In einem Jahr, das nicht unbedingt mit Schreckensnachrichten und entsprechenden Bildern geizte, gehörte diese sicher zu den einprägsamsten und folgenreichsten: Als George Floyd am 25. Mai 2020 aufgrund exzessiver Polizeigewalt starb, kam es weltweit zu Protestaktionen. Denn der sinnlose Tod des US-Amerikaners war kein Einzelfall, vielmehr nur ein Beispiel unter vielen. Immer wieder kommt es in den USA, aber auch in anderen Ländern, zu gewaltsamen Übergriffen gegenüber dunkelhäutigen Menschen. Nicht durch irgendwelche Außenseiter am rechten Rand, sondern durch die Polizei. Ausgerechnet diejenigen, welche die Bevölkerung schützen sollen, werden zu einem Feind. Hinzu kommt: Viele der Verbrecher in Uniform kommen mit einem blauen Auge oder gar ganz straffrei davon, da sie sich gegenseitig decken. Justiz und Politik blicken ebenfalls weg, scheuen die Auseinandersetzung.
Leidenschaftlich und visuell spannend
Der Netflix-Kurzfilm Räuber und Gendarm ist aus dieser Situation geboren, aus dem Frust, in einem System gefangen zu sein, das dich grundsätzlich als Mensch zweiter Klasse ansieht. Broadway-Star Timothy Ware-Hill, der die Texte schrieb, Co-Regie führte und auch vor der Kamera stand, teilt auf sehr persönliche Weise seine Wut. Die hat sich so sehr in ihm aufgestaut, dass sie geradezu aus ihm herausbricht. Dabei nimmt er immer wieder Bezug auf die Kindheit und damit verbundene Spiele, wie der Titel bereits verrät. Er beschwört unschuldigere Tage, als er und andere noch unbeschwert draußen spielen konnten, ohne dabei Angst haben zu müssen, von dem nächsten Polizisten erschossen zu werden.
Es ist aber nicht nur die Leidenschaft, mit der Ware-Hill gegen Gewalt und Rassismus wettert, die den Kurzfilm sehenswert macht. Ungewöhnlich ist, wie das Ganze in Szene gesetzt wurde. Räuber und Gendarm verwendet die unterschiedlichsten Animationstechniken sowie Stile, um das Gesagte zu verbildlichen. Mal verwandelt sich Ware-Hill in ein computergeneriertes Abbild. An anderen Stellen kommen klassische gezeichnete Szenen. Die visuelle Abwechslung ist dadurch groß, zumal jeder Stil nur einige Sekunden zur Anwendung kommt. Das ist beeindruckend, von einigen Künstlern und Künstlerinnen würde man im Anschluss gern noch mehr sehen. Etwas irritierend ist jedoch, dass auf diese Weise der Abspann länger ist als der inhaltliche Teil, was Fragen provoziert, ob da nicht die Verpackung etwas zu sehr im Vordergrund steht.
OT: „Cops and Robbers“
Land: USA
Jahr: 2020
Regie: Arnon Manor, Timothy Ware-Hill
Drehbuch: Timothy Ware-Hill
Musik: Jerry Compere
https://www.youtube.com/watch?v=MKQbQd_cbmI&feature=emb_title
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