Doris - Liebe auf den dritten Blick
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Doris – Liebe auf den dritten Blick

Kritik

Doris - Liebe auf den dritten Blick
„Doris – Liebe auf den dritten Blick“ // Deutschland-Start: 11. Dezember 2020 (Arte)

Im Leben von Doris (Tjitske Reidinga) läuft es schon länger nicht mehr richtig. Ihre Ehe ist gescheitert, sie kommt immer weniger zu ihren Kindern durch, dem 17-jährigen Willem (Tarik Moree) und der 14-jährigen Tine (Hendrikje Nieuwerf). Beruflich hat sie ohnehin keine Perspektive: Bald wird sie 45, hat nie einen richtigen Beruf ausgeübt oder etwas gelernt und hangelt sich von einem miesen Job zum nächsten. Da bleiben ihr nur die zahlreichen Fantasien, in die sie sich regelmäßig rettet, um dem tristen Alltag zu entkommen. Doch da gibt es ein Problem, in diesen Fantasien taucht zunehmend auch Zim (Guy Clemens) auf. Und diese Gefühle dürfen eigentlich nicht sein, handelt es sich bei ihm doch um ihren besten Freund …

Die ganz alltägliche Lebenskrise
Die meisten Menschen kommen irgendwann einmal in ihrem Leben an dem Punkt an, an dem sie beginnen, alles Bisherige zu hinterfragen, vor allem aber auch zu überlegen, wie das denn nun in Zukunft weitergehen soll. Geradezu sprichwörtlich sind diese persönlichen Krisen, die sich in den 40ern oder 50ern abspielen, die gute alte, von so vielen gefürchtete Midlife-Crisis. Das ist als Stoff für Filme natürlich ein dankbares Thema und wurde in den verschiedensten Varianten abgehandelt. In Mein 40-jähriges Ich und Der Hund bleibt waren es beispielsweise jeweils Figuren aus einem künstlerischen Umfeld, die für sich erkennen müssen, dass das mit der Karriere irgendwie nichts mehr wird. In Bon Voyage – Ein Franzose in Korea setzt sich ein Koch, der den Familienbetrieb übernommen hat, mit der Frage auseinander, ob da nicht mehr im Leben sein könnte.

Im Fall von Doris ist es nicht einmal so, dass da nennenswerte Ambitionen enttäuscht werden können. Denn dafür hätte sie erstmal welche haben müssen. Das ist besonders bitter, ihr bisheriges Leben war allein auf die Familie ausgerichtet, weshalb für sie selbst nichts Nennenswertes mehr übrig blieb. Gleichzeitig macht das Doris – Liebe auf den dritten Blick zu einem Film, der besonders leicht ein Publikum finden kann, ist ihr Schicksal trotz aller frauenrechtlichen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte keine Ausnahme. Dass der Film daheim in den Niederlanden ein großer Kassenerfolg war, glaubt man unter dem Gesichtspunkt gerne. Doris ist so gewöhnlich, dass sich viele in ihr wiederfinden können.

Zumal das im Titel bereits angekündigte Thema der Liebe ohnehin sehr universell ist. Die spezielle Situation ist es auch: Sich in den besten Freund zu verlieben, das bedeutet immer irgendwie Ärger, ganz unabhängig vom Alter. Der beste Part von Doris – Liebe auf den dritten Blick hat dann auch dies zum Inhalt, wenn Doris Tim irgendwann gesteht, wie gern sie sich für ihn freuen würde, dass er jetzt mit Lynn (Bracha van Doesburgh) zusammen ist, sie kann es einfach nicht. Sie träumt zwar davon, die Hauptfigur einer Schnulze zu sein, eine Heldin ist sie nicht. Ihre fehlende Souveränität macht sie nicht gerade zu einem Vorbild. Aber sie sie macht sie schön menschlich.

Sympathisch, aber wenig spaßig
Doch so nachvollziehbar und gelungen dieser zentrale Konflikt ist, das Drumherum ist eher weniger gelungen. So sind die diversen Versuche, irgendwie lustig zu sein, von wenig Erfolg gekrönt. Wobei nicht immer ganz ersichtlich ist, wie viel von den grausamen Comedy-Momenten dem Drehbuch geschuldet ist, wie viel der völlig missglückten deutschen Synchronisation, die einem schon nach wenigen Minuten die Lust nimmt dran zu bleiben. Zumindest dann und wann ist nämlich schon zu erahnen, dass es tatsächlich Potenzial auf Unterhaltung gab, an Hauptdarstellerin Tjitske Reidinga liegt es zumindest nicht, wenn Doris – Liebe auf den dritten Blick nur wenig Spaß macht.

Aber auch abseits der humoristischen Sackgassen ist da manches etwas dürftig. So wird die Beziehung zu den Kindern nur halbherzig abgearbeitet. Ärgerlich ist zudem das erzwungene Happy End, zu welchem man sich wohl verpflichtet fühlte, ohne es vorher groß vorbereiten zu wollen. Es wird dem Publikum einfach vorgesetzt, muss reichen. Dass man sich vorher eigentlich über solche Kitschmomente lustig machte, nur um dann selbst einen zu bemühen, das ist schon billig. Auch wenn es zwischendurch immer mal wieder gelungene Szenen gibt, seien sie traurig oder schön, insgesamt ist das trotz der sympathischen Hauptfigur zu wenig, um Doris – Liebe auf den dritten Blick wirklich weiterempfehlen zu können.

Credits

OT: „Doris“
Land: Niederlande
Jahr: 2018
Regie: Albert Jan van Rees
Drehbuch: Roos Ouwehand
Musik: Helge Slikker
Kamera: Joris Kerbosch
Besetzung: Tjitske Reidinga, Guy Clemens, Hendrikje Nieuwerf, Tarik Moree, Bracha van Doesburgh, Gijs Scholten van Aschat, Roos Ouwehand

Bilder

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Eine Frau wird 45, ist aber privat wie beruflich in einer Sackgasse und hat sich jetzt auch noch in ihren besten Freund verliebt: „Doris – Liebe auf den dritten Blick“ ist eine im Grundsatz sympathische Komödie um eine ganz gewöhnliche Frau, die in eine Krise schlittert und sich in Fantasien stürzt. Allerdings wird einiges nicht gut genug ausgearbeitet, der Humor schwächelt, die deutsche Synchronisation ist eine einzige Katastrophe.
5
von 10