Die Liebe des Hans Albers
© NDR/Zeitsprung Pictures/Michael Ihle

Die Liebe des Hans Albers

Kritik

Die Liebe des Hans Albers
„Die Liebe des Hans Albers“ // Deutschland-Start: 6. Januar 2021 (Das Erste)

Talent hatte Hans Albers (Ken Duken) schon immer, brachte alles mit, was es für einen Star braucht. Bis auf die notwendige Selbstdisziplin. Doch dafür hat er Hansi Burg (Picco von Groote), die selbst als Schauspielerin tätig war, ohne dass ihr je der große Durchbruch gelang. Sie gibt dem Künstler, der weder bei Frauen, Alkohol noch dem Glücksspiel sonderlich zurückhaltend ist, den Rahmen, den er benötigt. Sie führen eine glückliche, wenn auch turbulente Beziehung, die nichts erschüttern kann – so dachten sie zumindest. Das ändert sich, als in den 1930ern der Antisemitismus immer lauter wird, die NSDAP alle Juden zu unterdrücken beginnt. Denn ausgerechnet Albers, der blonde Held der Deutschen, ist mit einer Jüdin liiert …

Ein ahnungsloser Held

Über das filmische Erbe von Hans Albers kann man geteilter Ansicht sein. Da findet sich schon viel belanglose Unterhaltungsware darunter, die man nicht unbedingt zu Klassikern der Filmgeschichte zählen würde. Das Leben des Schauspielers war hingegen durchaus spannend, gerade in den Jahren des Dritten Reiches. Ausgerechnet der blonde Hans, der Inbegriff des Ariers, konnte so gar nichts mit den Ideologien der Nazis anfangen. Er war ein Freigeist, der sich nichts vorschreiben lassen wollte. Vor allem nicht wen er liebt, weshalb er auch lange an der Jüdin Hansi Burg festhielt. Gleichzeitig wollte er sich nicht mit der Situation in seinem Land auseinandersetzen, steckte lieber den Kopf in den Sand und hoffte, dass alles irgendwie an ihm vorbeigehen würde.

Die Liebe des Hans Albers will dann auch diese Widersprüchlichkeit aufzeigen, indem der Film sich vor allem auf die schwierigen Jahre in den 1930ern und 1940ern konzentriert sowie die Beziehung zu Burg. Dass Albers schon vorher über 100 Stummfilme drehte, ist ebenso nur eine Randnotiz wie das Leben nach dem Krieg und nach dem Nationalsozialismus. Auch seine eigenen Erfahrungen, die er im Ersten Weltkrieg gesammelt hat und die ihn beinahe sein Bein kosteten, werden kaum ausgeführt, obwohl sie seinem Verhalten eine interessante psychologische Komponente geben würden. Die aus ihm vielleicht mehr machen würden als einen etwas aufgeblasenen Frauenhelden, der sich wenig um andere kümmert.

Doch es sind nicht die Auslassungen, die den Film zu einer derart irritierenden Produktion machen, sondern die konkrete Umsetzung. Schon die Besetzung mit Ken Duken (Traumfabrik) überrascht, da der Schauspieler dem von ihm Porträtierten so gar nicht ähnlich sieht. Würde da nicht ständig der Name Hans Albers genannt, man wüsste gar nicht, dass es um ihn geht. Richtig bizarr ist aber die Entscheidung, neben regulären nachgespielten Szenen aus dem Leben von Albers Interviewszenen einzubauen, die ebenfalls von Duken sowie Picco von Groote gespielt werden. In Dokudramen gibt es solche Mischungen aus nachgespielten Szenen und Interviews zwar schon des Öfteren, wie etwa bei Die Unsichtbaren – Wir wollen leben. Doch das dient normalerweise dazu, Expertenmeinungen einzuholen oder Zeitzeugen zu befragen, also die Geschichte zu unterbrechen, um in die Gegenwart zurückzukehren.

Keine Chance für Illusionen

Was genau diese Szenen sollen, wird nicht klar. Sie sind weder als Meta-Ebene über Dokudramen noch als Erhellung der jeweiligen Charaktere geeignet. Zu oft wird in diesen Pseudointerviews nur noch einmal das wiederholt, was in den Spielfilmszenen zu sehen ist. Und wenn dann doch mal eine größere Perspektive eingenommen wird, dann wirkt das so, als hätte man beim Drehbuchschreiben einfach nur den einfachsten Ausweg genommen. Wozu sich Mühe machen beim Zeigen, wenn wir dem Publikum auch einfach gleich sagen, was es wissen soll? Das ist nicht nur ärgerlich. Die ständigen Unterbrechungen führen zudem dazu, dass irgendwie nie wirklich ein Fluss entsteht. Stattdessen wird, nach einem anfänglichen Zeitsprung, einfach der Chronologie nach gestolpert.

Das ist auch deshalb bedauerlich, weil in dem Film einiges steckt, von dem man tatsächlich gern mehr gehört und gesehen hätte. Gerade dieser Balanceakt, einerseits ein Volksheld zu sein, bewundert zu werden, gefallen zu wollen, andererseits wegzusehen bei dem, was um einen herum geschieht, macht Die Liebe des Hans Albers punktuell durchaus sehenswert. So aber ist die TV-Produktion unbefriedigend, ist weder auf der intellektuellen, noch der emotionalen Ebene genug. Es entsteht kein Gefühl, Teil einer wirklichen Lebensgeschichte zu sein, da das Geschehen nicht real erscheint. Die Illusionen des Dabeiseins, welche Filme normalerweise erzeugen, kommen hier einfach nicht zusammen.

Credits

OT: „Die Liebe des Hans Albers“
Land: Deutschland
Jahr: 2020
Regie: Carsten Gutschmidt
Drehbuch: Dirk Eisfeld, Nina Koshofer
Musik: André Feldhaus
Kamera: Jürgen Rehberg
Besetzung: Ken Duken, Picco von Groote, Dirk Martens, Christian Aumer, Sebastian Nakajew, Imme Beccard, Wolf Bachofner, Dirk Böhling

Bilder

Trailer



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„Die Liebe des Hans Albers“ erzählt, wie der beliebte Volksschauspieler in den 30ern und 40ern ein Star war und dabei nichts mit den Nationalsozialisten zu tun haben wollte. Das ist prinzipiell ganz interessant, auch durch die Beziehung zu der jüdischen Schauspielerin Hansi Grube. Die seltsame Umsetzung mit Pseudointerviews macht aber jegliche Illusion zunichte, zumal Ken Duken zu keiner Zeit als Albers durchgeht.
4
von 10