Das letzte Problem
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Das letzte Problem

Kritik

Das letzte Problem
„Das letzte Problem“ // Deutschland-Start: 13. Dezember 2019 (DVD)

Eigentlich wollte Kommissar Horak (Karl Markovics) nur mal so richtig schön Urlaub machen und hat sich hierfür ein süßes Familienhotel in den Bergen ausgesucht. Schön ist an diesem Aufenthalt aber bald nichts mehr. Als wäre es nicht schon ärgerlich genug, dass in Folge eines wütenden Schneesturms das Hotel von der Außenwelt abgeschnitten ist, Telefon und Internet nicht mehr funktionieren und die Stimmung unter den Gästen immer gereizter wird, folgt bald die nächste schreckliche Entdeckung: Es gab einen Mord! Die Geschwister Beate (Maria Fliri) und Franz Riegler (Max Moor), welche zusammen das Hotel leiten, versuchen nach Möglichkeit, die Geschichte möglichst geheim zu halten. Doch für Horak ist klar, nur er kann den Täter noch schnappen! Und so macht er sich gemeinsam mit seinem Gehilfen Freitag (Stefan Pohl) an die Arbeit. Doch die Zeit drängt, schließlich muss der Mörder noch im Haus sein …

Ein bekanntes Krimiszenario

Ein eingeschneites Hotel und ein mysteriöser Mord, der aufgeklärt werden muss, da denkt der Krimifan als erstes natürlich an Agatha Christies Die Mausefalle. Das ursprünglich als Hörspiel konzipierte Theaterstück ist immerhin das am längsten unterbrochen gespielte der Welt, von November 1952 bis März 2020 wurde es täglich in London aufgeführt – bis die Corona-Pandemie die Theater in die Knie zwang. Das letzte Problem verwendet ein recht ähnliches Szenario wie seinerzeit die Queen of Crime. Und auch sonst erinnert der österreichische Krimi an mehreren Stellen frappierend an die Romane der Schriftstellerin. So steht Horak in seiner aufgeblasenen Art Christies Poirot nicht nach. Auch die obligatorische Versammlung aller Beteiligten, welche mit der Verkündung des Täters – oder der Täterin – endet, gibt es hier. Der Titel wiederum ist eine Referenz an Sherlock Holmes.

Drehbuchautor Daniel Kehlmann (Ich und Kaminski, Das Verhör in der Nacht) hat jedoch mehr als eine reine Kopie der bekannten Titel geschrieben. Vielmehr ist Das letzte Problem irgendwo zwischen richtigem Krimi und Komödie angesiedelt, geht gleichzeitig als Hommage wie als Parodie durch. Diese Ambivalenz hat jedoch weniger mit dem Fall an sich zu tun, auch die Ereignisse sind ganz klassisch. Horak geht durch das Hotel, verhört jeden, der ihm irgendwie verdächtig vorkommt, untersucht den Tatort, hält nach Spuren Ausschau. Zwischendurch dürfen wir an seinen Theorien und Fragen teilhaben, meistens mittels der Dialoge mit seinem Gehilfen Freitag, der nicht viel mehr als ein stummes Spiegelbild sein darf.

Natürlich dürften manche bei dem Namen hellhörig werden. Ein Sidekick namens Freitag, das ist ein eindeutiger Verweis auf Robinson Crusoe. Bilder tropischer Inseln sind in Das letzte Problem jedoch lediglich als Tapete im Wellness-Raum zu sehen. Und doch ist die Querverbindung nicht unpassend, wenn Horak in dem Hotel wie ein Gestrandeter wirkt. Der ältere Kommissar aus Wien kämpft nicht allein um die Wahrheit und die Auflösung des Falls. Er kämpft auch um Autorität und Ansehen, will von anderen bewundert werden und braucht daher den kriminologischen Erfolg. Er muss den Fall lösen, wenn der das Überleben seines Egos sichern will. Die Opfer sind dafür nur ein Mittel zum Zweck.

Ein Scheitern zwischen Komik und Tragik

Dass trotz diesen unbedingten Willens der ersehnte Erfolg eher überschaubar bleibt, macht dabei einen Teil des Humors des Films aus. Zwar ist Horak kein zweiter Inspektor Clouseau, der ständig über etwas stolpert oder aus reinem Glück heraus Fälle löst. Ganz so weit geht Das letzte Problem dann doch nicht. Aber die Diskrepanz zwischen dem eigenen Anspruch und dem, was der Kommissar zustande bringt, bringt schon eine gewisse Komik mit. Besonders die Dialoge sind immer wieder Anlass für Erheiterung, ohne dabei gleich ins Alberne und Klamauk abzudriften.

Dabei ist der Film in erster Linie eine Bühne für Karl Markovics (Murer – Anatomie eines Prozesses), neben dem fast alle ein wenig verschwinden. Der österreichische Schauspieler, der zugleich Regie führte, überzeugt als eitler Gockel, der gleichzeitig lächerlich und traurig ist. Das Überbleibsel einer vergangenen Zeit, das nicht realisiert, wie sehr es Illusionen hinterherläuft. Das bleibt dann am Ende zwar noch die eine oder andere Frage übrig, da dürften manche vor den Bildschirmen daheim etwas irritiert sein. Auch wenn Das letzte Problem Setting und Szenario eines klassischen Krimis hat, prinzipiell auch als solcher funktioniert, so ist er dann doch nur zum Teil als solcher sehenswert, sondern an einem eigenen Ort zwischen Krimi, Komödie und Tragödie angesiedelt, an dem nichts ist, wie es scheint.

Credits

OT: „Das letzte Problem“
Land: Österreich
Jahr: 2019
Regie: Karl Markovics
Drehbuch: Daniel Kehlmann
Musik: Herbert Tucmandl
Kamera: Leena Koppe
Besetzung: Karl Markovics, Stefan Pohl, Maria Fliri, Julia Koch, Max Moor, Sunnyi Melles, Laura Bilgeri

Bilder

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„Das letzte Problem“ beginnt als klassischer Krimi, wenn in einem eingeschneiten, von der Außenwelt abgeschnittenen Hotel ein Mord geschieht. Der österreichische Film kombiniert dies jedoch mit humoristischen, fast parodistischen Elementen und auch Tragik, wenn ein selbstverliebter Kommissar unter allen Umständen den Fall lösen muss, da ihm sonst nicht viel geblieben ist.
7
von 10