Liebe. Jetzt! Christmas Edition
© ZDF/Kirstin Schmitt/Gordon Muehle

Liebe. Jetzt! Christmas Edition

Kritik

Liebe Jetzt
„Liebe. Jetzt! Christmas Edition“ // Deutschland-Start: 1. Dezember 2020 (ZDF Neo)

Nach dem Lockdown ist vor dem Lockdown. Als im Frühjahr Deutschland das öffentliche Leben herunterfuhr, bedeutete das auch, dass erst einmal keine regulären Dreharbeiten für Filme und Serien stattfinden konnten. Aber wo ein Wille ist, da ist ein Weg. Das Ergebnis waren diverse Titel, die einfach daheim produziert wurden, aufgenommen mit Smartphones oder am Laptop. Einer davon war Liebe. Jetzt!, eine sechsteilige Comedy-Serie über schwierige zwischenmenschliche Beziehungen in Zeiten des Lockdowns. Die waren teilweise überspitzt, insgesamt aber doch recht nahe an den Lebenserfahrungen des Publikums, das sich dadurch in den Geschichten wiederfinden konnte, ein bisschen Trost fand und dabei auch Gründe zum Schmunzeln bekam.

Nun befindet sich Deutschland erneut in einem Lockdown, wenn auch einem geringeren. Da liegt natürlich schon der Verdacht nahe, dass die zweite Staffel Liebe. Jetzt! Christmas Edition erneut eine Reaktion auf die Ereignisse ist. Das stimmt aber nicht so wirklich. Zum einen wurde diese tatsächlich schon im Juli geplant, ist also keine spontan entstandene Aktion wie beim letzten Mal. Außerdem hat man sich sowohl formal wie inhaltlich weit von dem weg bewegt, was Liebe. Jetzt! geprägt hat. Die Schauplätze sind vielfältiger geworden, die Figuren sind unterwegs, es kommen auch reale Kameras zum Einsatz.

Erinnerungen an das letzte Mal
Am stärksten greift noch die erste Folge Weihnachtszauber das Konzept wieder auf.  So ist sie die einzige der sechs neuen, die ausschließlich in einer in sich geschlossenen Wohnung spielt. Außerdem ist Corona hier noch ein größeres Thema, wenn Manuel (Sebastian Fräsdorf) und sein Schwiegervater Hellmuth (Heiner Hardt) darüber streiten, dass in der Wohnung gefälligst eine Maske getragen werden soll. Und noch in einer anderen Hinsicht liegt der Schatten der Pandemie über allem, wenn Manuels Tochter Martha (Úna Lir) darunter leidet, dass es keine Weihnachtsmärkte gibt und überhaupt Weihnachten dieses Jahr ganz anders ausfällt. Die Folge ist zwar etwas süßlich zum Ende hin, es gelingt aber gut, erneut die derzeitigen Sorgen aufzugreifen, wie sie bei vielen auftreten. Besser als bei den anderen, die nur bedingt etwas mit der Ursprungsidee zu tun haben.

Dabei gibt es sogar drei Folgen, die Bezug nehmen auf das letzte Mal. So gibt es in Es ist kompliziert ein Wiedersehen mit Lucy (Lea Zoë Voss) und Max (Leonard Scheicher), die in der ersten Staffel rein online miteinander dateten und versuchen sich auf diese Weise kennenzulernen. Hier begegnen sie sich nun wieder, nachdem das erste reale Date, welches zwischenzeitlich stattgefunden hat, nicht die erwünschten Ergebnisse brachte. Die SMS wiederum ist die Fortsetzung von Der Kuss. Damals hatte Aylin (Maryam Zaree) mit einem Kollegen geknutscht, wonach die beiden ihre jeweiligen Beziehungen infrage stellten. Am Ende blieb alles beim alten – bis zu dem Tag als ihr Freund Hakan (Dennis Didinger) durch eine versehentlich abgeschickte SMS davon erfährt, was zu neuem Streit führt. Die dritte Anschlussfolge Ungelegte Eier dreht sich um Paartherapeutin Lamia (Dela Dabulamanzi), die diesmal privat in eine Beziehungskrise hineinschlittert.

Wichtiges Plädoyer
Von solchen Krisen gibt es zum Abschluss noch mal richtig viel. In Rosa verliebt sich die von Kirsten Block gespielte Titelfigur in den deutlich jüngeren Udo (Timo Jacobs), will diese Beziehung aber vor ihrem Sohn Kai (Pascal Houdus) geheim halten. Auch in Happy New Year geht es um eine heimliche Partnerschaft, dieses Mal zwischen Julius (Daniel Zillmann) und Massimo (David Brizzi). Beide Themen sind natürlich wichtig, die Serie bricht an der Stelle eine Lanze für alle Beziehungen, die von der „Norm“ abweichen. Dennoch hat Liebe. Jetzt! bei der Suche nach neuem Stoff doch von dem Charme des Einstiegs eingebüßt. Gerade weil man sich zu vielen Seiten hin geöffnet hat, wirkt das Ergebnis recht beliebig. Selbst Weihnachten, was angesichts des Titels Christmas Edition eigentlich zu erwarten war, kommt kaum vor. Teilweise sind die Folgen noch immer sehenswert in ihrer Mischung aus Alltäglichkeit und Zeitgeist. Gebraucht hätte es diese zweite Staffel aber nicht.

Credits

OT: „Liebe. Jetzt! Christmas Edition“
Land: Deutschland
Jahr: 2020
Regie: Philipp Eichholtz, Maryam Zaree, Christina Ebelt, Alexander Lindh, Christina Ebelt
Drehbuch: Corinna C. Poetter, Claudius Beutler, Luisa Hardenberg, Lena Krumkamp, Maryam Zaree, Alexander Lindh, Annette Lober, Anne M. Keßel
Kamera: Manuel Ruge, Simon Vu, Janis Mazuch
Besetzung: Úna Lir, Sebastian Fräsdorf, Heiner Hardt, Leonard Scheicher, Lea Zoë Voss, Dela Dabulamanzi, Steffen Münster, Nicole Johannhanwahr, Maryam Zaree, Dennis Didinger, Knut Berger, Ronald Berger, Kirsten Block, Timo Jacobs, Pascal Houdus, David Brizzi, Christina Große, Daniel Zillmann

Bilder

Interview

In Liebe. Jetzt! Christmas Edition schlüpft Maryam Zaree nicht nur wieder in die Rolle der Aylin. Sie hat bei der zweiten Staffel zudem Regie geführt und Drehbuch geschrieben. In unserem Interview erzählt sie uns, was sie mit ihrer Geschichte bewegen wollte und was sie von Regeln in der Liebe hält.



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„Liebe. Jetzt! Christmas Edition“ bietet sechs weitere Folgen rund um schwierige zwischenmenschliche Beziehungen, hat aber nur bedingt etwas mit der ersten Staffel zu tun. Während einige Geschichten an die vorangegangenen anschließen, sind Themen, Settings und Technik vielfältiger. Das ist aber nur auf den ersten Blick ein Fortschritt, da die Serie dadurch recht beliebig wurde und an Charme eingebüßt hat.
6
von 10