Im Jahre 1898 wird der britische Ingenieur John Patterson (Val Kilmer) mit dem Auftrag betreut, eine Brücke über den Fluss Tsavo in Kenia zu bauen. Das Projekt ist eines des prestigeträchtigsten für das Britische Empire, befindet es sich doch in Konkurrenz zu Ländern wie Deutschland, die durch den Bau eigener Projekte ihre Vorherrschaft auf dem afrikanischen Kontinent unter Beweis stellen wollen. Seine Erfahrung mit ähnlichen Projekten während seiner Zeit in Indien und seine große Leidenschaft für die afrikanische Wildnis machen das Angebot sehr verlockend für Patterson, der alsbald nach Kenia aufbricht, um den ehrgeizigen Plan, den Bau in weniger als sechs Monaten zu vervollständigen, anzugehen. Dort angekommen erklärt ihm der Vorarbeiter die bestehenden Probleme, die bislang die Konstruktion behinderten, nämlich die religiösen sowie kulturellen Unterschiede innerhalb der Arbeiter. Jedoch werden diese Konflikte bald überschattet vom Überfall auf das Lager durch einen Löwen, einen Menschenfresser, den Patterson in der darauffolgenden Nacht mit einem Schuss erlegen kann. Nun, da er den Respekt der Arbeiter gewonnen hat, kann der Bau voranschreiten, allerdings war dies noch längst nicht der letzte der Menschenfresser, denn schon bald überfallen dieses Mal zwei Löwen das Camp und reißen einen der Arbeiter Als die Zahl der Opfer zunimmt und seine Vorgesetzten immer ungeduldiger, wird der Großwildjäger Charles Remington (Michael Douglas) angeheuert, um Herr der Lage zu werden, doch die Löwen scheinen ihm und Patterson immer einen Schritt voraus zu sein.
Über Menschenfresser
Der Film des britisch-australischen Regisseurs Stephen Hopkins, welcher auf dem Buch des echten John Patterson mit dem Titel Die Menschenfresser von Tsavo beruht, wurde vor allem seitens der Kritik eher ablehnend aufgenommen, während sich das Publikum nicht an etwaigen Kritikpunkten störte und den Film zu einem Kassenerfolg machte. Dennoch äußerte sich selbst Hopkins wenige Jahre nach dessen Premiere in Interviews abfällig über den eigenen Film, was schon etwas wundert, funktioniert er doch nach wie vor prächtig als Unterhaltungskino. Darüber hinaus scheint sich das Drehbuch wie die Inszenierung aufgrund der historischen Vorlage als eine Art Parabel auf Kolonialismus und einen Krieg der Ideologien zu verstehen, dem aber leider gegen Ende etwas die Luft ausgeht.
Es besteht kaum Zweifel daran, dass Hopkins’ Film die Geschichte von Menschenfresser erzählt, wobei die beiden Löwen nur zwei von vielen sind, welche man zu sehen bekommt. Bei seinem ersten Vorsprechen bereits macht sein neuer Vorgesetzter, gespielt von Tom Wilkinson, Patterson unmissverständlich klar, dass er das eigentliche Monster ist, um welches er sich Sorgen machen sollte, sofern er die strengen Vorgaben nicht erfülle. Jegliches Abweichen werde geahndet und jegliche Menschelei verbittet sich der Menschenfresser und -schinder, der sich als Repräsentant einer nach Quoten, Zeitplänen und vor allem Staus orientierten Gesellschaft sieht, die schon lange den Blick für den Menschen verloren hat. Konsequent wird der Idealismus des baldigen Familienvaters Patterson mit einem zynischen Kommentar versehen, welcher nochmals betont, dass der Ingenieur wahrlich die Höhle des Löwen betreten hat, eines ganz anderen „Fressers von Menschen“, der noch lange leben wird und viele Gesichter hat.
Ideologie und Natur
Auf dem afrikanischen Kontinent, so zeigen die ersten Bilder Vilmos Zsigmond, zeigt sich ein Kontrast zwischen Natur und jener Macht- und Fortschrittsideologie. Durchbrochen von Eisenbahnschienen demonstriert eine Weltmacht, in diesem Falle das Britischen Empire, seine Überlegenheit und seine Technik, wirkt aber im Laufe der Handlung mehr und mehr auf einem verlorenen Posten. Nicht nur der Kampf mit den Löwen, sondern auch die Auseinandersetzungen mit dem von dem großartigen Om Puri gespielten muslimischen Vorarbeiter betonen die Uneinsichtigkeit einer Denkweise, die nur nach vorne denken kann, aber sich um das Land und seine Menschen nicht weiter kümmert. Immer mehr Arbeiter werden gefressen, doch außer Patterson und einigen Wachen kümmert sich keiner um sie.
Im Zentrum steht das Vorhaben eine Brücke zu bauen, eine Metapher, die Williams Goldmans Drehbuch nicht müde wird zu erwähnen. Der von Val Kilmer gespielte Patterson ist jener Brückenbauer, ein Ingenieur wie auch ein Soldat, der für einen idealistischen Mittelweg steht, doch in einem Albtraum aus unmöglichen Zeitplänen, Ignoranz und dem Kampf gegen eine ungebändigte Natur unterzugehen droht. Mag Kilmer auch als irischer Offizier besonders in der Originalversion wenig überzeugend sein, so gelingt es ihm doch seine Rolle mit großer Würde zu spielen, passend für einen Mann, der seine Ideale nicht bereit ist aufzugeben.
OT: „The Ghost and the Darkness“
Land: USA, Deutschland
Jahr: 1996
Regie: Stephen Hopkins
Drehbuch: William Goldman
Musik: Jerry Goldsmith
Kamera: Vilmos Zsigmond
Besetzung: Val Kilmer, Michael Douglas, John Kani, Tom Wilkinson, Bernard Hill, Brian McCardie, Emily Mortimer, Om Puri
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
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Academy Awards | 1997 | Bester Tonschnitt | Bruce Stambler | Sieg |
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