Bislang war das Leben von Harry Potter (Daniel Radcliffe) mehr als bescheiden, der nach dem Tod seiner Eltern bei missgünstigen Verwandten aufwächst, die ihm nicht einmal ein wirkliches Zimmer gönnen. Doch das ändert sich schlagartig, als er elf Jahre wird und er Besuch von dem riesenhaftes Hagrid (Robbie Coltrane) erhält. Der eröffnet ihm, dass er wie seine Eltern vor ihm über großes magisches Talent verfügt. Mehr noch, er soll auf eine spezielle Zauberschule gehen, geleitet von dem mächtigen Albus Dumbledore (Richard Harris). Dort macht er nicht nur die Bekanntschaft von anderen Zauberern und Zauberinnen wie dem mysteriösen Severus Snape (Alan Rickman) und der strengen Minerva McGonagall (Maggie Smith). Er schließt zudem schnell Freundschaft mit Ron Weasley (Rupert Grint) und Hermine Granger (Emma Watson), die ebenfalls neu an der Schule sind. Und Freunde kann er gut gebrauchen, geht doch etwas Eigenartiges und Gefährliches an der Schule vor …
Ein (Überraschungs-)Hit mit Ansage
Die Erwartungen waren natürlich schon groß an Harry Potter und der Stein der Weisen. Die zugrundeliegende, 1997 gestartete Romanreihe von J. K. Rowling war schließlich zu dem Zeitpunkt längst ein Phänomen, das sich weltweit an die Spitze der Buch-Bestseller-Listen gekämpft hatte. Doch einen derart gigantischen Erfolg hatten wohl selbst die größten Optimisten kaum erwarten: Rund eine Milliarde US-Dollar spielte der Fantasyfilm ein, bei einem offiziellen Budget von 125 Millionen Dollar. Die später auf acht Filme anwachsende Reihe ist nach dem Marvel Cinematic Universe und Star Wars die dritterfolgreichste aller Zeiten.
Dabei war das Unternehmen kein Selbstläufer. Zum einen hieß es, die Erwartungen der Fans erfüllen zu müssen. Außerdem konnte man sich nicht auf die Zugkraft von Stars verlassen. So legte Rowling vertraglich fest, dass das Schauspielensemble ausschließlich britisch und irisch sein durfte. Dem verdanken wir zwar Auftritte von schauspielerischen Schwergewichten wie Alan Rickman (Galaxy Quest – Planlos durchs Weltall) und Maggie Smith (Eine Leiche zum Dessert), welche Harry Potter und der Stein der Weisen ohne jeden Zweifel aufwerten. Kassenmagneten sind diese Urgesteine aber kaum. Das junge Trio, welches die Hauptfiguren verkörperte, war sogar völlig unbekannt und weitgehend unerfahren. Das zeigte sich leider auch auf der Leinwand. Den stärksten Eindruck hinterließ noch Watson als vorlaute, besserwisserische Hermine. Die drei waren aber nicht unbedingt der Grund, weshalb man sich den Film gern anschaute.
Eine Wunderwelt voller versteckter Details
Deutlich interessanter ist da schon die Welt, in der sich die drei jungen Helden und Heldinnen bewegen. Klar, die Idee magischer Orte ist nicht unbedingt neu. Geschichten um Parallelwelten, die wir nur durch versteckte Portale erreichen können, sind ein fester Bestandteil des Fantasygenres. Man denke nur an Alice im Wunderland, bei dem ein unscheinbares Loch zum Eingang in eine Welt wird, in der alles anders, alles möglich ist. Doch die konkrete Ausgestaltung von Harry Potter und der Stein der Weisen gefällt. Vor allem die legendäre Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei ist so vollgestopft mit schönen Details, dass man ewig in dieser entlanglaufen und die verschiedensten Ecken erkunden möchte. Ob es nun die eigenwilligen Treppen sind oder schwebende Kerzen, mitteilungsbedürftige Bilder oder sonderbare Spiegel, da gibt es ständig irgendetwas zu entdecken.
Das ist gleichzeitig aber auch etwas das Manko des Films. Harry Potter und der Stein der Weisen ist so sehr damit beschäftigt, den Ort und die Figuren einzuführen, dass kaum Zeit für eine eigentliche Geschichte bleibt. Der titelgebende Stein spielt beispielsweise erst in der zweiten Hälfte eine Rolle. Die Suche nach eben diesem gestaltet sich zudem sehr hektisch: Der Film hakt im Schnellverfahren die einzelnen Stationen ab, selbst die großen Gefahren müssen in spätestens einer Minute beseitig sein, um irgendwie noch das Programm zu schaffen. Obwohl die Laufzeit mit 150 Minuten nun wirklich nicht wenig ist und im Vergleich zum Buch einiges gekürzt wurde, merkt man doch, dass die Adaption eine Herausforderung war. Der Film ist ein Spektakel und auf seine Weise überwältigend, entwickelt aber wenig Kraft. Gerade die bedrohlichen Situationen hätten deutlich spannender sein können.
Das liegt auch daran, dass der von Familienspezialist Chris Columbus (Kevin – Allein zu Haus, Mrs. Doubtfire – Das stachelige Kindermädchen) inszenierte Film kein besonders mutiger ist. So fantasievoll das Ambiente ist, so wenig fantasievoll ist der eigentliche Ablauf. Die Einteilung in Gut und Böse ist hier, von einigen Tricksereien abgesehen, sehr eindeutig. Manche Figuren sind nicht mehr als Karikaturen. Ebenso obligatorisch ist, dass die Guten belohnt und die Bösen bestraft werden müssen. Doch auch wenn bei Harry Potter und der Stein der Weisen nicht alles überzeugt und die gigantischen Einspielergebnisse nicht wirklich mit der Qualität korrespondieren, die Spezialeffekte naturgemäß teils überholt sind, Spaß macht der Film schon. Man kann hiermit gut die Zeit vergessen, während man von einem Abenteuer zum nächsten sprintet, immer auf der Suche nach dem nächsten verbotenen Ort oder einem versteckten Geheimnis.
OT: „Harry Potter and the Philosopher’s Stone“
Land: UK, USA
Jahr: 2001
Regie: Chris Columbus
Drehbuch: Steve Kloves
Vorlage: J. K. Rowling
Musik: John Williams
Kamera: John Seale
Besetzung: Daniel Radcliffe, Rupert Grint, Emma Watson, Robbie Coltrane, Richard Harris, Ian Hart, Alan Rickman, Maggie Smith, Tom Felton
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 2002 | Beste Musik | John Williams | Nominierung |
Bestes Szenenbild | Stuart Craig, Stephenie McMillan | Nominierung | ||
Beste Kostüme | Judianna Makovsky | Nominierung | ||
BAFTA Awards | 2002 | Bester britischer Film | Nominierung | |
Bester Kinderfilm | Nominierung | |||
Bester Nebendarsteller | Robbie Coltrane | Nominierung | ||
Bestes Szenenbild | Stuart Craig | Nominierung | ||
Beste Kostüme | Judianna Makovsky | Nominierung | ||
Bester Ton | John Midgley, Eddy Joseph, Ray Merrin, Graham Daniel, Adam Daniel | Nominierung | ||
Beste Spezialeffekte | Robert Legato, Nick Davis, John Richardson, Roger Guyett, Jim Berney | Nominierung | ||
Bestes Make-up/Haare | Amanda Knight, Eithne Fennel, Nick Dudman | Nominierung | ||
Japan Academy Prize | 2002 | Bester fremdsprachiger Film | Nominierung |
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