Pai em Dobro Double Dad Der doppelte Vater
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Der doppelte Vater

Kritik

Pai em Dobro Double Dad Der doppelte Vater
„Der doppelte Vater“ // Deutschland-Start: 15. Januar 2021 (Netflix)

Ihr ganzes Leben hat Vicenza (Maisa Silva) in einer kleinen Hippie-Kommune verbracht. Dort mangelte es ihr prinzipiell an nichts, sie wurde von allen liebevoll versorgt. Eine Sache vermisste sie aber schon: einen Vater. Wer dieser ist, wollte ihr ihre Mutter (Laila Zaid) nie verraten. Sie weigerte sich sogar, über das Thema überhaupt zu sprechen. Als diese jedoch eines Tages fortgeht, um in Indien neue Erfahrungen zu machen, beschließt die inzwischen 18-jährige Vicenza, dass sie nun selbst herausfinden will, wer ihr mysteriöser Vater sein. Doch das ist gar nicht so einfach, bei ihren Recherchen stößt sie auf gleich zwei Männer, die dafür in Frage kommen: Paco (Eduardo Moscovis) und Giovanne (Marcelo Médici). Und so bleibt ihr nichts anderes übrig, als beide einmal aufzusuchen, in der Hoffnung, dort die ersehnte Antwort zu erhalten …

Die Suche nach den Wurzeln

Dass unsere Eltern einen maßgeblichen Einfluss darauf haben, wer wir sind, das dürfte außer Frage stehen. Alleine schon durch ihre Erziehung tragen sie dazu bei, dass wir der Welt auf einer bestimmten Weise begegnen. Doch was, wenn wir unsere Eltern nicht kennen oder zumindest einen Teil davon nicht? Dass in einem solchen Fall etwas fehlt, die Leute trotz eines glücklichen Lebens den Eindruck haben, nicht komplett zu sein, das wird jeder nachvollziehen können. Nicht ohne Grund gibt es immer mal wieder Filme, in denen Protagonisten und Protagonistinnen herauszufinden versuchen, wer diese fehlenden Elternteile waren und damit sie selbst – siehe etwa Einer von sechs und Wer ist Daddy?.

Wenn in dem brasilianischen Netflix-Film Der doppelte Vater eine Jugendliche aufbricht, doch noch das Geheimnis um ihren mysteriösen Vater zu lüften, dann fällt es prinzipiell auch nicht sonderlich schwer, ihr irgendwie die Daumen drücken zu wollen. Umso mehr, da besagte Jugendliche als sympathische, lebensfreudige Figur eingeführt wird, die unter den seltsamen Marotten ihrer Hippie-Mutter zu leiden hat. So jemandem muss man einfach Glück wünschen. Darauf spekulierte man auch beim Film und verließ sich ausschließlich auf das Charisma von Maisa Silva, die schon als Kind vor der Kamera stand und sich mittlerweile durch DJ Cinderella und andere Jugendfilme in ihrem Segment etabliert hat.

Eine Geschichte ohne Überraschungen

Nun sind Charisma und Ausstrahlung natürlich gute Voraussetzung für einen solchen Film. Es braucht aber schon ein bisschen mehr, wenn dieser Film dann auch selbst gut sein soll. Und leider fällt Der doppelte Vater in der Hinsicht schon sehr enttäuschend aus. So verpasste es das recht üppig besetzte Drehbuchteam – immerhin vier Leute haben an der Geschichte gearbeitet –, etwas auch nur irgendwie Nennenswertes auf die Beine zu stellen. Schon der Ablauf der Handlung könnte langweiliger nicht sein. Ab dem Moment, wenn Vicenza irgendwie beide Kandidaten mag und sie als Vater testen möchte, schaltet die Komödie auf Autopilot und nimmt dabei den Weg des geringsten Widerstandes. Überraschungen sind Fehlanzeige, zu keinem Zeitpunkt entwickelt der Film mal Eigenleben.

Nun müssen natürlich nicht alle Filme originell und bahnbrechend sein, zumal die Zielgruppe hier auch jünger angesiedelt ist. Es ist genauso legitim, sich einfach ein bisschen zurückzulehnen, in der Gewissheit, dass genau das passieren wird, was passieren soll. Das entschuldigt jedoch nicht, überhaupt keine Arbeit in das Drehbuch investieren zu wollen. Allenfalls der Hippie-Hintergrund von Vicenza hebt Der doppelte Vater etwas hervor. Aber selbst der wird beim Humor nur ungenügend einbezogen, obwohl er eine so dankbare Vorlage gewesen wäre. Überhaupt: Für eine Komödie ist das hier fast schon erschreckend unlustig. Es ist nicht einmal so, dass die Gags nicht zünden wollen. Vielmehr fehlen die Gags an sich.

Aber auch in punkto Emotionalität überzeugt Der doppelte Vater nicht. Die an und für sich gut gemeinte, nette Aussage des Films, dass Familie mehr bedeutet als Blutsverwandtschaft, wird zu wenig erarbeitet. Die Annäherung der zwei Väter und ihrer Tochter geschieht so schnell, als wären die drei ferngesteuert. Die obligatorischen Konflikte werden so holprig eingeführt und gleich wieder aufgelöst, dass man sie sich auch gleich hätte sparen können. Das wäre ehrlicher gewesen. Natürlich darf man das Ergebnis trotz allem rührend finden. Für einen Film, der sich selbst aber stolz für seine Erkenntnisse auf die Schultern klopft, ist das einfach zu oberflächlich und glatt.

Credits

OT: „Pai em Dobro“
IT: „Double Dad“
Land: Brasilien
Jahr: 2021
Regie: Cris D’Amato
Drehbuch: Thalita Rebouças, Renato Fagundes, Marcelo Andrade, João Paulo Horta
Musik: Fabio Góes
Kamera: José Roberto Eliezer
Besetzung: Maisa Silva, Eduardo Moscovis, Marcelo Médici, Laila Zaid, Caio Vegatti, Pedro Ottoni

Bilder

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Eine 18-Jährige will endlich herausfinden, wer ihr Vater ist, und hat plötzlich gleich zwei Alternativen. „Der doppelte Vater“ will eine charmante und aufmunternde Familienkomödie sein, ist aber letztendlich zu oberflächlich, einfallslos und witzlos, um dieses Ziel zu erreichen. Lediglich der Hippie-Hintergrund bleibt in Erinnerung, der Rest ist wenig bemerkenswerte Massenware.
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von 10