Als am Weihnachtsabend der Unternehmer George Bailey (James Stewart) Selbstmord begehen will wegen eines nicht auffindbaren Geldbetrages, welcher seiner Bausparkasse das Überleben sichern soll, vereinen sich im Himmel die Kräfte und man beschließt, dies zu verhindern. Schließlich wird der etwas naive Schutzengel Clarence (Henry Travers) damit beauftragt, Baileys Suizid zu verhindern, bevor es zu spät ist, doch dafür muss man den „Engel zweiter Klasse“, der noch nicht einmal seine Flügel erhalten hat, erst einmal aufklären, was für ein Mensch George Bailey überhaupt ist. So wird ihm die Lebensgeschichte Bailey erzählt, angefangen damit, wie er mit 12 Jahren seinem Bruder das Leben rettete, aber seitdem über ein eingeschränktes Hörvermögen verfügt. Als junger Mann muss Bailey dann die Bausparkasse „Building and Loan“ übernehmen, als sein Vater stirbt und heiratet Mary Hatch (Donna Reed), die er schon seit Kindestagen kennt. Trotz seiner wiederholten Bestrebungen aus seiner Heimat Bedford Falls einmal herauszukommen, zwingen ihn die Umstände, im Ort zu verweilen. Hier will auch Clarence ansetzen, denn sein Plan ist es, Bailey die Welt ohne George zu zeigen und ihm zu demonstrieren, welch positiven Einfluss er auf das Leben so vieler Menschen hat.
Die Fesseln der Kleinstadt
Neben vielen anderen Filmen ist es Frank Capras Ist das Leben nicht schön?, der immer wieder zu Weihnachtszeit ausgestrahlt wird und unter anderem dadurch zu einem Klassiker geworden ist. Basierend auf einer Kurzgeschichte des Autors Philip Van Doren Stern erkannte Capra das Potenzial der Geschichte und drehte nach einer ganzen Reihe von Dokumentar- und Propagandafilmen die Adaption mit James Stewart in der Hauptrolle, mit dem er bereits für Mr. Smith geht nach Washington kollaboriert hatte. Entstanden ist dabei nicht nur ein international bekannter Weihnachtsfilm, sondern eine überaus interessante Geschichte über Kapitalismus und Konformismus, ein Märchen über das Konzept der Heimat und der Selbstlosigkeit.
Im Grund mag man gerade als junger Mensch eine Figur, wie sie James Stewart in Ist das Leben nicht schön? spielt, fast schon bemitleiden. Nicht nur wegen der Intrigen, die gegen ihn gesponnen werden, stellt sich der Zuschauer auf seine Seite, sondern auch wegen seiner zahlreichen, immer wieder misslingenden Ausbruchsversuche aus der Kleinstadt Bedford Falls, einem Ort, der wegen seiner Anlage, seiner Bevölkerung und Struktur wie das Sinnbild der US-amerikanischen Kleinstadt wirkt. Diese sieht Capra als Spielball viel größerer Entwicklungen, wie der stetig voranschreitenden Automatisierung, der Globalisierung wie auch einer Form des Raubtierkapitalismus, besonders repräsentiert durch den von Lionel Barrymore gespielten Unternehmer Harry F. Potter.
Doch nicht nur wegen dieser Entwicklungen wie auch der familiären Tragödien muss der Ausbruch scheitern, auch wegen der Verwurzelung Baileys innerhalb des Kollektivs Kleinstadt. Bailey ist ein Held, aber dann doch wieder nicht, eine Art Widerspruch in sich, wie ihn wahrscheinlich nur ein Darsteller vom Format eines James Stewart überzeugend spielen konnte, der sowohl als Held glaubhaft wirkt wie auch als jener „Everyday American“, weshalb ihn auch Alfred Hitchcock immer wieder gerne für seine Projekte besetze.
Das Märchen vom guten Kapitalisten
Geht man noch einen Schritt weiter, bemerkt man, dass die Vermischung von Realität und dem Fantastischen, repräsentiert durch die Existenz des Schutzengels, Capra eigentlich das Märchen von guten Kapitalisten erzählt. Anders als in Charles Dickens’ Weihnachtsgeschichte muss dieser Unternehmer nicht erst eine 180-Grad-Wendung durchmachen, ist er doch schon von Beginn an einer der Guten, dessen Auslöschung gleichbedeutend ist mit einem Wegfall eben jener Ideale, für die er steht. Bailey ist kein Profiteur, Stewart spielt jemanden, den es eigentlich gar nicht wirklich gibt, dessen „Selbst“ fast schon nicht existiert, denkt er doch stets nur an andere, im Privaten wie auch im Geschäftlichen.
Dem Credo des Fortschritts und des Raubtierkapitalismus wird das Familiäre entgegengesetzt, was mit jedem anderen Darsteller wahrscheinlich bieder und etwas heuchlerisch gewirkt hätte, aber mit dieser Besetzung ganz gut funktioniert.
OT: „It’s A Wonderful Life“
Land: USA
Jahr: 1946
Regie: Frank Capra
Drehbuch: Frances Goodrich, Albert Hackett, Jo Swerling, Frank Capra
Vorlage: Philip Van Doren Stern
Musik: Dimitri Tiomkin
Kamera: Joseph F. Biroc, Joseph Walker
Besetzung: James Stewart, Donna Reed, Lionel Barrymore, Henry Travers, Thomas Mitchell, Beulah Bondi, Samuel S. Hinds, Todd Karns
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 1947 | Bester Film | Nominierung | |
Beste Regie | Frank Capra | Nominierung | ||
Bester Hauptdarsteller | James Stewart | Nominierung | ||
Bester Ton | John Aalberg | Nominierung | ||
Bester Schnitt | William Hornbeck | Nominierung | ||
Golden Globe Awards | 1947 | Beste Regie | Frank Capra | Sieg |
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