Das Schweigen der Hammel Il silenzio dei prosciutti
© Turbine Medien

Das Schweigen der Hammel

Kritik

Das Schweigen der Hammel Il silenzio dei prosciutti
„Il silenzio dei prosciutti“ // Deutschland-Start: 1. September 1994 (Kino) // 11. Dezember 2020 (Mediabook)

Der FBI-Agent Jo Dee Fostar (Billy Zane) soll eine Mordserie aufklären, die an die Taten des bereits Inhaftierten Mörders Dr. Animal Cannibal Pizza (Dom DeLuise) erinnern. Fostar sucht das Gespräch mit dem Doktor und erhofft sich davon Erkenntnisse für seinen neuen Fall. Die Spur führt ihn schon bald zu einem merkwürdigen Motel…

Könige des Klamauks
Wenn es in den 80ern um klamaukige Komödien ging, war das Trio Zucker, Abrahams, Zucker meist nicht weit. Die Brüder David und Jerry Zucker schrieben, produzierten und inszenierten zusammen mit Jim Abrahams eine ganze Reihe an Komödien, die in ihrem Humor alle ganz ähnlich aufgebaut waren. Angefangen mit Kentucky Fried Movie! stellten sie Slapstick und Klamauk in den Vordergrund. Mal flach, mal kreativ bauten sie ihre Filme wie aneinandergereihte Sketche auf. Bestand Kentucky Fried Movie! noch aus willkürlich zusammengefügten Episoden, hatte ihr Folgewerk (und Regiedebüt) Airplane schon eine Rahmenhandlung.

Es folgte die Serie Die nackte Pistole, die als Vorlage für den vielleicht größten Erfolg des Trios dienen sollte: Die nackte Kanone. Der Film machte nicht nur Leslie Nielsen im stolzen Alter von 62 Jahren endlich auch international bekannt, sondern war ein Erfolg an den Kassen und zog zwei Fortsetzungen nach sich. Der Mix aus Slapstick und Klamauk, gepaart mit sympathischen Darstellern und popkulturellen Referenzen schien ein totsicheres Erfolgsrezept zu sein. Kein Wunder, dass auch andere Produzenten von diesem Kuchen etwas abhaben wollten. Doch, dass man einen solchen Film nicht unbedingt am Reißbrett entwerfen kann, davon zeugt Das Schweigen der Hammel.

Gagfeuerwerk ohne Grenzen
Bereits die Inhaltsangabe und die Rollennamen zeigen, worauf die Macher abzielen. Parodiert werden sollen vor allem die beiden Klassiker Das Schweigen der Lämmer (was bereits im Tittel verankert ist) und Psycho. Viele Gags zielen direkt auf die Vorbilder ab, die sie inhaltlich auf die Schippe nehmen, aber auch darüber hinaus jagt eine Pointe die andere. Bereits bevor der Titel erscheint gibt es den ersten Gag: Neben der Produktionsfirma von Silvio Berlusconi (was heutzutage ebenfalls schon für einen Lacher taugen würde) spielt die extra gegründete zweite Produktionsfirma „30th Century Wolf“ natürlich auf ein großes (und inzwischen von Disney aufgekauftes) Filmstudio an.

Eine große Anzahl von Gags ist per se natürlich erstmal positiv, doch hier wäre tatsächlich weniger mehr gewesen. Auch wenn einige Witze wirklich zünden und durchaus kreativ sind, gehen sie im mittelmäßigen Rest oft unter. Denn während ähnliche Vertreter hier deutlich subtiler Vorgehen und auf eine gute Pointe pro Szene hinarbeiten, schießt Das Schweigen der Hammel nahezu in jeder Einstellung eine heraus. Mit diesem inflationären Umgang haben sich die Macher selbst unnötigen Druck aufgelastet. Gute Witze gehen unter, weil Sekunden später der nächste folgt und wenn der Abschluss einer Szene nicht viel hergibt, legt man eben einfach ein Furzgeräusch darunter – alles für den Lacher. Eine Dramaturgie oder Charakterzeichnung kommt durch diese Flickenteppich-Inszenierung nie wirklich auf. Während das große Vorbild Die nackte Kanone auch ohne Gags zumindest eine durchgehende und schlüssige Storyline bietet, wirkt dieser doch eher lauwarme Aufguss wie eine zu lange Sketch-Show, wie wir sie auch aus dem deutschen Fernsehen nur zu gut kennen.

Dieser Drang nach möglichst vielen Gags ist nicht nur deshalb schade, weil viele wirklich gute Ideen im Keim erstickt werden, sondern auch einige gute Cameos in den Hintergrund rücken. Neben Gastauftritten der Kultregisseure John Carpenter, Joe Dante, John Landis und Mel Brooks parodieren sowohl Bubba Smith (Police Academy), John Astin (The Addams Family) und Martin Balsam (Psycho) einige ihrer Paraderollen. Der Filmfan dürfte sogar noch einige andere bekannte Gesichter in kleineren Rollen entdecken.

Auch wenn der Film nicht über das Mittelmaß hinauskommt, spielt die Veröffentlichung von Turbine wieder in einer ganz eigenen Liga. Die Discs im hübschen Mediabook kommen in gewohnt guter Bild- und Tonqualität daher und die Veröffentlichung bietet zahlreiche Extras inklusive der 4:3 Retro-Fassung und einem lesenswerten Buchteil von Christoph N. Kellerbach.

Credits

OT: „Il silenzio dei prosciutti“
Land: Italien, USA
Jahr: 1994
Regie: Ezio Greggio
Drehbuch: Ezio Greggio
Musik:
Parmer Fuller
Kamera: Jacques Haitkin
Besetzung: Ezio Greggio, Dom DeLuise, Billy Zane, Joanna Pacula, Charlene Tilton, Martin Balsam

Bilder

Trailer

Kaufen/Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Die Parodie auf "Psycho", "Das Schweigen der Lämmer" und zahlreiche andere popkulturelle Ereignisse hätte durchaus das Zeug zum Kultfilm gehabt. Es ist wirklich schade, wie viel Potenzial die Macher durch eine zu hohe Schlagzahl von (mittelprächtigen) Gags verschenkt haben. Weniger wäre hier nicht nur mehr gewesen, sondern hätte auch dramaturgisch mehr Ordnung in diese langgezogene Sketch-Show gebracht. Einige Gags sind wirklich zum Brüllen, gehen jedoch leider zu schnell unter. Die Vorbilder sind zwar klar erkennbar, doch "Hot Shots!", "Die nackte Kanone" und Co. sind in allen Belangen deutlich überlegen.
4
von 10