Der Pate 3 Godfather III
© Paramount Pictures

Der Pate III

Kritik

Der Pate 3 Godfather III
„Der Pate, Epilog: Der Tod von Michael Corleone“ // Deutschland-Start: 10. Dezember 2020 (Blu-ray)

Viele Jahre sind vergangen seit den Ereignissen in der Sierra Nevada, doch sie haben tiefe Spuren in der Familie Corleone hinterlassen, deren Oberhaupt nach wie vor Michael Corleone (Al Pacino) ist. Zwar sind er und Kay (Diane Keaton) getrennt, jedoch hat Michael seinen Plan, die Geschäfte der Corleones legal zu machen, noch immer nicht aufgegeben und wähnt sich seinem Ziel näher als zuvor, als er kurz vor einem Geschäft steht mit dem Vorstand der Vatikanbank über die Teilhabe an einer Aktiengesellschaft namens Immobilare. Es ist eine einmalige Gelegenheit für Michael und die Familie, welche er sich nicht entgehen lassen will, sodass ihm die Fehde zwischen seinem Neffen Vincent (Andy Garcia), dem Sohn seines Bruders Sonny, und Joey Zasa (Joe Montegna) sehr ungelegen kommt, führt sie ihn doch wieder zurück in jene Gefilde, die Michael eigentlich vermeiden wollte. Allerdings geraten die Verhandlungen über Immobiliare in Konflikt mit einem anderen Ereignis, denn dem amtierenden Pontifex geht es nicht gut und es wird erwartet, dass er nicht mehr lange zu leben hat, was heißt, dass der Deal zunächst einmal auf Eis gelegt wird. Michael vermutet aber noch ein anderes Motiv hinter dem Hindernis und wird schon alsbald mitten hineingezogen in groß angelegtes Komplott gegen ihn, als er nur knapp einem Attentat entkommt. In Italien, während die Welt auf die Wahl des neuen Papstes wartet, will Michael die weiteren Entwicklungen abwarten, sehen, wer sich hinter dem Anschlag verbirgt und gleichzeitig Vincent einführen in die Geschäfte der Familie, zeigt er sich doch gewillt Michaels Nachfolge als Don anzutreten. Dafür muss Vincent jedoch der Liebe zu Michaels Tochter Mary (Sofia Coppola) entsagen.

Die Schrecken der Welt
Eigentlich hatte Francis Ford Coppola nicht vorgehabt, einen dritten Film über die Geschichte der Corleones zu drehen, fühlte er doch, dass diese mit dem Ende des zweiten Teils auserzählt war, jedoch zwangen ihn nach einer ganzen Reihe kommerzieller Misserfolge in den 1980ern dazu, sich noch einmal mit Michael Corleone sowie dessen Verwandtschaft zu befassen. Richtig zufrieden war Coppola mit dem Endergebnis nicht, auch wenn Der Pate III durchaus positive Kritiken erntete, wollte er doch die von ihm und Mario Puzo favorisierte Drehbuchfassung mit dem Titel The Death of Michael Corleone verfilmen, was aber auf Widerstand bei den Produzenten stieß. Der dritte Teil versteht sich als Epilog zu der groß angelegten Familiensage, baut auf vielen der bereits etablierten Elemente auf, wirkt aber an vielen Stellen unnötig aufgebauscht und überladen, was nur in Teilen durch die im Jahre 2020 entstandene Schnittfassung Coppolas behoben wird, auf die in einem separaten Absatz eingegangen werden soll.

Wie bereits in den Teilen zuvor ist es ein festlicher Anlass, der den Ausgangspunkt der Geschichte liefert, nämlich die Verleihung des St.-Sebastian-Ordens an Michael durch den Vatikan. Ähnlich wie bei der Hochzeit in Teil Eins oder der Konfirmation in Teil Zwei begegnen sich zu diesem Anlass das Familiäre und das Geschäftliche, was während der Ägide Michaels als Familienoberhaupt noch enger zusammengewachsen ist und mittlerweile so eng verflochten ist, dass bisweilen eine Überlagerung beider Ebenen stattfindet. Dies ist besonders in der für den Film wichtigen Beziehung Michaels zu seiner Tochter Mary zu beobachten, die ihren Vater indirekt beschuldigt, er würde sie für seine Zwecke instrumentalisieren, wenn sie dem Erzbischof einen Scheck überweist, der für einen wohltätigen Zweck gedacht ist. Michael bindet seine Familie an sich eben über jene Geschäfte, über seine Verträge und Beschlüsse, was an mehreren Stellen für Irritation sorgt und in gewisser Weise das Fundament legt für all jene Konflikte, die im dritten Teil der Sage zu Geltung kommen.

Abermals als verbindendes Motiv zu den vorherigen Teilen ist das Verständnis Michaels als Beschützer und Geschäftsmann. Wenn er seinen mittlerweile erwachsenen Kindern gesteht, er mache all dies, um sie vor „den Schrecken der Welt“ zu schützen, obwohl er, wie ihm Kay an einer Stelle vorwirft, zu dem vielleicht größten Monster geworden ist, womit sie, mit Blick auf die Ereignisse dieses Films wie auch der vorherigen, nicht ganz unrecht hat. Der Spagat zwischen Gangster und Geschäftsmann ist riskant und zugleich seltsam abstrakt, scheint es doch, wie Michael selber sagt, wenig Unterschied zwischen den beiden Rollen zu geben.

Ich brauche mehr Anwälte
In gewisser Weise resultiert die Verworrenheit des dritten Teils, was viele Kritiker dem Film vorwarfen, aus eben jener Hierarchie, die Michael aufgebaut hat und aus seiner Suche nach Absolution. Auch wenn dies mehr eine Folge des Ausstiegs Robert Duvalls war, ist es bezeichnend, dass Michaels ständiger Begleiter nunmehr der von George Hamilton gespielte B. J. Harrison ist, ein gewiefter Anwalt, dessen unbewegte Mimik jenes Ambivalente und Janusköpfige widerspiegelt, welches sich im Herzen der Familie Corleone, die im dritten Teil vollständig zu einem Konzern aufsteigt. Ein aufbrausendes Temperament und Emotionen haben in dieser Welt keinen Platz mehr, sodass Michael Vincent als seinen Nachfolger nach diesem Schema formt und prägt, was zu der wahrscheinlich interessantesten Verwandlung des Films gehört, nämlich der eines leidenschaftlichen Sturkopfes hin zu einem aalglatten „Anwalt“, dessen Mimik ebenso undurchschaubar ist wie die seines Mentors.

Konsequent ist da die Verlagerung der Handlung nach Italien, welche ungefähr in der Mitte des Filmes stattfindet. Hier erzählen Coppola und Puzo in intimen und vielsagenden Dialogen von dem Suchen nach einem Ursprung, der Begegnung mit einer unermesslichen Schuld, was in einer Beichtszene mündet, welche in vielerlei Hinsicht den dramaturgischen Kern dieses dritten Films bildet und unterstreicht, mit welch einfachen Mitteln ein Schauspieler wie Al Pacino eine Situation für sich sprechen lässt und dem Zuschauer einen kurzen Blick auf das Innenleben einer Figur eröffnet, deren Leiden, wie ihm der Priester sagt, sowohl emotional wie körperlich zu sein scheint.

Coda
Anlässlich des dreißigjährigen Jubiläums des dritten Teils wurde Coppola seitens Paramount, wie er in der Einführung zur neuen Fassung sagt, die Möglichkeit gegeben, eine neue Schnittfassung zu erstellen, welche dem von ihm und Puzo ursprünglich konzipierten Skript näher kommt. Der Pate, Epilog: Der Tod von Michael Corleone setzt teils etwas andere Akzente als die bis dato verfügbare Fassungen, ordnet Szenen oder Sequenzen anders und wirkt bisweilen etwas fokussierter. Gänzlich aufheben kann aber auch diese neue Fassung nicht jene Probleme, die nach wie vor in der Geschichte vorliegen, nämlich, dass es nach wie vor zu viele Handlungsstränge gibt und so manche von diesen nicht nur unnötig wirken, sondern den Erzählfluss stören. Hinzu kommt nun, dass die Teilung des Filmes, welche sich in der Veränderung des Handlungsortes widerspiegelt, nun aufgehoben wurde, was gerade im Mittelteil nicht immer Sinn ergibt.

Credits

OT: „The Godfather Part III“
Land: USA
Jahr: 1990
Regie: Francis Ford Coppola
Drehbuch: Mario Puzo, Francis Ford Coppola
Musik: Carmine Coppola
Kamera: Gordon Willis
Besetzung: Al Pacino, Diane Keaton, Andy Garcia, Sofia Coppola, Talia Shire, Eli Wallach, Joe Montegna, Bridget Fonda, George Hamilton

Trailer

Filmpreise

Preise Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 1991 Bester Film Nominierung
Beste Regie Francis Ford Coppola Nominierung
Bester Nebendarsteller Andy Garcia Nominierung
Beste Kamera Gordon Willis Nominierung
Bestes Szenenbild Dean Tavoularis, Gary Fettis Nominierung
Bester Schnitt Barry Malkin, Lisa Fruchtman, Walter Murch Nominierung
Bestes Lied Carmine Coppola, John Bettis Nominierung
Golden Globe Awards 1991 Bester Film – Drama Nominierung
Beste Regie Francis Ford Coppola Nominierung
Bestes Drehbuch Francis Ford Coppola,
Mario Puzo
Nominierung
Bester Hauptdarsteller – Drama Al Pacino Nominierung
Bester Nebendarsteller Andy Garcia Nominierung
Beste Musik Carmine Coppola Nominierung
Bestes Lied Carmine Coppola, John Bettis Nominierung
Golden Raspberry Awards 1991 Schlechteste Nebendarstellerin Sofia Coppola Sieg
Schlechteste Nacjwuchsdarstellerin Sofia Coppola Sieg

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Sowohl in seiner ursprünglichen Fassung wie auch der neuen Schnittfassung ist "Der Pate III" ein nach wie vor packender Abschluss der Familiensaga um die Corleones. Mag Coppolas Film auch nicht an die vorherigen Teile heranreichen, so gelingt ihm, dank der üppigen Ausstattung sowie eines überzeugenden Ensembles, ein würdiger Epilog, selbst wenn dieser in Teilen etwas redundant wirkt
7
von 10