1593 schlägt sich William Shakespeare (Joseph Fiennes) mehr schlecht als recht als Autor von Theaterstücken durch. Auch wenn er schon das eine oder andere zu Papier gebracht hat, momentan geht gar nichts mehr bei ihm, seine geplante Komödie Romeo und Ethel, die Piratentochter will einfach nicht vorankommen. Das ändert sich erst, als er eines Tages Lady Viola de Lesseps (Gwyneth Paltrow) über den Weg läuft. Er ist sofort von ihr angetan, auch sie ist von dem Charme des Künstlers ergriffen. Eine Zukunft hat diese Begegnung jedoch nicht, schließlich ist die junge Frau aus reichem Haus dem sich in Geldnöten befindenden Lord Wessex (Colin Firth) versprochen. Inspiriert von der unerfüllbaren Liebe beschließt er, sein Stück in Romeo und Julia umzubenennen und eine Tragödie daraus zu machen, was aber nicht bei allen auf Gegenliebe stößt …
Umstrittener Publikumsliebling
Es ist ein Ereignis, welches wie kaum ein anderes im Jahr unter Filmfans zu Diskussionen führt: die Verleihung des Oscars an den besten Film des Jahres. Anlässe dazu gibt es immer wieder, kaum ein Preisträger, bei dem nicht geschimpft, gewettert oder zumindest mit dem Kopf geschüttelt wird. Doch auch innerhalb dieser natürlichen Kontroverse, wenn aus Tausenden jährlich veröffentlichten Titeln der beste gefunden werden muss, gibt es solche und solche. Einer der inzwischen am stärksten angefeindeten Titel ist zweifelsfrei Shakespeare in Love. Das mag zum einen daran liegen, dass er seinerzeit das hochgelobte Kriegsdrama Soldat James Ryan schlug. Aber auch die Beteiligung des inzwischen in Ungnade gefallenen Skandalproduzenten Harvey Weinstein, der ohne Skrupel seinen Film allen aufdrängte, dürfte dazu beitragen.
Tatsächlich dürfte es heute nur noch wenige geben, die der rein auf Gefälligkeit ausgelegten, harmlosen Komödie den Vorrang geben würden. Gleichzeitig ist Shakespeare in Love besser als sein Ruf, der Film wird oft etwas unfair mit der Kontroverse gleichgesetzt, ohne dass die tatsächlichen Stärken noch gewürdigt werden. Denn von denen gibt es eine ganze Menge. Die Geschichte an sich ist dabei eher weniger erwähnenswert. So hat es schon vorher diverse Beispiele gegeben, wie eine fiktive Variante des großen Autors William Shakespeare sich von einer persönlichen Liebe zum Schreiben inspirieren ließ. Das Szenario ist sogar weitgehend so austauschbar, dass der Film diverse Klagen am Hals hatte, die alle behaupteten, die Drehbuchautoren Marc Norman und Tom Stoppard hätten einfach nur kopiert.
Gut aufgelegtes Ensemble
Aber es ist eben nicht das „was“, das Shakespeare in Love sehenswert macht, sondern das „wie“. So gelangen dem Drehbuchduo beispielsweise eine Reihe witziger Szenen oder auch Dialoge. Der Humor kann dabei mal aus Situationskomik bestehen, es gibt Elemente der Verwechslungskomödie, Erinnerungen an die Screwballkomödien von einst werden wach, zwischendurch darf es auch bissiger werden, wenn der Film sich gnadenlos über die eigenen Figuren lustig macht. Das klappt nicht zuletzt wegen der entsprechenden Schauspieler gut. Ob nun Geoffrey Rush als Theaterbesitzer Philip Henslowe, der unbedingt eine Komödie haben will, oder Ben Affleck in der Rolle des selbstverliebten Schauspielers Ned Alleyn, damit kann man schon jede Menge Spaß haben.
Allgemein ist die Besetzung erstklassig, die Darsteller und Darstellerinnen gehen mit jeder Menge Spielfreude ans Werk. Und auch wenn in der Hinsicht die Oscar-Würdigungen ebenfalls fragwürdig sind – Gwyneth Paltrow ist eher unauffällig, Judi Dench nur wenige Minuten zu sehen –, das prominente Ensemble holt schon jede Menge aus dem Stoff heraus, zeigt das für eine Komödie nötige Timing. Es bringt auch das nötige Charisma mit. Man sieht den Figuren einfach gerne dabei zu, wie sie um Liebe, Ruhm und künstlerische Selbstentfaltung kämpfen und dabei ein ums andere Mal in komische Situationen geraten, sich am Ende aber doch irgendwie durchmogeln.
Das macht Shakespeare in Love zu keinem weltbewegenden Film, da werden keine größeren Ambitionen verfolgt. Dafür bietet das Werk von Regisseur John Madden gute Unterhaltung, die einen immer wieder zum Lächeln und Schmunzeln bringt. Da zudem die Ausstattung aufwendig ist, sowohl die Schauplätze wie auch Kostüme und Frisuren einiges hermachen, ist die Liebeskomödie ein zeitloser Crowdpleaser, den man sich auch Jahre später problemlos zu Gemüte führen kann. Man sollte dann nur nicht zu viel darüber nachdenken, weder über den Film an sich oder die Umstände – das ist es in mehrfacher Hinsicht nicht wert.
OT: „Shakespeare in Love“
Land: USA, UK
Jahr: 1998
Regie: John Madden
Drehbuch: Marc Norman, Tom Stoppard
Musik: Stephen Warbeck
Kamera: Richard Greatrex
Besetzung: Gwyneth Paltrow, Joseph Fiennes, Geoffrey Rush, Colin Firth, Ben Affleck, Judi Dench, Tom Wilkinson
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
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Academy Awards | 1999 | Bester Film | Sieg | |
Beste Regie | John Madden | Nominierung | ||
Bestes Original-Drehbuch | Marc Norman, Tom Stoppard | Sieg | ||
Beste Hauptdarstellerin | Gwyneth Paltrow | Sieg | ||
Bester Nebendarsteller | Geoffrey Rush | Nominierung | ||
Beste Nebendarstellerin | Judi Dench | Sieg | ||
Beste Musik – Musical oder Komödie | Stephen Warbeck | Sieg | ||
Beste Kamera | Richard Greatrex | Nominierung | ||
Bestes Szenenbild | Martin Childs, Jill Quertier | Sieg | ||
Beste Kostüme | Sandy Powell | Sieg | ||
Bester Ton | Robin O’Donoghue, Dominic Lester, Peter Glossop | Nominierung | ||
Bester Schnitt | David Gamble | Nominierung | ||
Bestes Make-up | Lisa Westcott, Veronica McAleer | Nominierung | ||
BAFTA Awards | 1999 | Bester Film | Sieg | |
Bestes Original-Drehbuch | Marc Norman, Tom Stoppard | Nominierung | ||
Bester Hauptdarsteller | Joseph Fiennes | Nominierung | ||
Beste Hauptdarstellerin | Gwyneth Paltrow | Nominierung | ||
Bester Nebendarsteller | Geoffrey Rush | Sieg | ||
Bester Nebendarsteller | Tom Wilkinson | Nominierung | ||
Beste Nebendarstellerin | Judi Dench | Sieg | ||
Beste Musik | Stephen Warbeck | Nominierung | ||
Beste Kamera | Richard Greatrex | Nominierung | ||
Bester Schnitt | David Gamble | Sieg | ||
Bestes Szenenbild | Martin Childs | Nominierung | ||
Beste Kostüme | Sandy Powell | Nominierung | ||
Bester Ton | Peter Glossop, John Downer, Robin O’Donoghue, Dominic Lester | Nominierung | ||
Bestes Make-up/Haare | Lisa Westcott | Nominierung | ||
Berlinale | 1998 | Goldener Bär | Nominierung | |
Silberner Bär | Marc Norman, Tom Stoppard | Sieg | ||
Golden Globe Awards | 1999 | Bester Film – Komödie oder Musical | Sieg | |
Beste Regie | John Madden | Nominierung | ||
Bestes Drehbuch | Marc Norman, Tom Stoppard | Sieg | ||
Beste Hauptdarstellerin – Komödie oder Musical | Gwyneth Paltrow | Sieg | ||
Bester Nebendarsteller | Geoffrey Rush | Nominierung | ||
Beste Nebendarstellerin | Judi Dench | Nominierung |
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