The Midnight Sky Netflix George Clooney
© Netflix

The Midnight Sky

Kritik

The Midnight Sky Netflix George Clooney
„The Midnight Sky“ // Deutschland-Start: 23. Dezember 2020 (Netflix)

Nach einer globalen Katastrophe, welche nahezu alles menschliche Leben auf der Erde ausgelöscht hat, ist der in der Arktis forschende Wissenschaftler Augustine (George Clooney) einer der Letzten, die noch übrig sind. Zumindest dachte er das. Zu seiner großen Überraschung stellt er jedoch fest, dass ein kleines Mädchen (Caoilinn Springall) in seiner Station ist. Wer sie ist, woher sie gekommen ist, weiß er ebenso wenig wie ihren Namen, da sie kein einziges Wort sagt. Während er sich ihrer annimmt und sich langsam mit ihr anfreundet, verfolgt er noch eine weitere Mission: Er will die Raumfahrt-Crews, die im Weltall nach weiteren Lebensmöglichkeiten für die Menschen suchen, vor einer Rückkehr auf die zerstörte Erde warnen. Tatsächlich gelingt es ihm, ein Raumschiff zu kontaktieren, auf dem Sully (Felicity Jones) und andere unterwegs vom Jupiter sind. Doch immer wieder fällt der Kontakt aus und die Zeit drängt …

Der schwierige Weg zu fernen Welten

Als Science-Fiction-Fan hat man es derzeit nicht wirklich leicht. Während im Serienbereich schon noch die eine oder andere futuristische Geschichte erzählt wird, von hui (The Expanse) zu pfui (Another Life), da ist auf der Filmseite recht wenig zu holen. Grund ist die mangelnde Wirtschaftlichkeit: Inzwischen exorbitanten Budgets stehen überschaubare Einspielergebnisse gegenüber. Während das Kinopublikum zwar grundsätzlich Effektspektakeln offen gegenübersteht, tut es das meistens nur im Rahmen eines bekannten Franchises. Und selbst bei denen gibt es keine Garantie, dass das aufgeht: Nach den enttäuschenden Einnahmen von Star Trek Beyond liegt die Filmreihe wieder auf Eis, nur im Fernsehen geht es weiter.

Da ist es schon ein kleiner Glücksfall, wenn Science-Fiction-Produktionen anstehen, bei denen es ganz offensichtlich nicht um Profitabilität geht. Auf der einen Seite haben wir Netflix, die gerne mal für die unsinnigsten Sachen Geld aus dem Fenster werfen, das dann an anderen Stellen fehlt. Und Hollywood-Darling George Clooney hat finanziell eh dermaßen ausgesorgt, dass er sich ein paar Herzensprojekte leisten kann, fernab vom kommerziellen Zwang. Ein solches ist The Midnight Sky sicher auch, die mittlerweile siebte Regiearbeit des Schauspielers. Und die erste seit Suburbicon, der umstrittenen Kleinstadtsatire mit Thrillerelementen.

Bei The Midnight Sky sieht die Resonanz nicht wirklich besser aus. Euphorie löste das Science-Fiction-Drama bislang nicht gerade aus. Tatsächlich gibt es eine Menge, die bei der Adaption von Lily Brooks-Daltons Roman Good Morning, Midnight aus dem Jahr 2016 nicht oder nicht gut genug funktioniert. Ein Teil des Publikums wird schon zu Beginn eher irritiert sein: Die Geschichte ist um ein apokalyptisches Ereignis herum gestrickt, das aber irgendwie nie wirklich wichtig ist. Der Film verrät nicht, was vorgefallen ist, macht daraus aber auch kein Geheimnis im Sinne eines Mystery-Thrillers. Er interessiert sich schlicht nicht dafür, auch Augustine scheint wenig daran zu liegen, der Sache auf den Grund gehen zu wollen. Die Spannung, die mit einem solchen Katastrophenszenario normalerweise verbunden ist, ist hier nebensächlich. Zwar gibt es später durchaus Szenen, in denen es mal brisant wird, um das Überleben gekämpft wird. Tatsächlich aufregend sind sie jedoch nicht, zumal sie wie Fremdkörper in der Geschichte wirken.

Weder spannend noch bewegend

Wobei das auch eines der größten Probleme von The Midnight Sky ist: Es wird nie wirklich klar, welche Geschichte das eigentlich sein soll. Das apokalyptische Szenario für ein Drama rund um Einsamkeit und die Sehnsucht nach anderen Menschen zu nutzen, das ist prinzipiell durchaus eine gute Idee. Viele andere Filme haben zuvor schon Katastrophen als Aufhänger für existenzielle Fragen verwendet. Nur: So richtig existenziell wird der Film gar nicht. Oder bewegend. Schon die allmähliche Annäherung zwischen dem einsamen, traurigen Wolf und dem mysteriösen Mädchen hinterlässt nicht so viel Eindruck, wie Clooney offensichtlich dachte. Der zweite Handlungsstrang mit den Menschen, die in den Weiten des Weltalls ein Zuhause suchen, versagt dann völlig bei der Aufgabe, Mitgefühl beim Publikum zu erzeugen, dafür geben die Figuren schlicht nicht genug her.

An den schauspielerischen Leistungen liegt das nicht unbedingt. Vor allem Clooney gefällt in einer für ihn ungewohnten Rolle als verbrauchter, in sich gekehrter Eremit, völlig frei von dem üblichen Gute-Laune-Charme des Darstellers. Und auch die Aufnahmen aus der Arktis können sich mehr als sehen lassen, sind von einer geradezu unwirklichen Schönheit. Leider wird einiges von dieser Atmosphäre aber gleich wieder durch die aufdringlichen Streicheraufnahmen zunichtegemacht, die aufs Konto des zweifachen Oscar-Preisträgers Alexandre Desplat gehen. Die sind, wie so manches in The Midnight Sky, zu plakativ, wollen ganz offensiv irgendwelche Gefühle wecken. Am Ende bleibt aber nur eine Leere, die sich mit der der Arktis messen kann, dabei aber weniger reizvoll ist. Und ein leichtes Ärgernis, ausgelöst durch die plump konstruierte Auflösung, die auf die falsche Weise staunen lässt.

Credits

OT: „The Midnight Sky“
Land: USA
Jahr: 2020
Regie: George Clooney
Drehbuch: Mark L. Smith
Vorlage: Lily Brooks-Dalton
Musik: Alexandre Desplat
Kamera: Martin Ruhe
Besetzung: George Clooney, Felicity Jones, David Oyelowo, Tiffany Boone, Demián Bichir, Kyle Chandler, Caoilinn Springall, Sophie Rundle

Bilder

Trailer

Kaufen/Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

„The Midnight Sky“ erzählt von den wenigen Menschen, die nach einer globalen Katastrophe noch übrig sind. Das hört sich nach Survivalabenteuer an, ist aber ein ruhiges Drama um Einsamkeit und die Sehnsucht nach anderen. Das hat schöne Bilder und einen überzeugenden George Clooney. Die angestrebte Emotionalität verfehlt der Film aber, trotz einer sehr aufdringlichen Musik, welche kontinuierlich die Atmosphäre stört.
5
von 10