Als die alleinerziehende Mutter Leilani (Kelly Hu) zusammen mit Tochter Pilialoha (Kea Peahu) und Sohn Ioane (Alex Aiono) von New York nach Hawaii reist, um ihren kranken Vater Kimo (Branscombe Richmond) zu helfen, hält sich die Begeisterung bei den Jugendlichen doch sehr in Grenzen. Vor allem als sie erfahren, dass sie eventuell ihre Wohnung in New York verkaufen müssen, um die Behandlungskosten bezahlen zu können. Doch dann liest Pilialoha, von allen nur Phil genannt, in einem Buch von einem 200 Jahre alten Piratenschatz, der in der Nähe vergraben sein soll. Fest entschlossen, diesen zu finden, schließt sie sich mit Ioane und einigen anderen Teenagern vor Ort zusammen. Denn haben sie den Schatz gefunden, würden sie auch die Schulden zurückzahlen und in ihrer Heimat bleiben können …
Schätze für jung und alt
Fans von Schatzsuchen werden dieses Wochenende bei Netflix gleich doppelt bedient. Für das ältere Publikum gibt es Die Ausgrabung, eine fiktionalisierte Erzählung, wie 1939 der spektakuläre Fund alter Gräber in England gelang. Für Kinder bis Jugendliche erscheint zeitgleich Abenteuer ‘Ohana. Eine reale Vorlage gibt es hier nicht. Stattdessen stürzte man sich in Sagen und Mythen, bringt später noch kleinere Fantasy-Elemente mit ein. Schließlich soll hier nicht nur mitgezittert werden, sondern auch gestaunt: Der Film lädt dazu ein, mit großen Augen durch die Welt zu gehen und etwas genauer hinzusehen. Aber auch zu erkennen, was nun wirklich wichtig ist.
Wobei das mit der Fantasie hier so eine Sache ist. An vielen Stellen folgt Abenteuer ‘Ohana schon recht ausgetretenen Pfaden. So erinnert die Grundsituation – eine Gruppe von Kindern und Teenagern, darunter zwei Geschwister, wollen gemeinsam einen Piratenschatz finden, damit sie nicht von zu Hause ausziehen müssen – so frappierend an Die Goonies, dass die Grenze zwischen Hommage und geistigem Diebstahl nicht ganz einfach zu ziehen ist. Aber auch Indiana Jones stand eindeutig Pate. Immer wieder wird zitiert oder auf die Vorbilder angespielt. Zwischenzeitlich fragt man sich schon, ob das hier tatsächlich für eine heutige Jugend gedreht wurde oder für nostalgische Erwachsene.
Erinnerungen an damals
Dessen war man sich aber bewusst. Das beste und irgendwie schönste Beispiel: Ke Huy Quan spielt hier zum ersten Mal seit fast zwanzig Jahren wieder in einem Film mit. Der Name wird vielleicht nicht jedem etwas sagen, das Gesicht aber schon, war der in Vietnam geborene US-Schauspieler doch einer der Hauptdarsteller sowohl in Die Goonies wie auch in Indiana Jones und der Tempel des Todes. Auch andere Stellen dürften dem älteren Publikum ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Abenteuer ‘Ohana ist trotz der Verweise auf Geocaching ein im Grunde sehr klassisches, zeitloses Abenteuer, mit denen Kindern früher aufgewachsen sind, von denen es heute aber viel zu wenige gibt. Wenn sich doch mal wieder jemand daran versucht, ist das daher von Haus aus sehr willkommen.
Drehbuchautorin Christina Strain begnügte sich aber nicht allein damit, sich bei Kollegen und Kolleginnen kräftig zu bedienen, sondern versuchte, diesem Abenteuer darüber hinaus eine eigene Note zu geben. Das wichtigste Element in der Hinsicht ist dabei natürlich die Frage nach dem kulturellen Erbe. Phil und Ioane, der sich nur E nennen lässt, haben nicht nur bei ihren Namen den Zugang zu ihren hawaiianischen Wurzeln verloren. Sie können allgemein nicht so wirklich etwas mit ihrem Erbe anfangen. Dass sich das im Laufe des Films ändern wird, ist natürlich klar. Auch in der Hinsicht hält sich Abenteuer ‘Ohana an das Bewährte. Schön ist es trotzdem, wie hie eine Annäherung an die eigene Kultur stattfindet, eine Rückbesinnung und Erinnerung stattfindet, ohne sich deshalb gleich Traditionen versklaven zu müssen.
Bisschen viel vorgenommen
Allerdings hat dies auch negative Folgen: Da der Film Familiendrama, Coming-of-Age-Geschichte, spaßiges Abenteuer, Teenie-Romanze und kulturelle Selbstfindung in einem sein soll, ist er schon etwas überladen. So ist die Laufzeit mit rund zwei Stunden zu lang, es dauert auch, bis von einem Element mal das nächste erreicht wird. Das hätte schon etwas konzentrierter sein dürfen bzw. müssen. Dennoch, insgesamt ist der Ausflug auf die Insel eine schöne Überraschung, mit warmherzigen und witzigen Momenten. Vor allem zum Ende hin sammelt der Film in einer der originelleren Szenen diverse Sympathiepunkte bei einer etwas anderen Rückschau auf die Ereignisse. Aber auch die konventionellen Passagen gefallen, was nicht zuletzt den reizvollen Aufnahmen geschuldet ist.
OT: „Finding ‚Ohana“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Jude Weng
Drehbuch: Christina Strain
Musik: Joseph Trapanese
Kamera: Cort Fey
Besetzung: Kea Peahu. Alex Aiono, Lindsay Watson, Owen Vaccaro, Kelly Hu, Branscombe Richmond, Chris Parnell, Marc Evan Jackson, Ricky Garcia
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