Quick: Die Erschaffung eines Serienkillers
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Quick: Die Erschaffung eines Serienkillers

Kritik

Quick Die Erschaffung eines Serienkillers
„Quick: Die Erschaffung eines Serienkillers“ // Deutschland-Start: 10. Dezember 2020 (DVD/Blu-ray)

Wenn Hannes Råstam (Jonas Karlsson) erst einmal an einer Geschichte sitzt, dann lässt er sich so leicht nicht mehr davon abbringen. Hindernisse ignoriert der Journalist dann, ob sie nun von der Redaktion oder den Behörden kommen. An erster Stelle steht für ihn, dass er die Wahrheit herausfindet. Diese Eigenschaft teilt er mit seiner neuen Kollegin Jenny Küttim (Alba August), die ebenfalls in ihrem Beruf den Sachen auf den Grund gehen will, komme, was wolle. Diese Hartnäckigkeit zahlt sich für die zwei aus, als sie sich mit der Geschichte von Thomas Quick (David Dencik) befassen, der wegen achtfachen Mordes hinter Gittern sitzt. Denn obwohl dieser sie damals alle gestanden hat, kommen Råstam Zweifel, es häufen sich die Indizien, dass bei der Untersuchung damals nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist …

Späte Wahrheitssuche
Wenn Filme von Serienmördern handeln, dann geht es dabei meist um die Frage, wie man diese schnappen kann, siehe etwa Sieben. Andere verbinden das mit einer Art psychologischen Studie, wenn hinter die Kulissen eines Täters geblickt werden sollte, wie man es beispielsweise bei Das Schweigen der Lämmer getan hat. In Quick: Die Erschaffung eines Serienkillers sieht die Lage etwas anders aus. Zwar steht auch hier eine Wahrheitsfindung im Mittelpunkt. Die betrifft aber vergangene Morde, keine künftigen. Wo die Genrekollegen den entsprechenden Killer suchen, da ist der hier von Anfang an bereits gefasst und aus dem Verkehr gezogen – so zumindest war die vorherrschende Meinung, als sich Hannes Råstam an die Arbeit machte.

Der schwedische Film nimmt sich dabei einer wahren Geschichte an: Thomas Quick, eigentlich Sture Ragnar Bergwall, gestand mehr als 30 Morde, für acht davon wurde er verurteilt. Später zog er sämtliche Geständnisse aber wieder zurück. Ermittlungen des investigativen Journalisten Hannes Råstam, der Quick interviewte und eine Dokumentation über ihn drehte, warfen ein neues Schlaglicht auf den Fall. In Schweden selbst wurden die folgenden Enthüllungen zu einer echten Mediensensation, das Buch war ein Beststeller. Verständlich, schließlich bedeutete der Vorfall für die Justiz eine echte Krise, in die auch viele weitere Beteiligte verwickelt waren. Und ein solcher Skandal lässt sich immer gut verkaufen.

Quick: Die Erschaffung eines Serienkillers erinnert an diesen Vorfall und geht diesen Schritt für Schritt nach, von der ersten Begegnung zwischen Råstam und Quick über die Ermittlungen bis zur Auflösung. Wobei der Fokus eindeutig auf dem mehrfach ausgezeichneten Journalisten liegt, der als Hauptfigur nicht nur die Wahrheit aufdeckt, sondern auch selbst eine tragische Gestalt war. Noch während seiner Untersuchungen wurde bei ihm ein tödlicher Bauchspeicheldrüsenkrebs festgestellt, der ihn zunehmend außer Gefecht setzt. Viel Zeit des Films ist dabei auch seiner Familie gewidmet, seiner Frau Lena (Tova Magnusson) und der Tochter Emma (Aiva Anani), und wie diese mit der Situation umgeht.

Ein Drama, das ein Thriller sein will
Tatsächlich ist Quick: Die Erschaffung eines Serienkillers eher ein Drama als der Thriller, als der das hier verkauft wird. Da hier keine weiteren Morde zu verhindern sind, gibt es keine Spannung im eigentlichen Sinn. Es gibt auch keine alternativen Täter, die gesucht werden. Es ist nicht einmal so, dass die Frage, ob Quick nun der Mörder ist oder nicht, übermäßig fesselt. Das Ergebnis steht ja schließlich schon fest. Das ist prinzipiell nicht weiter schlimm, die Rekonstruktion eines solchen Falls und der einzelnen Versäumnisse ist für sich genug ja schon ein spannendes Thema. Allerdings reichte Regisseur Mikael Håfström (Zimmer 1408) das wohl nicht, weswegen er krampfhaft versucht, dem Ganzen trotz allem einen Thrilleranstrich zu geben.

Das Ergebnis ist leider an vielen Stellen kaum geglückt. Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass eine übertrieben dramatische Musik über alles gelegt wurde. Zusätzlich wird ein Schnittgewitter heraufbeschworen, wie es selbst Actionfilme nur selten wagen. In den Szenen, in denen Råstam unter den Folgen seiner Krankheit zu leiden hat, ist das zwar inhaltlich noch irgendwie nachzuvollziehen, wenn auch sehr geschmacklos. Aber auch in eigentlich ganz ruhigen Szenen wird künstlich versucht, so etwas wie Spannung zu erzeugen. Das irritiert, ist zudem sehr schade, da die Geschichte und das Ensemble solche plumpen Manipulationen gar nicht gebraucht hätten. Jonas Karlsson (Schneemann) macht seine Sache gut als unbeirrbarer Kämpfer für die Wahrheit, David Dencik (Chernobyl) gefällt in den ruhigen Momenten als freundlicher, zugleich undurchsichtiger Interviewpartner. Das Film ist insgesamt zwar noch solide, doch diese zum Teil falschen Schwerpunkte machen unnötig viel kaputt.

Credits

OT: „Quick“
IT:
 „The Perfect Patient“
Land: Schweden
Jahr: 2019
Regie: Mikael Håfström
Drehbuch: Erlend Loe
Musik: Karl Frid, Pär Frid
Kamera: Ragna Jorming
Besetzung: Jonas Karlsson, David Dencik, Alba August, Tova Magnusson, Aiva Anani

Bilder

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„Quick: Die Erschaffung eines Serienkillers“ erzählt von dem realen Fall eines Mannes in Schweden, der über 30 Morde gestanden hat, bei dem später aber große Zweifel an der Schuld aufkamen. Der Film gefällt dabei als Rekonstruktion der Vorfälle und als Drama. Der Thrillerteil ist jedoch so plump und aufdringlich hineingepresst worden, dass der Film zwischenzeitlich zum Ärgernis wird.
5
von 10