Als Keiichi Maebara 1983 in das idyllische kleine Dorf Hinamizawa zieht, scheint die Welt noch in Ordnung zu sein. Doch der Eindruck trügt. Immer wieder kommt es zu seltsamen Todesfällen oder Menschen verschwinden spurlos. Doch weder der Junge, noch Mion, Rena, Rika, Satoko und Shion, mit denen er bald Freundschaft schließt, können das Unheil aufhalten, das mit einem jährlichen stattfindenden Fest zusammenzuhängen scheint. Erst nach und nach finden sie die notwendigen Puzzleteile, um das sich immer wiederholende Grauen zu verstehen und ein besseres Schicksal zu ermöglichen …
Ständig wechselnde Mörderinnen
Auch wenn es an und für sich nicht unbedingt an Horror-Titeln im Bereich Anime mangelt, so ist die Zahl derer, die tatsächlich Spannung erzeugen, nicht wirklich hoch. Viele beschränken sich dann doch darauf, einfach nur irgendwelche absurden Blutfontänen spritzen zu lassen oder übertrieben irre Leute durch die Gegend zu schicken. Das darf man natürlich gut finden, auf Dauer ist das aber schon eher eintönig. Eine der interessantesten und kultigsten Variationen eines solches Massakers ist Higurashi: When They Cry. Das Besondere dabei war zum einen, dass niedliche Mädchen urplötzlich zu blutrünstigen Bestien werden, zum anderen dass dieselbe Geschichte in mehreren Versionen, sogenannten Arcs erzählt wurde, bei denen jeweils jemand anderes zur Mörderin wird.
Diese fragmentarische Erzählstruktur ist dabei das Erbe der Computerspiele, auf denen die Anime-Serie basierte. Dass immer nach ein paar Folgen eine Art Reset erfolgt, ist natürlich anfangs etwas verwirrend, trug aber zu der gelungenen Mystery-Atmosphäre bei. Mit jedem neuen Arc kamen weitere Informationen hinzu, jedoch nicht genug, um zu einem Schluss zu kommen. Diese Aufgabe hat vielmehr Higurashi Kai, die zweite Staffel der Animeserie. Abgesehen von einer Art Einleitungsfolge, welche 30 Jahre später spielt und noch einmal grob zusammenfasst, worum es geht, setzen die 24 Episoden dieses Prinzip fort. Wer nach When They Cry frustriert bis gespannt war, endlich wissen wollte, was Sache ist, der wurde hiermit bedient.
Kuriose Antworten fern des Horrors
Über das Ergebnis kann man sich jedoch streiten. So schön es ist, nun endlich die Antworten zu bekommen, nach denen man sich verzehrte, richtig toll sind sie nicht. Vielmehr entmystifizierte Higurashi Kai das, was die erste Staffel so geschickt aufgebaut hatte, versuchte Fantasy mit Wissenschaft zu kreuzen, wurde dabei aber weder der einen, noch der anderen Seite gerecht. Die Geschichte nimmt sich, obwohl sie letztendlich recht kurios ist, dabei auch noch ziemlich ernst. Ein weiterer wichtiger Unterschied: Erzeugte die erste Staffel durch die besagten Geheimnisse und die Willkürlichkeit der Ereignisse Spannung, besteht diese jetzt darin, ob die Ereignisse aufgehalten werden können. Was als reine Horrorserie begann, verwandelte sich stärker in Richtung Thriller, verbunden mit einer dicken Portion Drama.
Das ist noch immer solide. Und zumindest hin und wieder gelingt es Regisseurin Chiaki Kon noch einmal die unheilvolle Atmosphäre heraufzubeschwören, welche die erste Staffel so sehenswert machte, unterstützt von den ständig zu hörenden Zikaden, welche dem Werk seinen Originaltitel gaben. Visuell hat sich ohnehin nichts geändert, die Umsetzung durch Studio Deen (Angel’s Egg, Patlabor) sticht vor allem durch die Charakterdesigns hervor: großköpfige Mädchen mit riesigen Augen und Haaren in den schillerndsten Farben. Der Kontrast zu den Ereignissen ist dabei diesmal nicht so stark. Zwischendurch wird die Serie sogar fast schon albern, was dann zwar für Abwechslung sorgt, aber doch auch enttäuschend ist nach dem gelungenen Einstieg.
OT: „Higurashi no Naku Koro ni Kai“
Land: Japan
Jahr: 2007
Regie: Chiaki Kon
Drehbuch: Toshifumi Kawase
Musik: Kenji Kawai
Animation: Studio Deen
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