Zweiter Weltkrieg, mitten auf dem Atlantik: Als Captain Murrell (Robert Mitchum), der erst vor Kurzem das Kommando über das Kriegsschiff USS Haynes übernommen hat, ein deutsches U-Boot entdeckt, das auf dem Weg zu einem Treffpunkt ist, nimmt er sofort die Verfolgung auf. Obwohl er noch von Verletzungen beeinträchtigt ist, die ihm bei einem früheren Einsatz zugefügt wurden, ist er fest entschlossen, den Gegner zu versenken. Und so befiehlt er seiner Mannschaft, das Schiff gefechtsbereit zu machen und die Wasserbomben vorzubereiten. Doch dieses Unterfangen stellt sich als sehr viel schwerer heraus als gedacht. Schließlich steht ihm auf deutscher Seite Kapitän von Stolberg (Curd Jürgens) gegenüber. Der ist nicht nur erfahren, sondern nicht minder entschlossen, seine Mission zu Ende zu bringen …
Spannung auf engem Raum
Wenn Filmschaffende heute Kriegsschlachten inszenieren, dann wird gerne auf Spektakel gesetzt. Werke wie Midway – Für die Freiheit nutzen die aktuellen Möglichkeiten für Spezialeffekte nicht nur, sie zelebrieren sie geradezu, wenn es in Schnittgewittern und begleitet von lautem Getöse Explosionen vom Himmel regnet. Das Motto: Hauptsache, es kracht ordentlich! Das war früher zwangsläufig anders, die Einschränkungen der filmischen Mittel zwangen Regisseure und Geschichtenerzähler dazu, sich dem Thema auf andere Weise anzunähern. Dick Powell etwa bewies 1957 mit Duell im Atlantik, dass Spannung auch anderweitig erzeugt werden kann.
Das war nicht unbedingt zu erwarten gewesen. Der US-Amerikaner, der zunächst als Schauspieler und Sänger Karriere machte, hatte mit seinen Regie-Arbeiten nicht unbedingt den besten Eindruck hinterlassen. Sein Abenteuerepos Der Eroberer mit John Wayne als Dschingis Khan wird sogar gerne mal als einer der schlechtesten Filme der 1950er aufgeführt. Ein Meisterwerk mag Duell im Atlantik selbst nicht sein, ist aber doch ein deutlicher Fortschritt. Powell verstand es, bei seiner Adaption von Denys Rayners Roman viel aus den begrenzten Settings herauszuholen. Praktisch der gesamte Film spielt an Bord des Kriegsschiffes und des U-Bootes, während die jeweiligen Kommandanten versuchen, sich gegenseitig zu zerstören.
Wiederholter Perspektivenwechsel
Interessant ist dabei, wie Duell im Atlantik immer wieder die Perspektive wechselt. Anders als bei den meisten Kriegsfilmen, die mit einem klar definierten Protagonisten arbeiten, der gleichzeitig auch der Held ist, versucht der Film, beide Seiten als ebenbürtig zu zeigen. So ist von Stolberg zwar Deutscher, wird aber nicht als abgrundtief böser Nazi dargestellt. Vielmehr sind er und Murrell sich sehr ähnlich, sind nur zufällig auf unterschiedlichen Seiten gelandet. Der Film zeigt sie als pflichtbewusste Männer, die alles dafür tun, ihren Auftrag zu erfüllen. Ob der Krieg als solcher gerechtfertigt ist, diese Entscheidung steht ihnen nicht zu. Sie sollen nur dafür sorgen, dass sie diesen gewinnen.
Dieser Versuch, sich von der sonst üblichen Schwarzweiß-Zeichnung solcher Kriegsfilme zu lösen, stieß dabei auf geteiltes Echo. Auf der einen Seite ist es natürlich löblich, das Menschliche im Krieg zu suchen und Soldaten als Individuen zu zeigen, die sich nicht aktiv für das Böse entschieden haben. Gleichzeitig neigt Duell im Atlantik aufgrund des gerade zum Ende hin sehr versöhnlichen Tons dazu, den Schrecken des Krieges zu mildern. Da kann man an manchen Stellen schon vergessen, dass es überhaupt Krieg gibt und nicht einfach nur zwei Mannschaften gerade um einen Pokal gekämpft haben.
Zuvor gibt es aber schon viel Nervenkitzel, weil das im Titel angesprochene Duell trotz der Gemeinsamkeiten zwischen den Kommandanten sehr ein ungleiches ist. Wenn ein Kriegsschiff und ein U-Boot aufeinandertreffen, dann ist klar, dass das nicht auf Augenhöhe geschehen kann. Vielmehr wird ein Katz-und-Maus-Spiel daraus, das viel mit Belauern arbeitet und einiges an Geduld erfordert. Denn jeder falsche Schritt könnte der letzte sein, egal in welchem Fahrzeug man sich gerade befindet. Das erreicht dann zwar nie die Intensität von Das Boot, welches die Angst noch mal ein ganzes Stück deutlicher spüren ließ. Das ist bei Duell im Atlantik schon eher abstrakt, woran die für heutige Ohren unpassende Musik ihren Anteil hat. Sehenswert ist der Kriegsthriller aber noch immer, zeigt den Kampf als den des Geistes, weniger als den rein technischer Mittel.
OT: „The Enemy Below“
Land: USA
Jahr: 1957
Regie: Dick Powell
Drehbuch: Wendell Mayes
Vorlage: Denys Rayner
Musik: Leigh Harline
Kamera: Harold Rosson
Besetzung: Robert Mitchum, Curd Jürgens, Al Hedison, Theodore Bikel, Russell Collins, Kurt Kreuger, Frank Albertson, Doug McClure
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 1958 | Beste Spezialeffekte | Walter Rossi | Sieg |
BAFTA Awards | 1959 | Bester ausländischer Darsteller | Curd Jürgens | Nominierung |
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