The Dude in Me
© Finecut

The Dude in Me

Kritik

The Dude in Me
„The Dude in Me“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Das ist kein guter Tag für Pan-soo Jang (Sung-woong Park). Erst wird der nicht immer ganz mit legalen Mitteln arbeitende Unternehmer von einer seltsamen Frau dazu genötigt, die Imbiss-Rechnung für den verfressenen Schüler Dong-hyun Kim (Jin-young Jung) zu übernehmen. Und dann fällt dieser aus heiterem Himmel vom Dach auf ihn drauf, sodass beide ins Krankenhaus gebracht werden. Der größere Schock für Pan-soo kommt aber erst noch: Als er wieder zu sich kommt, stellt er fest, dass die beiden die Körper getauscht haben. Das bedeutet für den Gangster, der es gewohnt ist, dass alle vor ihm kriechen, das Leben eines korpulenten, von allen gemobbten Schülers übernehmen zu müssen. Während er sich so durch das Leben kämpft, lernt er die ebenfalls unterdrückte Mitschülerin Hyun-jung Oh (Soo-min Lee) und deren Mutter Mi-Sun (Mi-ran Ra) kennen und erlebt dabei eine riesige Überraschung …

Das ist nicht mein Körper!
Das Motiv des Körpertauschs kam schon in den unterschiedlichsten Genres zum Einsatz. Im Körper des Feindes machte daraus einen rasanten Thriller, Self/less – Der Fremde in mir baute drumherum eine actionreiche Science-Fiction-Geschichte, auch im romantischen Animedrama Your Name schlüpften zwei Figuren in den Körper eines anderen. Oft nutzt man aber mit Vorliebe das komische Potenzial, wenn ein Mensch auf einmal jemand ganz anderes, im Idealfall sehr gegensätzliches sein muss. Der Videospiel-Charaktertausch Jumanji: Willkommen im Dschungel wurde zu einem der größten Überraschungshits der letzten Jahre. Voll verkatert erzählt die Geschichte eines Mannes, der auf einmal im Körper einer Katze zu sich kommt.

Im Vergleich dazu ist The Dude in Me noch vergleichsweise normal, denn hier sind es zwei heterosexuelle Männer, beide Südkoreaner, die nun das Leben des jeweils anderen führen müssen. Innerhalb dieses Rahmens setzt Regisseur und Co-Autor Hyo-jin Kang aber ebenfalls auf größtmöglichen Kontrast. So gibt es nicht nur einen größeren Unterschied in Hinblick auf Alter und Statur der beiden Figuren. Wichtiger noch: Ein tougher Gangster ist im Körper eines übergewichtigen Schülers gefangen, der zwar weder Selbstbewusstsein noch Freunde hat, dafür einen ausgesprochenen Appetit.

Fragwürdiger Humor und unterhaltsame Absurdität
So etwas kann schnell etwas heikel werden, wenn das Übergewicht als solches zur Zielscheibe des Humors wird. Ganz frei ist The Dude in Me dann auch nicht von solchem Fatshaming, wenn durchtrainierte Körper zelebriert, dicke Körper verspottet werden. Ebenfalls befremdlich ist die Neigung des Films, Gewalt etwas zu verherrlichen. Wann immer eine der Figuren in Schwierigkeiten gerät – und das kommt oft vor –, lautet die Lösung praktisch immer, das Gegenüber einfach kräftig zu verhauen oder wenigstens eine Ohrfeige zu geben. Die Rechtfertigung: Die anderen sind schuld! Dann und wann wird beides zwar relativiert, aber eher halbherzig. Wenn beispielsweise Dong-hyuns Vater (Kwang-kyu Kim) seinem Sohn sagt, dass er ihn auch mit Übergewicht mag, mag das gut gemeint gewesen sein, glaubwürdig ist es in dem Rahmen kaum.

Man sollte The Dude in Me deshalb besser nicht so wirklich ernst nehmen. Das Team hat Spaß an dem grotesken Szenario, an den Fish-out-of-Water-Momenten, wenn die zwei Männer so gar nicht in ihrem Element sind und sich wider ihrer Natur verhalten sollen. Außerdem hat sich Kang noch eine weitere Wendung eingebaut, wenn eine mit dem Körpertausch verwobene Liebesgeschichte zu absurden Situationen führt, bei denen keiner mehr weiß, wie man sich verhalten soll. Auf zwei Stunden ausgedehnt ist das dennoch etwas wenig, viele der Witze wiederholen sich und sind schon beim ersten Mal nicht originell. Dem Film hätte eine Kürzung ganz gut getan.

Aber es gibt sie, die Szenen, in denen das Konzept aufgeht. Wenn Dong-hyun, der eigentlich Pan-soo ist, Erwachsene beim Vornamen nennt, Mitschüler als Kinder beschimpft oder sich auch einfach mal zu wehren traut, dann bringt er reihenweise Hierarchien durcheinander – was auch dank der verwirrten Gesichtsausdrücke der anderen unterhaltsam ist. Außerdem ist es natürlich sympathisch, wie hier gegen Mobbing gekämpft wird, Unterdrückte und Verlierer sich erheben, um ihren Platz in der Welt zu bestimmen. Insgesamt kann man sich den 2019er Beitrag vom koreanischen Filmfest Project K daher gut anschauen. Gleiches gilt für die diversen handfesten Actionszenen, in denen der ehemalige Boy Group Sänger Jung eine gute Figur macht.

Credits

OT: „Naean-ui Geunom“
Land: Südkorea
Jahr: 2019
Regie: Hyo-jin Kang
Drehbuch: Han-sol Shin, Joong-hoon Jo, Hyo-jin Kang, Kwang-kyu Kim
Besetzung: Jin-young Jung, Sung-woong Park, Mi-ran Ra, Soo-min Lee, Jun-hyeok Lee, Kwang-kyu Kim

Bilder

Trailer

https://www.youtube.com/watch?v=c73OjWe3aT0

Kaufen/Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

In „The Dude in Me“ wacht ein krimineller Unternehmer auf einmal im Körper eines übergewichtigen, unterdrückten Schülers auf und muss lernen, mit dieser ungewohnten Situation umzugehen. Der Humor ist an manchen Stellen fragwürdig, zum Teil auch repetitiv. Insgesamt macht die Actionkomödie aber Spaß, wenn sie das absurde Szenario mit größtmöglichem Kontrast auskostet.
6
von 10