Das Boot Staffel 2
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Das Boot – Staffel 2

Kritik

Das Boot Staffel 2
„Das Boot – Staffel 1“ // Deutschland-Start: 27. November 2020 (DVD/Blu-ray)

Dezember 1942: Der erfahrene U-Boot-Kommandant Johannes von Reinhartz (Clemens Schick) erhält den Auftrag, drei Saboteure an der US-Ostküste abzusetzen. Dabei ahnt zunächst niemand, dass dieser die Gunst der Stunde nutzen will, um gleich selbst in den USA zu bleiben. Mehr noch, er will wichtige Informationen und Equipment an den Feind weitergeben. Um dies zu verhindern, wird der eigentlich wegen Meuterei inhaftierte Korvettenkapitän Ulrich Wrangel (Stefan Konarske) mit einem anderen U-Boot hinterhergeschickt. Kapitänleutnant Klaus Hoffmann (Rick Okon), der das Opfer der besagten Meuterei war, versucht im Gegenteil aus den USA, wo er gestrandet ist, zurück in die Heimat zu kommen, verliebt sich dabei aber in die Jazz-Sängerin Cassandra (Rochelle Neil). Kriminalrat Hagen Forster (Tom Wlaschiha) hat derweil in La Rochelle immer noch mit der Resistance zu kämpfen, zu der auch Margot Bostal (Fleur Geffrier) gehört …

Auf zu neuen Ufern

Die Zweifel waren groß, als die Serie Das Boot angekündigt wurde. Wagte sich da doch jemand tatsächlich an ein Remake von dem gleichnamigen Film, einem der international bedeutendsten deutschen der letzten Jahrzehnte. Dabei stellte sich das als nicht ganz richtig heraus. Anstatt den Klassiker neu aufzulegen, ging die Serienfassung andere Wege, orientierte sich zum Teil stärker an den zugrundeliegenden Büchern von Lothar-Günther Buchheim. Der größte Unterschied zwischen den beiden Versionen war, dass es gleich mehrere Handlungsstränge gab. Während die Szenen an Bord des U-Boots durchaus denen des großen Vorbilds ähnelten, nahm in der ersten Staffel die Geschichte rund um Forster, der es mit der Resistance zu tun bekommt, einen größeren Raum ein. Das ging dann zu Lasten der klaustrophobischen Stimmung, erweiterte aber den Blick, um eine größere Geschichte erzählen zu können.

Das gilt in der zweiten Staffel dann genauso. Erneut werden parallel Abenteuer unter Wasser und an Land erzählt. Dieses Mal gibt es aber noch einen dritten Strang rund um den gestrandeten Hoffmann, der versucht, zurück nach Deutschland zu kommen, um dort seinen Namen reinwaschen zu können. Letzterer steht in einem starken Kontrast zu den beiden anderen Strängen. Während an Bord der U-Boote mal wieder Schmutz, Enge und Dunkelheit angesagt ist und in La Rochelle zumindest versteckt ums eigene Leben gekämpft wird, da genießt der unfreiwillige Exilant in New York ein Leben im Luxus. Das wirkt geradezu surreal, man vergisst in den Szenen völlig, dass anderswo gerade ein verheerender Weltkrieg wütet.

Die Suche nach dem richtigen Weg

Das klingt dann vielleicht erst einmal ein wenig unpassend, vielleicht sogar uninteressant. Um einen Lückenfüller handelt es sich bei den US-Ausflügen jedoch nicht. Vielmehr wird damit der Spionageteil, den es bereits in der ersten Staffel gab, noch einmal ausgebaut. Hoffmann kann nicht einfach so auf das nächste Schiff steigen, sondern wird zu einer Zusammenarbeit mit zwielichtigen Leuten gezwungen. Leute, bei denen klar ist, dass man ihnen nicht trauen kann, denen man unter normalen Umständen auch nicht trauen würde. Damit verbunden sind ganz grundsätzliche Überlegungen, welchen Preis man bereit ist zu zahlen, um seine Ziele zu erreichen. Das passt bei Das Boot ganz gut, das sich schon vorher um Ambivalenz bemüht hat, innerhalb der überwiegend deutschen Figuren eine größere Bandbreite darstellt. Es gibt sie hier zwar, die eindeutig Bösen. Bei vielen ist eine klassische Einordnung aber schwierig.

Am spannendsten ist dennoch der Strang, der am wenigsten Anforderungen an Geist oder Moral stellt. Wenn zwei U-Boote sich quer durch den Atlantik jagen, dann bedeutet das natürlich Nervenkitzel. Hinzu kommt, dass beide Besatzungen jeweils mit eigenen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, die mal personeller, mal technischer Natur sind. Wenn dann noch Intrigen potenziell im Spiel sind, wie man es von der ersten Staffel bereits gewohnt ist, dann wird endgültig ein Pulverfass draus, das jeden Moment zu explodieren droht. Von der Figurenzeichnung her ist das zwar weniger fesselnd. Wrangel ist wie zuvor nicht mehr als ein sadistischer Psychopath, über von Reinhartz erfährt man nicht sehr viel. Da gab es beim letzten Mal schon mehr Hintergrundgeschichte. Dennoch sieht man gebannt zu, wie sich da inmitten des Krieges eine Seite selbst zerfleischt und dabei lange offen bleibt, wer von beiden mit dem Leben davonkommt. Ob es überhaupt einem gelingen wird, den mörderischen Fluten zu entkommen.

Credits

OT: „Das Boot“
Land: Deutschland
Jahr: 2020
Regie: Matthias Glasner, Rick Ostermann
Drehbuch: Colin Teevan, Matthias Glasner, Tim Loane, Laura Grace
Vorlage: Lothar-Günther Buchheim
Musik: Matthias Weber
Kamera: David Luther, Philipp Blaubach
Besetzung: Rick Okon, Tom Wlaschiha, Leonard Scheicher, Robert Stadlober, Franz Dinda, Clemens Schick, Stefan Konarske, Rochelle Neil, Fleur Geffrier, Paul Bartel

Bilder

Trailer

https://www.youtube.com/watch?v=qweztt9x_y4

Interview

Das Boot Staffel 2Was macht es mit einem Menschen, wenn er von allen verraten und zum Sterben zurückgelassen wurde? Und kann ein deutscher Soldat im Zweiten Weltkrieg überhaupt ein Held sein? Diese und weitere Fragen haben wir Hauptdarsteller Rick Okon in unserem Interview zur zweiten Staffel von Das Boot gestellt.

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Die zweite Staffel von „Das Boot“ hält sich an das Konzept der ersten, erweitert diese aber sinnvoll um einen dritten Strang. Erneut gibt es damit eine Mischung aus Kriegsszenario, U-Boot-Horror, Spionage und viel moralischer Ambivalenz. Bei der Figurenzeichnung wurde auch durch die vielen Neuzugänge diesmal etwas gespart, der Spannungsfaktor stimmt aber.
7
von 10