Auf dem Weg nach Wyoming lernt der Cowboy Dempsey Rae (Kirk Douglas) den jungen Jeff Jimson (William Campbell) aus Texas kennen. Beide sind auf dem Weg, um sich als Viehtreiber etwas Geld zu verdienen, sich niederzulassen oder, wie Dempsey, dann wieder ins Land zu ziehen. Nach einer ersten Begegnung mit dem Gesetz heuern beide bei der Traingle Ranch an, welche im Umkreis die größte Viehzucht betreibt und zu den Hauptarbeitgebern zählt. Schon bald kann sich der schlagkräftige Rae in der Hierarchie der anderen Cowboys seinen Platz erarbeiten und findet sogar den Gefallen der neuen Eigentümerin Reed Bowman (Jeanne Crain). Jedoch ist das Weideland hart umkämpft und jeder Rancher verteidigt erbittert jeden kostbaren Zentimeter, wenn nötig mit Gewalt. Als schließlich Bowman ihre Männer in ihre ehrgeizigen Pläne einweiht, noch mehr Vieh anzuschaffen, wird Dempsey wie auch den anderen sofort klar, dass das Weideland der Triangle Ranch nicht ausreichen wird. Dempsey fürchtet einen erbitterten Grabenkrieg zwischen den Ranchern, vor allem als Bowman eine Bande von eher zwielichtigen Handlangern anheuert, die ihren Willen durchsetzen sollen.
Grenzen aus Stacheldraht
Die Filme des Regisseurs King Vidor setzen sich vor allem mit Individualisten auseinander, welche aus der Menge durch ihre Art hervorstechen und sich nicht einordnen lassen. Gerade dies mag wohl auch Schauspieler Kirk Douglas imponiert haben, dessen Produktionsfirma Bryna Productions unter anderem hinter dem Western Mit stahlharter Faust steht, welcher auf einem Roman des Schriftstellers Dee Linford basiert. Im Rahmen des Genres erzählt der Film die Geschichte vom Kampf eines Mannes für seinen Traum von Freiheit und Unabhängigkeit und setzt sich damit bisweilen ab von den Geschichten um hartgesottene Kerle, welche gerade den Western definieren.
Ein zentrales Symbol in Vidors Film, auch wenn man ihn nur an ein paar prägnanten Stellen tatsächlich sieht, ist der Stacheldraht. Interessant ist die Reaktion Dempseys auf das Wort und die Andeutung, dass man gedenke, eben jenen Stacheldraht als Begrenzung um das eigene Land zu ziehen, da er ahnt, dass dies nur Streit und Blutvergießen nach sich ziehen wird. Beinahe ängstlich wirkt dieser Mann, den bis davor noch nichts aus der Ruhe bringen konnte und welcher doch so sehr dem Bild des Cowboys entsprach, wie man es aus anderen Beiträgen des Genres her kennt. Seine Angst und die darauf folgende Prophezeiung von eben jener Gewalt, anfangs noch belächelt von seinem Umfeld, soll sich schon bald bewahrheiten.
Neben dem Bild des Cowboys ist es doch gerade jenes freie, unbegrenzte Land, welches als Metapher nicht nur für ein Amerika steht, was es wahrscheinlich so nur in der Vorstellungskraft der Künstler gab, sondern auch für jene Form der Freiheit stand, wie man sie in dieser „Neuen Welt“ noch immer wähnte. Der von Kirk Douglas gespielte Dempsey ist einer dieser Träumer, der zwar schon mit der harten Realität in Berührung kam, sich aber seine Vorstellung von dieser Freiheit nicht nehmen lassen will. Somit ist die Idee des Stacheldrahts ein Synonym für Gewalt, für jene Form der Unfreiheit und Gier, wie sie nicht zuletzt auch King Vidor selbst in seinem Land beobachtete. So beschriebt beispielsweise New York Times Reporter Charles Higham in einem Artikel mit dem Titel Long Live Vidor, A Hollywood King, dass Individualisten wie Dempsey repräsentativ für jene Helden in der Filmografie Vidors stehen, die sich ihrer Ideale sicher sind und bereit sind diese zu verteidigen.
Ein Stern, dem man folgt
Entsprechend konsequent folgt auch die Eingrenzung des filmischen Raumes sowie die Entwicklung des Helden, dessen Vorstellungen immer mehr in Gefahr geraten. Douglas spielt eine Art Schlafwandler, der mit einer gehörigen Portion Opportunismus und Machismo sich durchs Leben schlägt und dabei nicht merkt, wie er eben Teil jener Maschinerie geworden ist, die doch eben jenen Traum bedroht. Besonders wichtig ist hierbei seine Beziehung zu dem von William Campbell gespielten Jimson, der wegen seiner Herkunft den Spitznamen „Texas“ erhält, und der in Dempsey eine Art Mentor sieht. Schauspielerisch herausragend sind jene Szenen des Erkennens, wenn Dempsey sieht, welchen Schaden er mit seinem Handeln als Vorbild angerichtet hat und in seiner Versessenheit auf Freiheit zu einer Gefahr für andere wurde.
OT: „Man Without a Star“
Land: USA
Jahr: 1955
Regie: King Vidor
Drehbuch: Borden Chase, D. D. Beauchamp
Vorlage: Dee Linford
Musik: Joseph Gershenson, Arnold Hughes, Frederick Herbert
Kamera: Russell Metty
Besetzung: Kirk Douglas, Jeanne Crain, Claire Trevor, William Campbell, Richard Boone, Jay C. Flippen
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