Es ist der Beginn eines großen Abends, einer unterhaltsamen wie lehrreichen Veranstaltung, so verspricht es der Clown Brandon seinem Publikum (und damit dem Zuschauer). Doch anstatt mit einer Reihe Gags oder Sketchen aufzuwarten, erzählt er die Geschichte seiner großen Liebe Brenda, die ihn nach einer langen Beziehung für jemand anderen verließ. Enttäuscht, wütend und verbittert soll es in den nun folgenden Episoden um unterschiedliche Schicksale gehen, die aber alle, so verspricht es Brandon, mit seiner eigenen Geschichte verbunden sind. So erzählt er von einer jungen Frau, die in ihrem Haus von einem wahnsinnigen Serienkiller verfolgt wird, der ihr mit allerlei Tötungswerkzeugen bewaffnet nach dem Leben trachtet. In einem animierten Segment geht es dann um eine ganz besondere Vater-Sohn-Beziehung, denn niemand anderes als der Sensenmann persönlich hat gerade Stress mit seinem Sohn, der hinaus in die Welt will und sich ausgerechnet für Engel begeistert, denen er nachempfinden möchte, was haarsträubende Konsequenzen hat.
Darüber hinaus wird man noch Zeuge einer Beerdigungsfeier, die einen unerwarteten Verlauf nimmt, ist diese doch, wie sowohl die Mutter als auch die Ehefrau des Verstorbenen feststellen müssen, etwas zu früh anberaumt worden, denn der Tote ist auf einmal quicklebendig und denkt gar nicht daran, zu sterben. Um dennoch die Peinlichkeit vor den Gästen zu verbergen, verbünden sich Frau und Mutter, um den Tod doch noch einzuleiten, mit einem beachtlichen Erfindungsreichtum. In einem weiteren Segment versucht eine Gruppe Einwanderer die Grenze zu den USA zu überqueren, wobei sie Bekanntschaft mit der brutalen und strikten Einwanderungspolitik Amerikas machen, die neben diversen Grenzbeamten auch mit einem Robo-Trump aufwartet, um den Grenzübertritt notfalls mit Gewalt zu verhindern.
Eine bunte Mischung
In Asylum – Irre Phantastische Horror-Geschichten vereinen sich, wie für eine Horror-Anthologie üblich, eine Vielzahl von Talenten, verbunden durch eine Rahmenerzählung, welche einen etwas losen Bezug zu den Geschichten hat. Nicolás Onetti, (What the Waters Left Behind) einer der kreativen Köpfe hinter Asylum, interessierte sich schon seit langem für ein Projekt wie dieses, vor allem da er, wie er in Interviews sagt, großer Fan von Anthologien wie Creepshow oder Geschichten aus der Gruft ist. Als eine solche Sammlung von Segmenten hängt die Qualität auch sehr von der jeweiligen Episode ab, denn nicht jede ist wirklich ein Highlight, wobei zumindest die formale Bandbreite bei Asylum ein Faktor ist, der für sehr viel Abwechslung sorgt.
Glücklicherweise überwiegen die erzählerisch wie auch meist formal überzeugenden Beiträge bei dieser Sammlung von Horror-Geschichten. Wie jene bereits erwähnten Vorbilder erscheint auch Asylum wie eine Art Übersicht über die verschiedenen Gesichter, Ausdrucksformen und Figuren des Genres. Zwar ist die Serienkillerhatz eher vergessenswert, dafür aber überzeugt beispielsweise das von Vincent Paronnaud und Denis Walgenwitz inszenierte Segment Der Tod, Vater & Sohn wegen seiner schönen Animation sowie seine fantasievoll-düstere Geschichte über den Sensenmann, den auf einmal sehr bekannte elterliche Sorgen plagen und der sich am Ende mit einer Zombie-Epidemie herumschlagen muss.
Zwischen Galgenhumor und Medienschelte
Darüber hinaus dürften viele Zuschauer an einem Segment wie RIP ihren Spaß haben, welches in der Tradition eines Alex de la Iglesia ein Familiendrama über Liebe und Vertrauen mit reichlich morbidem Witz und Blut zu einer herrlichen Farce vermischt, die immer mehr außer Kontrolle gerät, was vor allem den herrlich hysterisch spielenden Darstellern geschuldet ist. Richtig böse geht es dann auch in M. A. M. O. N. (Monitor Against Mexicans Over Nationwide) von Alejandro Damiani weiter, der sich mit vielen ironischen Spitzen der Einwanderungspolitik unter der Traum Administration widmet sowie der globalen Welle des Rassismus gegenüber Einwanderern.
Eine besondere Erwähnung hat auch der Beitrag The Cleansing Hour von Damien LeVeck verdient, der diesen bereits im vergangenen Jahr zu einem abendfüllenden Spielfilm ausbaute, welcher in Deutschland unter dem etwas blödsinnigen Titel Exorzismus 2.0 auf den Markt kam. In dieser ersten Variante der Geschichte, die aber wegen ihrer Kürze wesentlich prägnanter ist, rechnet LeVeck mit dem Ego-Wahn der Mediengesellschaft ab, sowie mit dem problematischen Verhältnis zur Realität, das die Protagonisten einer Horror-Show auf schmerzliche und erschreckende Weise einholt.
OT: „Aslyum“
Land: Argentinien, Neuseeland
Jahr: 2020
Regie: Caye Casas, Alejandro Damiani, Kheireddine El-Helou, Carlos Goitia, Mat Johns, Damien LeVeck, Vincent Paronnaud, Albert Pintó, Denis Walgenwitz, Hendryk Witscherkowsky, Adam O’Brien, Nicolás Onetti
Drehbuch: Mauro Croche, Guillermo Lockheart
Kamera: Luciano Montes de Oca
Besetzung: Aridna Asturzzi, Germán Baudino, Itziar Castro, Bruno Giacobbe, Clara Kovacic, Raymond E. Lee, Cristian Majolo, Claudio Medina, Josep Maria Riera
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