger in Chicago spielt, sondern in New Orleans und damit die Geschichte einbettet in die dunkle Vergangenheit der Südstaaten. Zwar kann man dies als ein Rückschritt betrachten im Vergleich zu dem Original, wie es viele Kritiker zur Zeit der Veröffentlichung von dem von Bill Condon (Die Schöne und das Biest) inszenierten Film taten. Andererseits liefert das Drehbuch, an welchem immerhin Clive Barker beteiligt war, aus dessen Feder die zugrundeliegende Kurzgeschichte der Filme kamen, eine Geschichte, in welcher der Horror für jenen verdrängten Schrecken in der eigenen Geschichte, die der Familie und die der Heimat steht.

Schon im ersten Teil der Reihe nahm das Thema Statusdenken und die Klassengesellschaft der USA einen bedeutenden Platz innerhalb der Geschichte ein. Durch die Verlagerung des Geschehens nach New Orleans mit seinem starken europäischen Einfluss in der Kultur sowie als Schauplatz einer rein äußerlich rigiden Hierarchie, die sich in den Orten wie der Plantage der Tarrants widerspiegelt, bekommt dieses Thema noch mehr an Gewicht, nimmt man nun nicht mehr nur die Gegenwart, sondern zugleich die Vergangenheit der USA in den Blick. Erzählerisch ergibt dies durchaus Sinn und bereichert die Reihe um einen im ersten Teil nur angedeuteten Aspekt, ist aber auf Geschichte bezogen nicht konsequent gedacht und ufert aus in einem formal befriedigenden, aber ansonsten eher problematischen Finale.

Falsche Götter
Abermals steht Candyman für das Unterdrückte, das Vergessene innerhalb der US-amerikanischen Gesellschaft, die sich den „falschen Göttern“ des Kapitalismus und des Kommerzes widmet. In dieser Welt, die sich durch ihre Grenzen definiert, ist Candyman ein Gänger zwischen den Welten, doch diese Ambivalenz geht innerhalb der Geschichte des zweiten Teils etwas verloren, wenn man ihn nicht nur als Sklaven (im Original war er ein Maler) definiert, sondern ihn zugleich dämonisiert. Das ist sehr schade und ein großes Versäumnis, ändert aber  nichts an der selbstbewussten und starken Darstellung Tony Todds, der mit minimalem Aufwand maximalen Effekt erzielt. Dies ist allein schon deswegen interessant, da er im Gegensatz zum ersten Film weniger Szenen hat, diese aber mit einer unheimlichen Präsenz erfüllt, die Todd  zu einer Ikone des Genres werden ließ.

Credits

OT: „Candyman: Farewell to the Flesh“
Land: USA
Jahr: 1995
Regie: Bill Condon
Drehbuch: Rand Ravich, Clive Barker
Musik: Philip Glass
Kamera: Tobias A. Schliesser
Besetzung: Tony Todd, Kelly Rowan, Bill Nunn, William O’Leary, Veronic Cartwright, Matt Clark

Bilder

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„Candyman 2 – Die Blutrache“ ist eine solide, aber insgesamt zu brave Fortsetzung der Candyman-Reihe. Bill Condon zeigt sich als Regieroutinier, der um die Qualitäten der Geschichte weiß, aber sich, wie auch das Drehbuch, einfach zu wenig traut, um wirklich einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, was gerade bei der Verlagerung des Handlungsortes und der damit verbundenen historischen Assoziationen durchaus möglich gewesen wäre.
6
von 10